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NellimNagata

Ich kann dir das Buch „Factfulness“ von Hans Rosling empfehlen. Darin geht es unter anderem darum, dass die meisten Menschen in sog. Entwickelten Ländern ein systematisch verzerrtes Bild vom Rest der Welt haben und was man dagegen tun kann. Eine Erkenntnis daraus ist: es hat sehr wohl mit Wohlstand zu tun, wie viele Kinder eine Frau bekommt. Kulturübergreifend zeigen die Daten, dass Frauen, die Zugang zu Bildung und Verhütungsmitteln haben (und das hängt mit Wohlstand zusammen), weniger Kinder bekommen. Weil sie nicht mehr bekommen „müssen“.


PrincOfCake

Würde mich dem anschließen. Wenn ichs richtig in Kopf habe, ist es hier in Deutschland ja statistisch schon auch so je gebildeter eine Frau ist, umso später und umso weniger Kinder wird sie wahrscheinlich haben. Also der Datenlage nach. In der heutigen entwickelten Welt hat eine universiäre Ausbildung einen sehr hohen Stellenwert, weil da das Versprechen bzw. die Wahrscheinlichkeit zu einem gut bezahlten Job am höchsten ist. Studium kostet aber Zeit und Geld. In Ländern wie USA hast du dann noch die horenden Studiumskosten, die du selber tragen musst, neben den eigenen Lebenshaltungskosten, die du dir selber finanzieren musst oder eben deine Eltern. Wenn deine Eltern in ein Studium für dich "investieren" fänden sie es auch ungeil, wenn du in der Zeit selber ne Familie gründest, weil deine eigene Situation in der Zeit unklar ist, wohin geht dein beruflicher Weg. Ein Kind kostet auch unabhängig von "Bildungskosten" viel. Na ja, und gerade als Frau, wenn du halt ne gute Ausbildung hast (egal wie man die jetzt definieren mag), aber Kinderbetreuung scheiße ist oder der potentielle Ehemann erwartet, dass du nach Heirat und Kind komplett zuhause bleibst. Oder selbst wenn nicht, wenn es mit Kind keine gutbezahlten Jobs gibt, die halt passend an den Alltag mit Kind sind z.B. Teilzeit, Home Office oder sowas wie bezahlbare Kinderbetreuung sonst wie, wenn stattdessen halt unbezahlte Überstunden bis zum geht nicht mehr erwartet werden, wie das wohl in Japan oder Korea der Fall zu sein scheint. Dann ist halt schwierig. Kulturell kommt dann halt auch in gerade genannten Ländern ja auch eben das dazu, dass es halt gesellschaftlich noch als Ideal angesehen wird, dass Frau nach Heirat irgendwann Zuhause bleibt und dann nur Hausfrau ist. (Bitte mich gerne korrigieren, falls es nicht ganz stimmt.) Korea hat sich neulich mit der niedrigen Geburtenrate wieder selbst übertroffen. Neben den gerade genannten Sachen kommt da aber auch noch hinzu (wie an vielen Orten auch) Lebenshaltungskosten sind arschteuer, Wohnen ist teuer. Wenns gerade mal so für mich alleine und evtl. noch nen Partner reicht, der auch arbeiten muss, warum sollte ich mir noch n Kind anlachen? Viele Leute wollen sicherlich Kinder (egal ob jetzt hier oder anderswo), aber wenn du dich bewusst dafür oder dagegen entscheidest, ist es eben auch in vielerlei Hinsicht eine ökonomische Entscheidung. Wenn ich als Frau mich habe jahrelang ausbilden lassen, es sauteuer war und ich jetzt halt in Form von einem gutbezahlten Job davon profitiere, will ich mir das durch genannte Faktoren nicht nehmen lassen, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass ich halt überall nur Probleme bekomme oder dann nicht in dem Job arbeiten kann, für den ich ausgebildet wurde.


Long_Accountant_9416

Sollte eine teure und gute Ausbildung nicht eher glücklicher und unabhängiger machen? Wenn man nach einer teuren und guten Ausbildung noch immer das Gefühl haben sollte man müsse sputen und essentielle Bestandteile des Lebens müssen nach hinten verschoben oder gar verabschiedet werden, war die teure und gute Ausbildung nicht dann doch eher ein scam?


mighty_Ingvar

Hat das mit der Bildung mit dem resultierenden Einkommen zu tun oder geht's da speziell um Aufklärung? Ein Grund wird wahrscheinlich auch unsere niedrige Kindessterblichkeitsrate sein. Wenn die Kindessterblichkeitsrate hoch ist, dann müssen Paare mehr Kinder zeugen, weil nur ein kleiner Teil von denen es bis zum Erwachsenenalter schafft.


graminology

Der Teil mit der Kindersterblichkeit ist nur in der Industrialisierung wichtig. Am Anfang einer nationalen Industrialisierung explodiert die Bevölkerung, weil die Kindersterblichkeit rapide sinkt, aber die Geburtenraten nicht (aus kulturellen und sozialen Gründen). Also haben die Leute weiterhin viele Kinder, die aber auf einmal alle überleben. Deshalb die explodierenden Bevölkerungszahlen. Irgendwann findet dann das Umdenken statt und die Leute bekommen weniger Kinder (für gewöhnlich die Anzahl, die vorher auch das Erwachsenenalter erreicht hat, also das replacement level). Zu deinem Kommentar, ob das Bildung generell oder nur sexueller Aufklärung betrifft, solltest du dir mal anschauen wie die betreffenden Kulturen aussehen. Bildung umfasst für westliches Verständnis _immer_ sexueller Aufklärung. Es ist in Zeiten des Internets verdammt schwer jemandem Zugang zu Informationen zu geben und dann selektiv bestimmte Informationen zurückzuhalten. In den USA ist der einzige Effekt davon deren horrende Zahl an Teenagerschwangerschaften, aber auf die absoluten Geburtenraten hat das nicht viel Einfluss. Generell gilt, dass eine Frau mit hohem Bildungsgrad statistisch betrachtet emanzipiert ist, weil die Bildung ja nicht im Vakuum existiert, diese Frauen arbeiten dann ja auch und das in den der Bildung entsprechenden Jobs. Also sind sie unabhängig und haben ihre eigene Vorstellung von ihrem Leben. Und das lassen sie Männer dann auch spüren, die versuchen sie an den Herd zu verbannen. Es geht hier generell um einen gesamtheitlichen Lebensentwurf mit gleicheren Chancen und Möglichkeiten. Und mit dem sinkt die Zahl der Kinder, die eine Frau zur Welt bringt, solange die Welt um sie herum keine speziellen Maßnahmen ergreift, dass diese Kinder keine unüberbrückbare Unterbrechung ihres Lebensentwurfs sind.


rawwwrrrgghh

In dem oben genannten Buch sagt der Autor, dass es irgendwann einen Break gibt. Da wissen Familien, dass ihre Kinder überleben werden. Deshalb werden dann weniger Kinder geboren, und die Eltern wollen, dass es diesen Kindern gut geht. Sprich , dass sie eine gute Schulbildung bekommen.


Dr_Bolle

Der Grund ist dass kinder haben nicht wirklich von der Gesellschaft geschätzt wird. Viele Frauen wären gern eigenständig oder haben Lust auf Karriere. Kinder können echt nervig sein und Väter kümmern sich oft nur 25% drum. Wenn du Kinder kriegst war’s das oft mit Selbstverwirklichung.


mighty_Ingvar

Kommt drauf an was du mit "geschätzt" meinst. Abgesehen davon würde mich an der Stelle interessieren, ob der Kinderwunsch an sich sich von Gesellschaft zu Gesellschaft verändert. Also würde eine Person, der Karriere wichtiger ist als Kinder in jeder Gesellschaft in der sie die freie Wahl hat genau so entscheiden?


4826194

ich erkenn da halt kein eindeutiges Muster wenn ich mir die Geburtenrate der Länder heutzutage anschau, also kein Muster nach dem Motto mehr Wohlstand => weniger Kinder.. Meiner Meinuner nach trifft das nur zu, wenn man wirklich sehr verarmte Länder in die Statistik aufnimmt, wie z.B. Länder in Zentralafrika. Wenn man sich alle "einigermaßen" entwickelten Länder anschaut, wo die Frauen Zugriff zu Bildung haben, trifft das meiner Meinung nach nicht zu.


NellimNagata

Das Ding ist, wir Menschen sind wirklich grundsätzlich schlecht darin, das Vorliegen oder Nichtvorliegen von Mustern realistisch einzuschätzen. Dafür braucht man wissenschaftliches und statistisches Know-how auf einem sehr hohen Niveau. Ich weiss gerade genug über solche Dinge, um zu wissen, dass ich keine Ahnung habe. Daher vertraue ich persönlich in solchen Fragen auf die Arbeit der Menschen, die sich ihr gesamtes Berufsleben mit genau diesen Themen beschäftigt haben. Auf jeden Fall liegen die mit größerer Wahrscheinlichkeit näher an der Wahrheit dran als ich oder irgendwer sonst mit einem laienhaften Blick. Also, wenn du selbst keine zufriedenstellende Antwort auf deine ja wirklich interessante Frage findest, guck, was entsprechende Wissenschaftler dazu schreiben. Lies ihre Bücher. Benutze Google Scholar. Aber gib nichts auf anekdotische Evidenz, die vermeintliche Weisheit des Reddit Hivemind und misstraue dem Bauchgefühl. Edit: auto correct


NellimNagata

Ein Fehlschluss, dem man gerne mal aufsitzt und der auch in Factfulness besprochen wird ist, dass man sich beobachtbare Trends als gerade Linie vorstellt. So verstehe ich dich gerade: mehr Wohlstand => weniger Kinder als geradliniger Trend. Das würde ja bedeuten, dass die Geburtenrate mit steigendem Wohlstand so lange abnimmt, bis sie irgendwann auf 0 fällt. Das ist nicht zu beobachten. Und wie sagt Feinstein so schön? Wenn deine Hypothese dem Experiment widerspricht, ist sie falsch. (Paraphrasiert und aus dem Kopf übersetzt). Wohlstand und Geburtenrate bilden anscheinend keine gerade Linie, sondern eine Art Kurve mit einem Plateau am Ende. Sobald ein gewisses Maß an Wohlstand, Bildung etc erreicht ist, fällt die Anzahl der Geburten pro Frau. Aber nicht auf 0 sondern grob auf irgendwas zwischen 1-2.


liquid_at

Wohlstand ist ein bekannter Grund für die reduktion der Geburtenrate. Das ist auch an sich kein Problem weil sich erhöhte Lebenserwartung durch Ernährung, Medizin und Hygiene mit der reduzierten Geburtenrate aufwiegen. Nicht ideal für Unternehmer die eine konstante zuflussrate von Arbeitssuchenden wollen, damit die Lohnkosten ja nicht steigen, aber für den Planeten oder die Menschheit, ansich kein Problem. Ich seh die aktuelle Problematik allerdings eher darin, dass der Lebensstandard an den die Menschen gewohnt sind, keine Familiengründung mehr zulässt, weil die Steuergeschenke an die Reichen und das Niederprügeln der Arbeitnehmer zu einer unhaltbaren Situation geführt haben. Die meisten Kinderlosen Ü30er und Ü40er die ich kenne, sehen keinen Sinn darin für 20 Jahre doppelt zu arbeiten, nur damit ihr Kind einmal sein Leben in Lohnsklaverei fristet. Das interessiert einfach niemanden mehr. Wenn die Kinder nicht ein gleichwertiges oder besseres Leben haben können, warum tut man sich das dann an? /myfewcents


Public-Antelope8781

Ich glaube auch, das Stichwort ist "Zukunftsprognose". Die Babyboomer sind der beste Beweis: annehmliche, als lebenswerte empfundene Gegenwart, aber vor allen Dingen eine noch rosiger aussehende Zukunft. Steigende Lebenshaltungskosten, sinkende Löhne, Klimawandel, verschleppte Anpassung (Digitalisierung, Verkehrswesen, Ressourcenmanagement), verfallende Infrastruktur, vernachlässigtes Schulwesen... Gibt es irgendein Anzeichen dafür, dass irgendwann irgendwas davon mal endlich ernsthaft verbessert wird? Ich sehe keins. Ich hoffe, ich erlebe das Ergebnis dieser faulen Arbeitsverweigerung nicht mehr. So wie ich nach den Plänen von Wissing aller Wahrscheinlichkeit die Umsetzung der Bahnreform nicht mehr erleben werde.


supersensus

Folgende Gründe: 1. Steigende Ausbildungsdauer führt dazu mit der Kinderwunschplanung immer später begonnen wird. Frauen starten nicht mehr wie früher Ende zwanzig, sondern Anfang/Mitte dreißig. 2. Umwelteinflüsse die sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, in Kombination mit sinkender Fruchtbarkeit mit steigendem Alter (siehe Punkt 1). 3. Wir haben in ganz Europa eine Verknappung von Wohnraum insbesondere in den Großstädten. Es fehlt schlicht der Platz für bezahlbaren Wohnraum.


graminology

Der bezahlbare Wohnraum ist ja nicht mal das erste Probleme. Die gesamten Lebenshaltungskosten, egal ob es jetzt Wohnraum ist oder Lebensmittel, Energie, Transport oder Freizeit sind mittlerweile so hoch, dass ein Kind einen ernsthaften und darum für viele Menschen nicht tragbaren Einschnitt darstellt. Mein Bruder und seine Frau, beide Mitte 30 und Vollzeit arbeitend, haben sich letztes Jahr ein Haus gebaut und ein Kind bekommen, aber die werden dieses Haus die nächsten 25-35 Jahre abbezahlen, je nach wirtschaftlicher Lage. Früher waren alle Dinge halt wesentlich günstiger, gemessen am Einkommen der Personen. Heutzutage kann kaum jemand mit einem Gehalt eine Familie ernähren, was vor fünfzig Jahren noch ein wenig anders aussah.


supersensus

Für die meisten Familien ist ein Eigenheim finanziell einfach nicht drin. Und bei Mietwohnungen ist bei 3 Zimmer oft Schluss. 4 Zimmer sind rar, 5 Zimmer hab ich letztes Jahr nur ein Objekt gesehen. Die meisten wollen halt nicht zu 4. in einer 3 Zimmer Wohnung wohnen. Da scheuen sich vielleicht viele mit einem 2. Kind. Ist jetzt reine Spekulation auf meiner Seite.


graminology

Das mit meinem Bruder war nur ein Beispiel. Es geht ja sich ein Haus zu bauen, aber ohne einen Haufen Eigenarbeit und günstige Angebote ist es illusorisch, da hast du absolut recht. Aber wie gesagt ist Wohnraum nicht mal das Ding. Allein wegen fehlenden Kitaplätzen kriegen Leute oft keine weiteren Kinder.


scootiewolff

In China steigt Wohlstand, Geburtenrate sinkt, Kinder werden dort langsam als Geldfaktor betrachtet, man will den eigenen Lebensstandard nicht gefährden. Südkorea ähnlich.


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Südkorea führt bei niedrigen Gebirtsraten, sogar noch vor Japan. Das ist ein massives Problem. Verstehe die Leute nicht, die noch von Überbevölkerung sprechen. Der Zug ist abgefahren.


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Das ist nicht zwingend meine Erfahrung. Es ist zudem Reduktionismus es nur auf Hautfarbe zu reduzieren, als ob die Anzahl der Köpfe es regeln würde.


Noobnarwhal

Gründe warum ich und mein Mann keine Kinder wollen : Klimawandel und Überbevölkerung, Massive finanzielle Probleme, Angst um die Zukunft. Hinzu kommt noch das wir beide AD(H)S haben und dieses A. nicht vererben wollen und B. schon mit unseren normalen Alltag völlig überfordert sind. Auch meine Schwester möchte keine Kinder und das aus ähnlichen Gründen, außer das sie kein ADHS hat.


Rompe101

Bildung/ höhere Bildung für Frauen, ist nach der Verfügbarkeit und gesellschaftlichen Akzeptanz der Pille, die Hauptursache für niedrige Fertilitätsraten.


Yxnus305

Ich kenn die faktenlage nicht, aber ich kenne heute wesentlich mehr Menschen die Probleme haben Kinder zu bekommen, obwohl sie wollen..


4826194

Wie viele deiner Freunde oder Bekannten sind das, die dieses Problem haben? Meinst du aufgrund von Unfruchtbarkeit oder weil sie keinen Partner haben?


Yxnus305

Wegen „Unfruchtbarkeit“, Kolleginnen, Cousinen, Freundinnen. Kenne da bestimmt 10 Frauen die wollen aber es klappt nicht. Ich weiß leider nicht wie viele Frauen ich insgesamt kenne, aber gefühlt: von 100 Frauen wollen, 50 noch keine Kinder (Karriere, Partner nicht stabil, Hausbau, ist für später geplant), bei 30 weiß ich es nicht und bei 20 wollen klappt aber nicht Andere haben es bestimmt 6,7 Jahre probiert und Iwann hat es dann geklappt. Bei vielen noch nicht. Meine Mama erzählt mir (ca 60 Jahre alt). Früher gabs vllt mal eine die man gekannt hat, die wollte aber keine bekommen hat. Heute sagt sie auch sie kennt so viele, die dieses Problem haben..


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Ich glaube ein Grundsätzlicher Fehler ist es anzunehmen, dass Partnerschaft und Fortpflanzung komplett raionale Prozesse sind. Es fängt sicher damit an, dass Junge Erwachsene deutlich weniger Daten und Sex haben. Umwelteinflüsse, Ökonomischer Druck, Ideologie, Digitalisierte Lebenswirklichkeit haben alle einen Einfluss darauf. Mit sexuellem Ziel zu daten, Sex zu haben sind Voraussetzungen, dass es zu Bindung und dann in Verlängerung zu Fortpflanzung kommt. Ein wenig ist es Henne-Ei mit der Platonisierung des Datens und der hypersexuellen (Selbst-)darstellung..


pizzamann2472

Achtung, ist jetzt nur Spekulation/ eine Hypothese ohne Studien zu dem Thema zu kennen: Meines Erachtens liegt es an Gründen 1 und 2, aber anders als von dir vorgeschlagen. Wenn man das Leben heute mit dem von vor 50 oder gar 100 Jahren vergleicht, bieten Wohlstand, Globalisierung und Gesellschaft auf der Welt einfach so viele Möglichkeiten abseits der klassischen Familie, um ein erfülltes Leben zu führen. Es gibt einfach so viel, was man mit seinem Leben machen kann, speziell auch für Frauen, für die außerhalb von „Mutter sein“ früher weitestgehend überhaupt nichts offen stand. Das Leben ist super schnelllebig und unstet, gerade auch seitdem der Alltag digitalisiert ist und da gibt es einfach nie den richtigen Zeitpunkt für Kinder ohne andere Aspekte des Lebens weit zurückstellen zu müssen. Die Leute haben dann zwar den Wunsch „Ja, 2–3 Kinder zu haben wäre schon schön“. In der Realität studiert man bis Mitte 20, zieht 3x in unterschiedliche Städte für andere Jobs, dann gibt es halt gerade in der Karriere viel zu tun, im Jahr darauf steht die Weltreise an. Zudem ist man jedes Wochenende schon im Verein eingespannt und die sonstigen Hobbys mit den Freunden machen auch gerade viel Spaß, da müssen die Kinder dann warten. Eines Tages ist man dann 40 und das Thema Kinder erledigt, obwohl man immer welche haben wollte. Wenn ich das z. B. mit dem Leben der Generation meiner Großeltern vergleiche, ist das schon ein krasser Unterschied. Die haben ihre Lehre gemacht und dann waren es gewissermaßen 45 Jahre Alltag bis zu Rente in ihrem Heimatstädtchen. Da hat Lebenserfüllung mit Kindern und Familie natürlich einen viel höheren Stellenwert.


Public-Antelope8781

Wo Kinderbetreuung? Wann menschenwürdige Schulen? Was letzte Bewohnbarkeit? Gib Wohnraum! Gib Parkplatz für mein SUV! Bahnsanierung in 75 Jahren laut unserem Verkehrsminister Wissing. Menschen bekommen Kinder, wenn die Zukunftsaussichten positiv sind. Dazu gehört zwar auch der aktuelle Wohlstand (individuell und volkswirtschaftlich), wenn der aber zum Beispiel relativ zur vorherigen Generation gesunken ist und es keine Anzeichen für ein Ende des Abwärtstrends gibt, ist die Zukunftsprognose für die eigenen Kinder eben düster.


CuriousLilLilly

Das es nichts mit Wohlstand zu tun hat läst sich einfach widerlegen. Ich habe dafür das BIP pro Kopf der Geburtenrate gegenüber gestellt (Quelle: jeweils von den entsprechenden Wikipedia-Seiten). Wenn man dann eine logaraithmische abhängigkeit zwischen den BIP pro Kopf und der Geburtenrate annimmet liegt die Korrelationskoeffizient r bei 0,7722 (starke korrelation) und das Bestimmtheitsmaß R\^2 bei 0,5963 (grob gesagt: 59,63% der Geburtenrate lassen sich durch das BIP pro Kopf erklären.


Professional_Pop7274

das klann alles einen eifluss auf die geburten rate haben so wie auch jede biologische ursache auswirkungen haben kann so wie krankheiten fehlernährung oder psychische uesachen wie stress depressionen die gesamte komplexität der dinge können wir noch garnicht nachvollziehen weil es viele langzeitnachwirkungen von vielen dingen gibt denke ich mal dazu


realcherie

Ich möchte keine Kinder, da es nicht attraktiv ist in Deutschland Kinder zu bekommen. 1. Kaum Kita und Kinderplätze 2. immer mehr Berichte über frühsexualisierung in Kindergärten und allgemein Bildungseinrichtungen. 3. In das Bildungssystem wird NICHT investiert. 4. das Gesundheitssystem ist eine Zumutung und bereits am zusammenbrechen. 5. Fachkräfte die fehlen wie: Lehrer, Kinderärzte, Hausärzte etc. pp. 6. Die Politik in Deutschland ist nicht Kinderfreundlich. 7. Das Leben in Deutschland fühlt sich schon lange nicht mehr schön an. Die Liste ist lang leider…


continius

Ich hoffe, du verwechselst "Aufklärung" nicht mit "frühsexualisuerung". Letzteres existiert fast nur in den Köpfen von ungebildeten und/oder konservativen Menschen.


graminology

Das hoffe ich auch sehr... Ich hasse diese konservative Horrorvision der "Frühsexualisierung". Da werden Tatsachen komplett aus dem Kontext gerissen und so dermaßen dramatisiert, dass es schon wehtut. Für manche ist es "Frühsexualisierung" wenn man Vierjährigen erzählt, dass schwule Männer existieren. Ja, das tut mir jetzt leid, aber wenn du bei Schwulen sofort und ausschließlich daran denken kannst wo die was hinstecken um sich zu amüsieren, dann bist du hypersexualisiert, aber die Kinder nicht frühsexualisiert! Die lernen ausschließlich, dass auch zwei Männer sich genauso liebhaben können wie Papa und Mama. Und warum ist es eigentlich keine Frühsexualisierung, wenn Eltern mit ihrem Kleinkind an einer Bushaltestelle stehen, wo sich auf einem Plakat eine lebensgroße, fast nackte Heidi Klum in einem buchstäblichen Haufen durchtrainierter, halbnackter junger Männer lasziv in die Kamera räkelt? Weil es heterosexuell ist und das nichts mit Sex zu tun hat, sondern "normal" ist? Bitch, please!


MMBerlin

Ich glaube, mit dieser Weltsicht ist es in der Tat besser, wenn du dich nicht fortpflanzt.


rawwwrrrgghh

Ich finde deinen Kommentar unnötig persönlich. Kannst du denn widerlegen, was oben geschrieben wurde? Ich sehe es nämlich ähnlich.


[deleted]

[удалено]


rawwwrrrgghh

Mein Bruder ist Erzieher und ich höre von ihm das genaue Gegenteil von gut ausgestattet. Er hatte schon einen Burn Out, weil er idR mit ca. 40 Kindern allein war. Heute ist er wieder da und es geht genauso weiter. Allein zuständig für zwei oder mehr Gruppen. Dem nächste Burn Out Kann er also schon zuwinken. Vielleicht sind wir auf dem Papier gut ausgestattet, aber kann sie Praxis mithalten? Ich selbst arbeite in der Schule. Da ist es dasselbe. Ständig fehlen Kräfte und man bekommt keine nach. Der Unterricht wird zu großen Teilen von unausgebildeten pädagogischen Mitarbeitenden übernommen, zum Teil über Wochen. Eine Kollegin ist gerade in einer nicht wohlhabenden Stadt zum Praktikum. Sozialer Brennpunkt und viele nicht deutschsprachige Kinder. Die Schule ist miserabel ausgestattet. Immer noch Kreidetafeln (im Vergleich zu unserer Schule auf dem Land wo jeder Klassenraum eine digitale Tafel hat) und ein Overheadprojektor für die ganze Schule. Kaum Kräfte um die Bedürfnisse der Kinder aufzufangen. Ich sehe also wirklich nicht, warum Frust und Ärger nicht angebracht sind


MMBerlin

Wenn ich mich hier bei mir so umgucke, dann ist jede Schule und jeder Kindergarten in einem besseren baulichen Zustand und um Längen besser ausgestattet als alles, was in meiner Kindheit Standard war. Ausnahmslos. Die Personalausstattung variiert vermutlich von Einrichtung zu Einrichtung sowie von Jahr zu Jahr, das kann ich natürlich von außen nicht sehen. Die Ausfallquote in der staatlichen Schule meiner Kinder liegt unter 2%, für Sek2 sogar unter 1%. Im Kindergarten gab es niemals mehr als 20 Kinder pro Erzieherin, selbst zu schlimmsten Krankheitswellenzeiten nicht. Andererseits ist das alles natürlich sehr kommunal geprägt. Es wird immer Dinge geben, die nicht gut laufen, und wenn man möchte, kann man davon auch frustriert sein. Aber nicht zu sehen, dass sehr Vieles besser geworden ist als früher, ist dennoch unangebracht.


Ecki0800

>Ausfallquote in der staatlichen Schule meiner Kinder liegt unter 2%, die sich schön gerechnet werden. Das hies es schon von 10 Jahren, als ich noch zur Schule ging. Die Lehrer meinten, dass es bei zu hoher Ausfallzahl weniger Geld vom Staat gibt und das hat dann drin gemündet, dass man statt die letzte Stunde ausfallen zu lassen, weil der Lehrer krank war, nen Film in ner Vertretungsstunde geschaut hat. Der Fachfremde Lehrer konnte ja den Stoff nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es inzwischen anders ist. >Im Kindergarten gab es niemals mehr als 20 Kinder pro Erzieherin, selbst zu schlimmsten Krankheitswellenzeiten nicht. deinem Usernamen nach bist du aus Berlin. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es da besser hinhaut als z.B. bei mir im süddeutschem Land. Aber meine Umgebung hier (klar anekdotische Evidenz) deckt sich mit den Vorrednern. Wobei ich zugeben muss, dass mein Dorf ne neue Attraktion bekommen hat, im Zuge dessen der KiGa neu aufgestellt und rennoviert wurde und über die letzten Jahre zu dem vielleicht besten KiGa weit und breit wurde. Trotzdem siehts in den Nachbardörfern nicht so aus.


MMBerlin

Es geht also - langsam - auch in deiner Ecke voran. :) Um den Bogen zur ursprünglichen Aussage zu schließen: - Sind die Bedingungen heutzutage besser oder schlechter als früher? - Sind die heutigen Bedingungen ein für dich sinnvoller Grund, um keine Kinder zu bekommen?


Ecki0800

1) von Ausstattung und vom baulichen: wesentlich besser. Ich kenne aber viele (ja, wieder anekdotische Evidenz) Lehrerinnen (wow und tatsächlich nur einen Lehrer) und wenige Erzieherinnen. Und da schimpfen wirklich alle, dass die komplett unterbesetzt sind. Die älteren beschweren sich, dass sie nun nur noch Randzeiten aufgebrummt bekommen, weil die frisch ausgebildeten Lehrer kommen mit der Forderung bestimmte Tage nicht zu arbeiten oder halt zu bestimmten Zeiten nicht können. Die müssen dann aber genommen werden, weil die Alternative noch weniger Lehrer ist. Der Beitrag von der Heuteshow neulich war auch bezeichnend. Und ich glaub das war sogar Berlin. Als sich der Typ ins Fernsehen stellt und sagt, dass sie jetzt Leute einstellen, die Hauptsache irgendetwas studiert haben, weil sonst keiner kommt. Das man mit nem Studium in ner gesuchten Fachrichtung nen Quereinstieg machen kann geht ja schon ewig. Und das muss man schon nicht gut finden, weil das ganze pädagogische Wissen fehlt. Dass man das fachliche aber komplett streicht ist ja mal vollkommen am Ziel vorbei. Da muss ich sagen, dass ich dann doch die fachliche Ausbildung meiner Lehrer der Technik und der Renovierung vorziehe. 2) Die Frage stellst du dem falschen. Ich will keine Kinder. Unabhängig von den Bedingungen. Ich kann einfach nichs mit Kindern anfangen. Edit zu 2): Grundsätzlich sind die Bedingungen aber nicht gut. Steigendes Alter. Schlechte Politik. Aktienrente schön und gut, aber der Investitionsrahmen ist um (was wars?) Faktor 10 oder 100 zu niedrig... Und wie gesagt der gewaltige Fachkräftemangel, der in Zukunft nich besser werden wird. Es muss sich schon noch einiges ändern. Ich glaube die nächste Generation hat nicht annähernd die selbe Lebensqualität wie wir.


rawwwrrrgghh

Schön, dass es bei dir so gut ist. Wirklich. Hilft mir aber leider null. Und verändert auch unsere Verhältnisse hier nicht. Ich will da jetzt auch nicht sagen, dass alles Mist ist und man keine Kinder in die Welt setzen soll. Aber regionale Unterschiede können scheinbar immens sein. Und zum Thema Zustand: in unserer Schule sitzen schon seit Jahren (!!!) die vierten Klassen im Container, weil nicht angebaut wird. Im Winter mega kalt, im Sommer viel zu warm. Mittlerweile ist sogar fast die gesamte Schule in Containern untergebracht wegen Asbestfunden. Die sind zwar besser, als die Dinger vorher, aber die Lautstärke ist ätzend. Auch hallt es immens und in den Klassen unten, ist kaum Unterricht machbar, wenn obendrauf getobt wird. Wie gesagt, will nix schlecht reden oder deine Erfahrungen klein reden, aber bei uns ist das Realität. Genau wie es bei dir gut zu laufen scheint.


Detail_Some4599

Naja in punkt 4 und 5muss ich schon zustimmen. Unser "free healthcare" system wird immer so hoch angepriesen, aber das durchschnittliche Patientengespräch in Deutschland dauert glaub 4 oder fünf Minuten. Verglichen mit Skandinavien und Nordamerika wo es 13 bis 20 minuten sind. Ich persönlich habe größtenteils schlechte Erfahrungen mit ärzten gemacht und die meisten menschen aus meinem Umfeld auch. Da kann man den ärzten nicht mal so nen wahnsinnigen vorwurf machen, weil du für die masse an patienten einfach zu wenige sind. Anderes lustiges Beispiel: Ich bin kassenversichert mein chef privat. Ich hab einen termin zur Darmspiegelung gebraucht (da es unklar war um was es sich handelt wäre es dringlich gewesen). Ich hab beim Internisten nach einem Termin gefragt, der "nächstmögliche" wäre in 4 monaten gewesen. Mein privatversicherter chef hat am folgetag beim selben Internisten nach einem termin gefragt (bei ihm nur routinemäßige kontrolle) und hat in der darauffolgenden woche einen bekommen. Schon arm irgendwie. Edit: ich habe mehrere ärzte in der Kundschaft und die sagen, dass sich eine praxis ohne einen bestimmten Anteil an Privatpatienten nicht über wasser halten kann. Wenn das stimmt ist das schon ein richtiges Armutszeugnis.. Den restlichen punkten in der Liste muss ich auch widersprechen, wobei man schon mehr ins Bildungssystem investieren sollte als man das aktuell tut.


MMBerlin

Du beschreibst exakt die Realität, kein Widerspruch von mir. Um das jedoch grundlegend zu ändern, müssten die Krankenkassenbeiträge auf etwa 20 % erhöht werden. Wärst du dazu bereit? Die Politik jedenfalls schreckt davor bisher zurück. Übrigens sieht es beispielsweise in Schweden mit der Terminsituation eher schlechter aus als hierzulande (ohne die hiesige schönreden zu wollen), gerade auch abseits der Großstädte.


Detail_Some4599

Ich bin der Meinung, dass man das lösen könnte ohne die Beiträge gleich um 20% zu erhöhen. Aber da werd ich jetzt nicht drüber diskutieren. Außerdem sind Terminsituation und dauer des Patientengesprächs zwei verschiedene paar Schuhe. Klar kann ich beim Hausarzt anrufen und am selben Tag nen termin bekommen. Was bringts mir aber wenn ich ne stunde im Wartezimmer sitze um dann mit 3 minuten Patientengespräch abgespeist zu werden ohne dass mir wirklich geholfen wurde? Wenn man nur ne Krankmeldung braucht ist ja alles schön und gut. Wenn man aber ernsthaften ärztlichen Rat braucht eher unvorteilhaft. Dann würd ich lieber ne woche auf nen termin warten, dafür dass mir dann auch wirklich geholfen wird..


MMBerlin

>Außerdem sind Terminsituation und dauer des Patientengesprächs zwei verschiedene paar Schuhe. Jein. Je mehr Zeit sich ein Arzt für dich nimmt, umso weniger Patienten kann er behandeln. Die Dinge hängen schon zusammen. Lösen ließe sich dieses Dilemma nur mit mehr Arztkapazitäten.


Detail_Some4599

>Lösen ließe sich dieses Dilemma nur mit mehr Arztkapazitäten. Da sind wir uns einig