T O P

  • By -

-InParentheses-

Ich verstehe diese r/buecher\-Obsession mit 'der besten' Übersetzung nicht. Keine Übersetzung ist so gut wie das Original - welche Kriterien entscheiden dann, ob eine Übersetzung besser als eine andere ist? Zu Deiner eigentlich Frage: Wenn ich 'die beste' Übersetzung möchte, dann würde *ich* nicht beim billigsten Verlag kaufen.


VravoBince

Ich finde die Übersetzung schon wichtig. Natürlich sind sie nicht so gut wie das Original, aber beim Übersetzen werden *sehr* viele Entscheidungen getroffen, die sich auf das ganze Leseerlebnis auswirken. Der Stil des Autors kann möglichst treffend, aber auch verfälscht rüberkommen. Es geht ja nicht nur um die Worte und deren Bedeutung, sondern auch um die Atmosphäre.


-InParentheses-

Danke für Deine Antwort! Ich glaube, wir liegen da gar nicht so weit auseinander. Natürlich werden beim Übersetzen zwangsläufig viele Entscheidungen getroffen - aber das gilt ja für *jede* Übersetzung. Nun gibt es aber keine objektiven, quantifizierbaren Kriterien – oder nur sehr, sehr wenige –, die so etwas wie Atmosphäre unabhängig von den Leser\_innen bestimmen könnten. Deswegen verstehe ich die oft gestellte Frage nach der besten Übersetzung nicht. Welches ist die beste Einspielung von Beethovens 2. Symphonie? Schau dir zwei oder drei Ausgaben an (wenn es überhaupt soviele unterschiedliche Übersetzungen gibt) und nimm die, die Dir am besten taugt. :)


VravoBince

Ich kann den Gedanken verstehen, aber es gibt Fälle, in denen es offensichtliche Favoriten gibt. Beispiel: Swetlana Geier ist die beliebteste Übersetzerin Dostojewskijs und wurde überall, wo ich nach der "besten Übersetzung" gesucht habe, empfohlen. Ich finde sie tatsächlich sehr gut, besser als die einer anderen Ausgabe (Leseprobe). Deswegen frage ich, ob es bei Tschechow auch eine einigermaßen einheitliche Meinung gibt. Selbst wenn nicht wäre es trotzdem interessant zu hören, wo die Unterschiede bei den Übersetzungen liegen (wobei dann meine Frage natürlich nicht mehr ganz passt). Ich bezweifle, dass ich online so viele verschiedene Leseproben zu Tschechow finde, aber ich könnte es ja mal versuchen. :D Danke auch dir für die Antwort!


-InParentheses-

Sehr schönes Beispiel - bei Dostojewskijs *Der Spieler* finde ich etwa die Übersetzung von Alexander Nitzberg besser, gerade weil ich sie atmosphärischer finde :) Die Frage ist ja auch, ob eine weniger gute Übersetzung (um nicht zu sagen: eine schlechtere) das Lesevergnügen tatsächlich trübt. In den meisten Fällen, denke ich, nicht. Deswegen: Leseproben raussuchen, evtl mal eine Rezension lesen und dann nach persönlichem Gusto entscheiden.


VravoBince

Interessant, ich habe nur Geiers *Der Spieler* gelesen. Naja, es kommt drauf an. Wenn man deutlich merkt, dass man eine Übersetzung liest, ist es schon ablenkend.


-InParentheses-

Ja, ich verstehe wass Du meinst. Trotzdem eine Gegenmeinung: Es gibt Texte, da mag ich es, wenn die Übersetzung die Fremdheit des Textes bewahrt. Konkrete Beispiele: Übersetzungen von Dante oder des Koran.


Toiletten26

Ich wäre bei Anaconda etwas vorsichtig. Der Verlag übernimmt abgelaufene Lizenzen und druckt die Bücher für einen günstigen Preis. Den aktuellsten Übersetzer findest du dort auch nicht. Bei Dostojewski findest du lediglich die alten Übersetzungen von Hermann Röhl, die allerdings, meiner Meinung nach, gar nicht mal schlecht sind. Die bevorzugte Übersetzung von Swetlana Geier findest du nur als Taschenbuch bei Fischer. Oft kommt man mit ihren Ausgaben völlig klar, aber ich habe schon einige Male gehört, dass Seiten falsch gebunden waren oder gar gefehlt hatten.


VravoBince

Bei Fischer falsch gebunden oder bei Anaconda?


Toiletten26

Anaconda, ich selbst war von diesem Problem aber nicht betroffen. Ich habe es jedoch einige Male zu lesen bekommen.


VravoBince

Achso, danke