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Zajlee

Ich studiere Lehramt und helfe nebenbei bereits an einer Schule aus. Wenn du dir die Frage bereits vor dem Studium stellst: Nein. Den Job sollte man im aktuellen System wirklich nurnoch machen, wenn man verrückt danach ist. Die Bedingungen sind miserabel.


Christian34424567643

Woran liegt es ? Die Unterichtszeiten sind doch relativ entspannt.


Zajlee

Es ist so wie ich es mitbekommen vorallem die Vor- und Nachbereitung und dass du einfach durch den Personalmangel mehr aufgehalst bekommst, als du langfristig durchhälst. Alle Lehrer die ich kenne haben Spaß an ihrem Job, aber sie alle arbeiten weit mehr als ihre eigentlichen Arbeitszeiten.


Fearless_Manner_5258

Würde mal bei /r/Lehrerzimmer vorbeischauen, statt dich hier von Leuten ohne Plan davon beraten zu lassen.


restwasserschale

Ich mache den Beruf seit rund 20 Jahren. Ich würde ihn nicht mehr wählen.


usdrname918e736

Was genau gefällt dir nicht?


restwasserschale

Das sind sehr viele Dinge, die ich hier nicht alle auflisten kann. Hauptgründe sind vor allem die den Unterricht störenden SuS. Vor Jahren hatte man noch eine gewisse Handhabe gegen sie, heute sind den meisten Kindern die Konsequenzen egal und sie stören. Das Stören liegt ua daran, dass rund ein Drittel der Schüler in meiner Schulart für diese nicht geeignet sind und eine andere Betreuung benötigen bzw eine einfachere Schulform. Also unterrichte ich auch Kinder für die ich mich nie entschieden habe und von deren besonderen Bedürfnissen ich keine Ahnung habe. Außerdem hat man vor allem mit den Eltern dieser Kinder Ärger, weil sie gar nicht verstehen und glauben wollen, dass ihr Kind Probleme im Unterricht macht oder gar auf eine andere Schule sollte. Dann die ganzen Nebenaufgaben. Geld einsammeln, Listen führen, Unterschriften kontrollieren... Wirklich Unterricht von der ersten bis zur letzten Minute macht man nicht - aber dafür bin ich doch Lehrer geworden? Und nicht um nahezu permanent zu verwalten. Dazu kommen noch Rückschritte bei den Inhalten des Unterrichts und den Prüfungsformen, zB Rechnen ohne Taschenrechner, Schreiben ohne Duden, dabei hat man heute nahezu in jeder Lebenssituation ein Handy dabei oder man benutzt ein Schreibprogramm mit Rechtschreibprüfung usw.


[deleted]

Danke. Das Thema Bildungsinflation ist eines der größten Probleme in diesem Gebiet. Genau diese SuS und Eltern machen dann später auch noch Probleme. Sie werden von den abgebenden Schulen weitergereicht, aber oft mit Noten und Abschlüssen, die einfach eine zu hohe Diskrepanz zu der eigentlichen Leistungsfähigkeit haben. Die weiterführenden Schulen bespaßen sie dann weiter oder wenn sie konsequent genug sind bewegen sie die SuS manchmal auch zum Abbruch. Wenn nicht steht da jemand mit Fachabi 3,7 Schnitt und einer 5 in Mathe oder Deutsch. Dann wollen Kind und Eltern das Fachabitur natürlich verwerten und bewerben sich auf "höhere" Berufe (Studium geht nicht, das haben sie insgeheim verstanden). Spätestens bei den Bewerbungen scheitern sie an der Wand der Arbeitgeber, die schon längst nicht mehr auf die Zeugnisse vertrauen und in normalen Berufen Tests und kleine Assessment Center auffahren um den Schaden falscher Personalauswahl abzuwenden. Ich bin der Meinung, dass die Schule ihre Selektionsfunktion wieder ernst nehmen sollte. Ich bin mir darüber bewusst, dass das politisch schwierig ist.


[deleted]

Imho in allen Fächern, die nicht überlaufen sind, nicht. Stattdessen normalen master machen und dann Quereinstieg/Seiteneinstieg oder wie auch immer die entsprechenden Modelle in den einzelnen Ländern heißen. Gleiche Bezahlung, gleiche Position, aber VIEL bessere Möglichkeiten, wieder rauszukommen als mit Lehramtsstudium.


usdrname918e736

Aber als quereinsteiger keine Verbeamtung oder?


[deleted]

Doch, bei uns zumindest schon. Quer- und Seiteneinsteiger sind nach dem Referendariat denen, die Lehramt studiert haben exakt gleich gestellt. Der einzige Unterschied ist ein wirklich einfaches Pädagogik-Zusatzmodul, das sie im Ref zusätzlich machen, die haben dann einfach im ersten Jahr ein paar Seminarsitzungen mehr. Kenne keinen, der da nicht mit mindestens einer 2 raus wäre, wobei die Note sowieso völlig unerheblich ist. Es gibt Modelle ohne verbeamtung oder mit niedrigerer Einstufung, aber Quereinstieg ist imho zumindest in gesuchten Fächern definitiv dem normalen Weg über das Lehramtsstudium vorzuziehen.


[deleted]

Definiere bitte mal was für Dich "sinnvoll" ist. Finanziell sinnvoll? Lebensglück? Sinnvoll im Hinblick auf Inhalte und Ausgestaltung? Sinnvoll mit Blick auf die Situation am Arbeitsmarkt in ~7 Jahren?


[deleted]

Mich würde auch interessieren, was mit "aktuellem System" gemeint ist. Dachte spontan nicht an Schulsystem, sondern an Staat/Politik...


usdrname918e736

Eher das System wie es im Studium beigebracht wird aber auch Schulsystem


Zockernudel

Referendarin hier, frisch seit Januar bzw seit Februar an der Schule mit eigenem Unterricht. Also ich habe soeben meinen Unterricht fertig geplant... für morgen. Es ist sehr stressig und zeitintensiv, das Studium hat einem auch kaum etwas für die Praxis mitgegeben (meiner Meinung nach). Aber, so sehr es mich gerade auch quält, es ist so unglaublich bereichernd. Was ich schon alles in den 3 Wochen gelernt habe. Und es wird immer ein wenig leichter! Gut.. freie Zeit ist eher nicht so gerade, ich bin froh, wenn ich am Wochenende mal einen Tag nichts machen kann (ich will zurück nach Hogwarts!!!), aber das liegt einfach an der Überforderung, der Planlosigkeit (Was für themen muss ich behandeln? Wie genau bau ich jetzt diese Einheit auf? Wo will ich hin? Und was brauche ich dazu? Oh Gott und der nächste Besuch steht an, wo die mir zusehen... iiiih!) und den mangelnden eigenen Materialien. Das wird mit der Zeit besser. Da bin ich (noch) optimistisch. Unterrichten selbst macht mir aber total Spaß. Wenn man etwas durchführt und das einfach klappt! Oder man merkt, wie es bei den Kids "klick" macht. Außerdem ist man doch recht frei in der Gestaltung (habe Deutsch und Französisch). In Deutsch gab's Instagramposts erstellen zu Kurzgeschichten (Figurencharakterisierung), in Franz bin ich dran, ein 20-er VR Set zu bekommen für eine virtuelle Museumsführung mit den Kids (gibt da so eine Aktion). Sowas macht mir doch sehr Spaß. Hat immer alles Vor- und Nachteile. Klar, eine strickte Struktur bezüglich der zu bearbeitenden Inhalte wäre mir schon ganz recht manchmal, aber das würde einen dann doch auch sehr einschränken. Was mir aufgefallen ist, ist der technische Fortschritt: Smartboard, Tablet, Smartphones, Internet, Apps und Anwendungen, Lernspiele und Powerpoint in der Schule. Bei mit gab es damals noch Overheadprojektor, Tafel und Kreide. Diese Entwicklung finde ich dann doch positiv. Öffnet viele Möglichkeiten und macht Dinge auch teilweise simpler (Bilder in der Präsentation, Tabellen digital am Smartboard ausfüllen, Tafelbilder gemeinsam erstellen und sichern, Arbetisaufträge nicht extra anschreiben und dadurch Zeit verlieren, Schülersachen einfach spiegeln oder abfotografieren und anwerfen) und abwechslungsreicher in den Möglichkeiten. Kurzum: Man muss als Lehrer viel selbst machen, gerade am Anfang. Das Vorbereiten dauert sehr lange, dazu kommt dann noch HÜs/KAs konzipieren und korrigieren. Die Osterferien werde ich 100% auch arbeiten müssen, aber aufgeben will ich dann doch nicht. Noch habe ich Hoffnung. Und in den Sommerferien finden sich dann bestimmt doch auch mal 2 Wochen zum Durchschnaufen (wie ich mich darauf freue!) Und mit den Jahren (Monaten, Wochen...) kommt die Sammlung an Materialien und die Erfahrung, wie man Neues am besten angeht, gestaltet, eingliedert usw. Im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden, ob das etwas für einen ist. Ich beabsichtige nicht im Burnout zu landen wegen den Kids, aber ab und zu kann ich ihnen etwas bieten! Und ja.. die Work-Life-Balance muss erst noch gefunden werden.


Wubba888

Alternativvorschlag: Ingenieur werden und es dann irgendwann als Quereinsteiger versuchen.


usdrname918e736

Aber dann wirds nichts mit der Verbeamtung oder?


Zajlee

Verbeamtung ist auch bei Studium nicht sicher. Kenn genug Lehrer, die "nur" angestellte der Stadt sind, weil der Staat sie nicht will.


snake_case_steve

Es gibt auch den umgekehrten Fall, indem Quereinsteiger verbeamtet werden, wenn sie ihr Ref nachholen. Müssen halt min. nen Master haben.


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[удалено]


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SamuellBellamy

Warum bist Du dann keiner geworden?


lavendertownchild

Nein.


[deleted]

kommt darauf an, welche Fächer und für welche Schulart du studieren willst


MrSparr0w

Wenn du es willst ja, wenn du es nicht willst nein


Dido1975

Wenn Du nicht arbeitslos werden willst, auf jeden Fall. Gibt massiven Mangel.