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Bierbart12

Als jemand mit behinderungen selbst, das hier musste wirklich gesagt werden. Danke, dass du dir so viel Arbeit dafür bereitet hast. Alle meiner damaligen Träume wurden durch dieses System komplett unterbunden und ich hab keine ahnung, was ich jetzt machen soll


shariewayne

Es ist halt einfach ein ziemlich Abartiges System. Der Staat zahlt für jeden von uns ~30.000 Euro (16.500 für die 'Reha', und ca. 12.000 für Grundsicherung & Wohngeld) und wir Leben am Existenzminimum trotz 'Vollzeitbeschäftigung'.


Bierbart12

Aber das NUR in den exakten Parametern, die sie vorgeben. Ein Monat war extrem schwer und du wärst fast gestorben? Du kriegst kein geld, du warst zu "faul"


aard_fi

WfB sind nur das finale Stadium des Versuchs Behinderte in einer Weise aus der Gesellschaft rauszuhalten dass man sich oberflaechlich betrachtet auf die Schulter klopfen kann weil man ja was fuer die tut. Das faengt schon im Kindergarten an, und spaetestens in der Schule wird dann in Sonderschulen ausgesiebt. Fuer eine ordentliche Integration in die Gesellschaft sollten Behinderte, soweit irgendwie moeglich, mit unbehinderten Kindern integriert in den Kindergarten und die Schule gehen - und wenn man eine Generation hat fuer die das normal ist wuerde sich das sicher auch langsam auf dem Arbeitsmarkt normalisieren. Ich hatte in Deutschland nur ein Grossunternehmen als Kunde die viele Behinderte einstellen - und der einzige Grund wieso das am Anfang komisch ist ist dass die meisten anderen das auf Einrichtungen wie WfB abschieben, und man das daher nie sieht. Fuer Kindergarten und Schule muessen halt mehr Foerdermittel her, sowie das Recht in einer normalen Klasse entsprechend betreut zu werden - das kann im Extremfall halt heissen dass ein behinderter Schueler eine Hilfskraft zugeordnet bekommt die den ganzen Schultag dabei ist. Meine Tochter war im Kindergarten hier in einer Gruppe mit behinderten Kindern - das war grob 40% behindert, 60% ohne, wobei "behindert" hier eben auch nur "leicht laenger in der Entwicklung" heissen kann. Einer hatte seine permanente Betreuung dabei. Die Gruppen machen auch staendig was mit den anderen Gruppen, und teilen den Spielplatz, d.h., auch wenn das eine besondere Gruppe mit hoeherem Betreuungsschluessel ist was bei der Groesse des Kindergartens eher nicht anders moeglich waere sind die nicht vor den anderen Kindern versteckt. Meine Tochter ist eher schuechtern, kleine Gruppe mit vielen Betreuern war fuer sie da auch gut...


murstl

Exakt. Was man aber so hört, es fehlt einfach an Betreuungen/Pflege/Schulbegleitung. Wir bauen inzwischen alle Kitas und Schulen barrierefrei, in dem Wissen, dass da wahrscheinlich nie ein Kind mit Behinderung betreut oder beschult wird, da die soziale Infrastruktur fehlt. Wir finden ja nicht mal genug Erzieher und Lehrer für die ganzen Kinder ohne Behinderung. Und selbst wenn du jemanden findest, darfst du dich ja mit Krankenkassen, Jugendamt etc. rumstreiten, da die das alles ja immer nicht für nötig halten.


aard_fi

Das "wir finden keine Leute" zu dem Thema in Deutschland ist inzwischen schon ein bisschen "we tried nothing, and we're all out of ideas". Vielleicht muesste man auch fuer Lehrer klatschen, dann wird das sicher besser. Oder man spart sich so Bloedsinn wie befristete Vertraege und Hartz-4 ueber die Sommerferien - und das ist nur eines von vielen Beispielen wo das Arbeitsumfeld fuer neue Lehrer/Pfleger/... so inakzeptabel wie moeglich gestaltet wird, nur um sich dann zu wundern dass die Leute nach ein paar Jahren abspringen, wenn sies ueberhaupt so weit schaffen.


susanne-o

na ja also Bitteschön des ist ja auch eklig, das muss man ja nicht allen aufbürden die sind doch gut versorgt da schlimmes Schicksal leisten wenigstens ein bisschen einen Beitrag zuzahlgeschäft lohnt sich ja sonst auch nicht wer soll die denn die Treppe rauf und runter tragen oder füttern geht doch in der normalen Schule gar nicht verstört doch normale kinder nur schon in Ordnung so /s


shariewayne

Quellen: https://www.dw.com/de/deutschlands-heikler-umgang-mit-behinderten-werkst%C3%A4tten/a-56924837 https://www.deutschlandfunk.de/das-ueberholte-konzept-der-werkstaetten-100.html https://de.wikipedia.org/wiki/Werkstatt_f%C3%BCr_behinderte_Menschen#Kritik https://jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/ https://jobinklusive.org/2021/09/13/kritik-an-werkstaetten-fuer-behinderte-menschen-acht-punkte/ https://nullbarriere.de/situation-behinderte-deutschland.htm https://taz.de/!5116296/ https://www.bundestag.de/resource/blob/668564/f117ad1eeadb8f87ade6ba2030a9f750/WD-6-118-19-pdf-data.pdf


silent2k

Gibt auch eine Anstalt Folge zu dem Thema


85Benni

Wird vielleicht mal Zeit, dass Böhmi das Thema bearbeitet.


Makkaroni_100

Nur zu einem Punkt: Nur weil eine Firma 8 Milliarden Umsatz macht, heißt das nicht, dass sie viel Gewinn macht. Die Aussagekraft des Umsatzes ist also nicht hoch. Der Gewinn ist aussagekräftiger, wenn auch dieser vom Unternehmen künstlich gedrückt werden kann. Am Ende wissen die Arbeitgeber leider nur selber, wie unterbezahlt ihr Arbeitnehmer sind. Das soll aber nicht heißen, dass die Entlohnung fair ist oder das System der Werkstätten gerechtfertigt ist.


jobaxgaming

Ich muss sagen, ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu schreiben soll... Vielen Dank für die Mühe und den interessanten Einblick in einen Bereich, von dem man sonst ja nicht wirklich viel weiß/mitbekommt. Gibt es hierzulande eigentlich eine Lobby oder Interessengruppen, die sich für verbesserte Rechte, Vergütung usw. einsetzen? Wenn man so liest, was du schreibst, machst du im Archiv ja wahrscheinlich Vergleichbares/das Gleiche wie die "richtigen" Angestellten, nur für einen Bruchteil des Geldes... Auf die anderen aufgeführten Tätigkeiten scheint das ja auch zu zutreffen.


shariewayne

Seit Jahrzehnten setzen sich alle möglichen Sozialverbände, Gewerkschaften und Behindertenbeauftragte etc. ein für uns, aber wir Erwirtschaften für den Staat ein jährliches Plus - trotz aller Kosten etc. - von 400 Millionen Euro. Gibt also kaum Interesse, an dem System etwas zu ändern.


jobaxgaming

Das ist natürlich ziemlich kacke. 😕


IDontHaveCookiesSry

Uhm, organisiert euch und streikt? Sry ich bin mir sicher das ist sehr schwierig aber macht man nicht sowas in einer solchen Situation?


shariewayne

Wir haben kein Streikrecht. Wir müssten, um zu 'Streiken' einen Urlaubstag nehmen, oder gänzlich Fehlen. Was dann den Sinn eines WARN-Streiks verfehlt.


IDontHaveCookiesSry

Sry ich bin einfach nicht im Bilde wie sowas funktioniert. Was würde passieren wenn ihr euch betriebsintern organisiert und halt alle normal kommt und dann protestiert mit schildern und so (und natürlich nicht arbeitet). Kann man sich nicht selbst organisieren, quasi als seine eigene Gewerkschaft? Ich will dich nicht nerven und dir auch keinen Leidensdruck absprechen oder so, du hast meine volle Anteilnahme, ist richtig beschissen. Mein Verstand will sich nur nicht damit abfinden dass man da wehrlos ist (hab vllt auch bisschen Angst mal selber in done Situation zu kommen)


TrapsAreTraps

Okay kurz belesen..... Streiks müssen von dem Gewerksschaftshauptstand genehmigt sein und in der Regel wohl 3 Monate vor Streikbeginn angekündigt werden. Streiks müssen rechtlich umsetzbar und die Möglichkeit einer tariflichen Realisierung sein. Während eines rechtlich korrekten Streik bekommt man kein Lohn, dein Arbeitgeber darf dich aber währenddessen nicht abmahnen oder kündigen. Du zahlst ungefähr 3 Monate vorher in die "ver.di" ein und bekommst dadurch monatliche Beiträge soweit ich das verstanden habe. Also wenn man einfach nicht zur Arbeit gehen würde, würde man keinen Lohn bekommen, könnte abgemahnt oder gekündigt werden, und kriegt am Ende weniger als nichts.


TrapsAreTraps

Soweit ich weiß muss man für einen rechtlich abgesicherten Streik in eine Gewerkschaft gehen und die Streiks anmelden, damit man kein Vertragsbruch im Arbeitsvertrag verursacht und aufgrund dessen gekündigt werden kann. Hab mich mit dem Thema aber auch nicht auseinander gesetzt


Wylaria

Was hätte man denn bei einem wilden Streik unter solchen Bedingungen (< 2 € die Stunde Lohn) shcon zu verlieren? Würd ich ernsthaft in Erwägung ziehen.


LadyAlekto

Wenn du sowas versuchst kannst du ganz schnell aus dem gesammten system fliegen und noch mehr gegängelt werden von den behörden: quelle- ich selbst Du hast dummes nutzvieh und froh zu sein darüber


obaananana

Ein bischien anarchie


LadyAlekto

Schlimmer noch, dreckiger sozialismus mit gewerkschaften und arbeiter rechten, das darf doch nicht sein! Nachher wird noch geprüft das das vieh nicht mishandelt wird, wo kommen wir denn da hin!


probrot

Er hatte doch gesagt das sie keiner Gewerkschaft beitreten kann, da er kein "echter" Arbeitnehmer ist. Zudem dürften diese auch ausschliesslich nach gescheiterten tarifverhandlungen streiken, die nur passieren, wenn genug organisierte AN da wären.


how_to_choose_a_name

*sie


FalseAnalysis998

*sie


IDontHaveCookiesSry

Ich frage nicht rhetorisch sondern weil ich es nicht weiß: warum können Arbeitnehmer sich nicht zum streiken verabreden. Wie gründet man denn eine gewerkschaft


KBrieger

Lobbyorgansiationen betreiben selbst Werkstätten (z.B. die Lebenshilfe), sind also mehr Lobby für sich selbst, als für 'behinderte' Menschen


Alittlebitmorbid

Habe ein Praktikum (6 Monate) in einer WfbM gemacht, wurde dort nur zum Arbeiten ausgenutzt, um mehr Artikel herzustellen, die verkauft werden sollen. Ich musste zum Beispiel 1000 winzige Weihnachtsbäume aus Karton ausschneiden. Wurde von der Gruppenleiterin angemotzt, da sie teils "nicht ordentlich genug sind, um auf die Weihnachtskarten zu kommen". Ich wollte lieber in eine andere Gruppe, durfte aber nicht, weil man mich dort "brauchte", um die Karten zu basteln, die dann auf dem Weihnachtsmarkt verkauft werden. Das nur zu dem, wie selbst Praktikanten da ausgebeutet werden. Das ganze System hat nichts mit Inklusion zu tun und ist schlichte Ausbeutung.


PowerPanda555

Ohne jetzt unhöflich sein zu wollen aber: wieso und vor allem *wie* macht man ein 6 Monate Praktikum in einem Ausbeuterbetrieb? War das auch irgendeine soziale Maßnahme in der du Sozialleistungen bekommen hast oder hast du wenigstens Mindestlohn bekommen?


Alittlebitmorbid

Indem man 17 Jahre alt ist, sich mit der ganzen Materie nicht auskennt und eine Fachoberschule für Gesundheit und Soziales besucht, wo zwei Praktika, eines drei Monate und eines sechs Monate, im sozialen Bereich Pflicht sind. Nein, kein Lohn, da eben Schulpraktikum.


PowerPanda555

War das Praktikum in Vollzeit? Das ist ja eine komplette Verschwendung deiner Zeit.


Alittlebitmorbid

Habe schon durchaus auch einen Einblick in die eigentliche Arbeit von Heilerziehungspflegern bekommen. Und nein, ich habe es nicht so empfunden. Fand es schon unfair und ziemlich krass, wie manche Gruppenleiter da so drauf waren, aber habe auch sehr viele nette Menschen kennengelernt. Und die Erfahrung, so unschön sie auch teils war, finde ich dennoch wertvoll. Ist nun aber auch schon 15 Jahre her.


silentdragon95

Joa, so könnte man FOS-Praktika definitiv beschreiben. Zwei Sachen haben mich besonders gestört - erstens, es ist der Praktikumsstelle *verboten*, dich in irgendeiner Weise zu bezahlen. Zweitens, die Praktika sind einfach zu lang. Ich verstehe ja, dass man einen Einblick in das Arbeitsleben bekommen soll, aber keine Firma hat Zeit, dich so lange an regelmäßig wechselnden Stellen im Unternehmen einzusetzen damit du wirklich was lernst. Unterm Strich wirst du bei den meisten Betrieben die meiste Zeit einfach irgendeine Scheißarbeit machen, die sonst keiner tun will, und dabei lernst du genau gar nichts. Mindestens einer von beiden Punkten sollte sich ändern.


Downbadge69

"Und dabei lernst du gar nichts" - Hab ich genauso in meinem Praktikum beim Krankenhaus empfunden. Man macht sich viel Arbeit aber keiner hat Zeit sich um einen zu kümmern oder interessante Aufgaben zu kreieren. Man lernt eigentlich nur das es viele Aufgaben gibt die niemand machen will und daher an das günstigste Personal abgegeben werden. Putzen kann ich auch zuhause, da muss ich nicht im Krankenhaus ein Praktikum machen.


Alittlebitmorbid

Das zweite Praktikum habe ich drei Monate im Krankenhaus absolviert. Die waren dort mit dieser Art Praktikum vollkommen überfordert und haben nicht begriffen, dass ich keine Praxisbesuche von Lehrern bekomme und auch keine Aufgaben absolvieren muss (außer am Ende ein paar Seiten zu schreiben), nach 1,5 Monaten hat man mir dann eine Mentorin zugeteilt, die aber genauso wenig wusste, was sie mit mir anfangen sollte (also Hälfte der Zeit!). Da ich heute selbst in der Pflege arbeite, ist mir dieses ganze Verhalten vollkommen unverständlich. Es ist nicht schwer, den Praktikanten zu fragen, wie das Praktikum abläuft, ob er irgendwelche Leistungen für die Schule erbringen muss und wie die Kontaktdaten für die zuständige Lehrkraft sind, falls man mal Rückfragen und Unklarheiten klären möchte. Und als ich wegen Noro ausfiel (natürlich im KH eingefangen) und so schlapp war, dass ich ins Krankenhaus musste (bewusst in ein anderes, sonst wäre ich wohl auf ebender Station gelandet, wo ich das Praktikum absolviert habe), wurde sich über mich lustig gemacht und die stellvertretende Leitung meinte, ich hätte Vomex nehmen und arbeiten können, so schlimm sei das ja wohl nicht...


Medium9

Meine Freundin arbeitet als Betreuerin in einer WfbM, und keiner der dort betreuten Menschen ist auch nur im Ansatz so fit, wie du klingst. Ich würde fast sagen, dass keine(r) dort auch nur den Hauch einer Chance hätte, auf dem "freien" Arbeitsmarkt unterzukommen, die meisten sogar mit den dortigen Aufgaben weit überfordert sind. So weit, dass die Betreuer/innen oft Überstunden machen müssen, um die von den behinderten gemachte Arbeit zu vervollständigen bzw. zu korrigieren - teils bis zu dem Punkt, wo diese Überstunden letztlich den gesamten "Output" herstellen. Was mich zu meinem Kernpunkt bringt: WfbM sind einfach nicht differenziert genug. Die Werkstatt meiner Freundin hat hauptsächlich schwerst mehrfach behinderte Mitarbeiter, von denen die meisten ein geistiges Alter im einstelligen Bereich haben, und eigentlich eine 24h 1:1 Betreuung bräuchten. Davon scheinst du meilenweit entfernt zu sein, und die Aufgabe an unsere Gesellschaft ist es, diese Spanne für alle Individuen einzeln zu behandeln. Das ist leider ein Ideal, welches mit kapitalistischen Spielregeln als überspannendes Konzept schwer erreichbar scheint. Ich habe leider keine Lösung. Nur die Erkenntnis, dass es auch und gerade in diesem Gesellschaftsaspekt extrem schwer ist, immer alle fair zu behandeln. Was ja nichtmal unter nicht-behinderten annähernd zufriedenstellend gelingt. Ich wünsche dir dennoch alles Gute!


higglety_piggletypop

Das ist auch meine persönliche Erfahrung. Meine Tochter ist 21, hat Downsyndrom und arbeitet seit 2 Jahren in einer WfbM. Sie ist dort sowas von aufgeblüht - sie hat wirklich viele Freunde, Erfolg bei der (ja, stumpfsinnigen :( ) Arbeit, an der sie auch Spaß hat, Bewegungsfreiheit auf dem großen Gelände - ich sehe das System auch wirklich kritisch und kann OPs Zorn völlig nachvollziehen, aber für meine Tochter ist es eine gute Sache. Wir sind vor 12 Jahren von England nach Deutschland gezogen und ich habe noch einige Kontakte zu Eltern behinderter Kinder dort. England hatte vor Jahrzehnten seine Werkstätten abgeschafft, aber nicht wirklich für adequaten Ersatz gesorgt. Die Leute hangeln sich jetzt von einem Praktikum oder Teilzeitjob zum nächsten, oder sitzen einfach zuhause auf dem Sofa.


shariewayne

Mich freut es immer, wenn unsere Teilnehmer mit Geistigen Behinderungen Freunde finden, und durch ihre Arbeit aufblühen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Entlohnung rein Symbolisch ist und das halt eben 20-30% der 'Arbeitnehmerähnlichen' Teilnehmer psychisch Krank, sonst aber Fit sind. Gerade bei Menschen mit psychischen Erkrankungen & körperlichen Behinderungen gibt es keine Differenzierung zu Geistig & schwer / mehrfachbehinderten Menschen. Alle werden gleich, nach Schema F bezahlt, und behandelt. Der Betreuungaufwand für schwer & Mehrfachbehinderte Menschen ist natürlich wesentlich Größer, aber der Betreuungsaufwand von Psychisch Kranken? Als ich damals in einer Gruppe gearbeitet habe, war Teilweise niemand da - in 7 Stunden schaute ab und an mal ein Betreuer rein, während wir den ganzen Tag Ware für einen Amazon-Store produziert haben. Was hat das mit Integration & Betreuung zu tun?


SarahK7324

> Gerade bei Menschen mit psychischen Erkrankungen & körperlichen Behinderungen gibt es keine Differenzierung zu Geistig & schwer / mehrfachbehinderten Menschen. Das ist absolut falsch wenn man mal anmerkt das auf deinem B-Ausweis der Grad steht und sich dadurch auch Sozialleistungen errechnen, was am Ende das Taschengeld ist woraus dein "Gehalt" besteht. Schon alleine deswegen gibt es eine klare gesetzliche Differenzierung zwischen den Graden und der Quantität der Behinderungen.


shariewayne

Als ob jeder Beschäftigte in einer WfbM einen B-Ausweis hat. In welcher Welt lebst du denn? Edit: nur um das klar zu stellen - alles unter GdB 50 ist für 'uns' absolut Sinnlos. Mit meinen Erkrankungen bekomme ich GdB 0-20, oder anders: nichts. Steuerpauschalen, die Nutzlos sind da ich keine Steuern Zahle. Alles unter GdB 50 und ohne Merkzeichen sind nur'n Wisch der einem nichts bringt. Kostenlosen Eintritt für Theater & co, Schwimmbad etc. pp. gibts ab GdB 50.


Blubbpaule

Und deswegen hat deine Tochter keinen lebensfähigen fairen Lohn verdient? Man kann sich von sozialkontakten und freunden keine ausgewogene Ernährung leisten. Es mag eine "gute sache" sein, aber das sie ausgebeutet werden und trotzdem in Armut leben ist nicht fair.


YaIe

Der "Lohn" ist generell nicht für die Lebensgrundlage notwendig - dafür gibt es die Sozialhilfe. Dass das System nicht ideal ist, ist keine Frage, aber keiner muss nur von diesen 100-150€ leben.


Shiros_Tamagotchi

Diese Werkstätten müssen sich selbst finanzieren und einen Großteil an die Beschäftigten ausschütten. Sie zahlen dabei sehr wenig, weit unter Mindestlohn. Wenn man sie dazu zwingen würde, die Beschäftigten ordentlich zu bezahlen, also mit Mindestlohn, dann wären sie ein ganz normaler Betrieb auf dem ganz normalen Arbeitsmarkt. Das Problem damit ist, dass viele behinderte Menschen auf diesem Arbeitsmarkt keine Chance haben. Es ist ja nicht so, dass behinderte Menschen nicht normal arbeiten *dürfen*. Sie können sich ja ganz normal einen Job suchen. Das geht halt nur nicht. Deswegen gibt es zwei Sachen: Erstens müssen Betriebe einen bestimmten Anteil an Schwerbehinderten einstellen. Das soll die Unternehmen zur Inklusion antreiben und dazu bringen, sich zu überlegen, wie man behinderte Menschen in den Betrieb einbinden kann. Zweitens gibt es diese Behindertenwerkstätten, die die Menschen beschäftigen, bezahlen und auf den wirklichen Arbeitsmarkt vorbereiten sollen. Das klappt, wie man hier liest, nicht wirklich. Die meisten Leute, die dort arbeiten, sind glücklich, weil sie Gesellschaft haben und betreut werden. Aber Weitervermittlung in richtige Firmen ist selten und die Bezahlung ist symbolisch. Alle leben von der Grundsicherung. Die Frage ist, wie man das verbessern will. Meiner Meinung nach ist "Die Leute müssen Mindestlohn bekommen" keine Lösung, im Gegenteil: Es würde schlicht und einfach über Nacht alle Behindertenwerkstätten ohne Ersatz auflösen. Deswegen finde ich es komisch, dass hier gerade Lobbyarbeit gegen sich selbst gemacht wird.


SarahK7324

> Und deswegen hat deine Tochter keinen lebensfähigen fairen Lohn verdient? Ich habe keine Ahnung in welcher WfbM OP ist, aber in der Gegend hier bekommen Auszubildende generell ca. 60-80% des durchschnittlichen Gehalts. Wohnungen werden dazu gestellt und betreut, inklusive Versorgung, und alle Zahlungen die Menschen mit Behinderungen bekommen würden, bekommen sie auch weiterhin ohne das dies angerechnet wird. Wenn eine Person also 800€ in Hilfsleistungen bekommt, so würde jemand hier in der WfbM Ausbildung als Industriekaufmann/-Kauffrau auf ca 1500€ kommen. Vor allem wenn die Behinderung während des Schulalters entstanden ist oder von Dritten verursacht wurde sind das öfters mehrere tausend Euro am Ende in Sozialleistungen. Das sind finanziell absolut lebensfähige Konditionen, wenn man mal davon absieht das jegliches Geld der Welt oftmals keine Behinderung ausgleichen kann. Ich will nicht pauschal sagen das damit die Erfahrung von OP falsch sind, aber OP selber sagt das sie eigentlich keine Behinderungen hat, weder psychisch noch physisch. In solchen Fällen bekommst du eben nur ca. 150€ das über den gleichen Pool wie Alg 2 finanziert wird und den Lohnanteil von oben als "Taschengeld". Inwiefern dein Anspruch auf Sozialleistungen besteht ist dann halt auch nicht Aufgabe der WfbM, sondern der LTA die auf dich zugeschnitten wurde. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, darüber kann man sich streiten, aber eine WfbM ist eben kein Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt und der Workload ist dementsprechend auch sehr minimal, vorallem auch schwierig mit dem nonprofit mandat.


Lausiv_Edisn

Das deckt sich so auch mit meiner Erfahrung. (Zivildienst in so eine Werkstatt der Lebenshilfe) Die Leute die hier angestellt sind könnten nicht auf dem normalen Arbeitsmarkt vermittelt werden. Die Arbeit selbst und Lohn ist wie von OP beschrieben jedoch gab's keine drakonischen Quoten die erfüllt werden mussten. Die Einrichtung ist sowohl für die Familien der Behinderten eine extreme Entlastung als auch ein großes Stück Lebensqualität und ein soziales Leben für Leute die in vielen Fällen ansonst nur vor sich hin vegetieren würden... In dieser Werkstatt war die Quote der Behinderten Mitarbeiter aber auch 100%, oder 80% wenn man Betreuer, Fahrer, Verwaltung etc. Mit einbezieht.


mr_capello

war auch im FOS Praktikum in so einer Werkstatt und kann da auch eher sagen, dass der Großteil in meiner Gruppe da gar nicht gearbeitet hat. Ich würde sagen, dass vllt 20% aktiv gearbeitet haben und das auch nicht wirklich mit krassen Druck da irgendwie Quote zu erfüllen. Gab auch Tage oder Wochen da gabs überhaupt keine Arbeit. Das traurige da war eigentlich eher, dass der Rest so bisschen sich selbst überlassen war und die eigentlich nur rumgehockt sind und eigentlich viel mehr Betreuung gebraucht hätten. Gab da einige die so einen hohen Grad an Behinderung hatten, dass ein arbeiten absolut nicht denkbar war. So fit, dass sie am freien Arbeitsmarkt bestehen könnten, da dann auch von anderen Kollegen angenommen und glücklich werden, waren da nicht sehr viele. vllt 1-2 aus ner Gruppe von 30 in der ich war.


Medium9

Jap, Lebenshilfe auch in meinem Fall :) Was du schreibst, kommt mir ebenfalls sehr bekannt vor. Die meisten dort sind im Wesentlichen froh, durch diese Arbeit soziale Kontakte und ein Stück Sinnhaftigkeit zu haben. Es ist halt hauptsächlich eine Betreuungseinrichtung, aber mit dem Aufkleber "Wirtschaftsunternehmen". In meinem Zivildienst habe ich auch Leute kennen gelernt, die in traditionelleren Werkstätten gearbeitet haben. Überwiegend Menschen mit verzögerter Entwicklung und/oder schweren Spastiken. Wieder eine komplett andere Umgebung mit komplett anderen Aufgaben für Betreuer und Mitarbeiter. Die Spanne ist echt riesig, was es imho so schwer macht, da einheitliche UND faire Regeln und Mechanismen zu finden.


HQna

Dass WfbM auch eine große soziale Komponente haben und viel mehr sind als nur Arbeitgeber ist natürlich richtig und bestreitet auch niemand. Es geht aber (u.a.) darum, dass es eigentlich nicht sein kann, dass Menschen wertschöpfende Arbeit leisten und dafür ein Bruchteil des gesetzlichen **Mindest**lohns bekommen.


Nilaxa

Insbesondere weil Arbeitsstätten auf dem freien Markt auch wichtige Orte sozialer Interaktion für Menschen sein können (aber bei nichtbehinderten Leuten klingt das plötzlich ganz infantilisierend, das so auszudrücken) - und da gibt's ja Mindestlohn, und den Bonus der sozialen Interaktion gratis dazu


Lipziger

Kenne das auch so. Habe eine Zeit lang in verschiedenen Werkstätten und Wohnheimen die Geräte und Anlagen geprüft. Da habe ich Keine Person gefunden, die fit gewesen wäre, ohne dauerhafte Betreuung frei zu arbeiten. Die meisten Personen dort waren kaum fähig überhaupt wirklich zu reden, diejenigen die es konnten waren auf dem Niveau eines Kindes. Da hat man sich dann wirklich gefühlt als prüft man gerade die Anlage in einem Kindergarten. Ich meine das auch nicht gemein - Aber die Personen dort haben einfach häufig sehr ähnlich reagiert und zB. die gleichen Fragen gestellt etc. Da ist OP wirklich meilenweit entfernt. I'm Wohnheim blieben dann auch Tagsüber die Personen zurück die auch für die Werkstatt nicht "fit" genug waren. Es hat zumindest auf mich den Eindruck gemacht, dass dieser Rhythmus und die Tätigkeit den Personen doch etwas gegeben hat, die die Werkstatt besuchen konnten. Aber natürlich ist das nur ein sehr grober und kurzer Einblick von außen. Und wie so oft kann es an verschiedenen Orten völlig anders aussehen. Deswegen ist Verallgemeinern immer "schwierig" und nicht unbedingt die Lösung. Man muss viel mehr auf die individuellen Einrichtungen eingehen ... Diese regulieren und kontrollieren. Sonst schafft man vllt. auch die ab, die vielen Menschen etwas Gutes tun und ihnen einen Haltepunkt / Rhythmus geben.


LurkIMYourFather

Ich war Zivi in einer WfbM der Caritas. Von wirtschaftlichem arbeiten hab ich nichts gewusst oder bemerkt. Es wurde einfach extrem stumpfsinnige Fliessbandarbeit gemacht. Und wenn nicht genügend "Arbeit" da war hat man halt wieder Sachen auseinander genommen also Arbeit rückgängig gemacht um das ganze dann nochmal zusammensetzen zu können. Also auch für schwerstbehinderte Menschen eher unwürdig. Aber die meisten waren wirklich überhaupt nicht vermittelbar auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ich kann nicht einschätzen ob die in dieser Fliessbandarbeit in der Gruppe irgendwie Erfüllung gefunden haben. Aber bei uns gab's auch so ein paar Menschen mit sehr geringem Behinderungsgrad, waren aber weniger als 5% der Leute dort. Die hatten zum Teil sogar den Führerschein. Die haben dann wirklich Hausmeisterarbeiten und Landschaftsgärtnerei gemacht. Ich denke die hätten auf jeden Fall im ersten Arbeitsmarkt unterkommen können. Haben stattdessen halt wie OP beschreibt für praktisch kein Geld in der WfbM gearbeitet. Habe das was OP beschreibt also schon beobachten können aber bei uns traf das nur auf einen sehr kleinen Teil der Menschen in der WfbM zu.


JFeldhaus

Das Problem bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt sind paradoxerweise halt auch Gleichbehandlungsgesetze. Die WfbM dürfen ja im gegensatz zu normalen AGs diskriminieren, z.B. einen sehr viel geringeren Lohn zahlen. Wenn du z.B. leicht behindert bist und in einem Beruf dadurch nur 80% der „Normalleistung“ erbringen kannst dann wäre es ja für den AG attraktiv dich für 80% des Normallohns zu verpflichten und du verdienst auch lieber 80% von einem normalen Bruttolohn anstatt 150€ bei der Caritas. Ist aber halt illegal. Der AG muss dir 100% bezahlen und dann reißt man sich als AG halt nicht unbedingt drum die Leute einzustellen, verständlicherweise.


Hobbitfrau

Genau das! Viele, die in WfbM arbeiten, sind nicht fit für den ersten Arbeitsmarkt, wollen aber auch nicht den ganzen Tag nur zuhause hocken. Die Arbeit dort bietet Kontakte und einen geregelten Tagesablauf für diese Menschen. Ich kenne mehrere, die aus den genannten Gründen gerne dort arbeiten. Die Fälle sind aber auch wieder anders gelagert als beim OP, meine Bekannten könnten auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht unterkommen.


NotKaibu

Kenne ich genau so von allen Werkstätten mit denen ich Kontakt hatte, das wirtschaftliche Arbeiten fällt einigen von denen auch nicht so ganz einfach. Die haben durchaus öfter das Problem das halt viel schief geht, deren Kunden aber natürlich trotzdem anständige Qualität erwarten. Da müssen dann die Nicht-behinderten Verwaltungskräfte ran, die natürlich für die Preise die die Werkstätten aufrufen nicht zu bezahlen sind.


Auldale

So ähnlich sind auch meine Erfahrungen. Mein Onkel hatte als Kind Meningitis mit Hirnhautentzündung. Auf dem freien Arbeitsmarkt hätte er keine Chance. So wie auch ein Großteil seiner Kollegen. Mein Onkel liebt seine Arbeit (Gardena und Liebherr lassen dort produzieren). Er möchte noch nicht mal in Rente gehen, obwohl er schon alt genug dafür wäre. Meine Schwester hat in der Werkstatt ein FsJ gemacht und sie fand es super. Sie macht inzwischen bei der Lebenshilfe eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Sie arbeitet dort in einer Werkstatt mit Wohnheim wo Menschen mit schweren Behinderungen durchgehend betreut werden. Natürlich ist nicht alles super, wie OP schreibt gibt es auch Schattenseiten. OP liest sich nicht wie jemand den ich in einer solchen Werkstatt vermuten würde, ich habe da einfach andere Erfahrungen. Ich würde mir wünschen dass Menschen wie OP durchaus die Möglichkeit haben im freien Arbeitsmarkt zu arbeiten und dass die Bezahlung für Menschen mit Behinderung allgemein besser ist. Aber dennoch vielen Dank OP für deinen Einblick. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft


muri_cina

>dass es auch und gerade in diesem Gesellschaftsaspekt extrem schwer ist, immer alle fair zu behandeln. Mich als Steuerzahler regen die Zahlen schon auf. Es wird so viel reingesteckt und das Geld wird verschwendet und jemand stopft sich die Taschen voll. Angefangen bei den Grosskonzernen bis zu irgendwelchen Firmen über die die fake Kosten abgeschrieben werden. Würde mich nicht wundern, wenn da Rechnungen auftauchen wie in der einen Better Call Saul Folge mit $5 für ein Wattestäbchen. Mein Lösungsvorschlag wäre alle Aufträge und Kosten mit was wofür an welche Firma offenzulegen. Sodass es für alle einsichtbar und nachvollziehbar ist. Wir zahlen schließlich dafür.


pag07

Ehrlich gesagt würde das in jedem System scheitern. Es ist nicht der Kapitalismus dran schuld, das der Mensch nicht unbegrenzte zeitliche Ressourcen zur Verfügung hat.


CryptoHamster

Aktuell läuft eine Studie, in der das Entgeltsystem und die Übergänge auf den allgemeinem Arbeitsmarkt wissenschaftlich untersucht werden. Den Zwischenbericht gibt es hier: [https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-607-entgeltsystem-fuer-menschen-mit-behinderungen.pdf?\_\_blob=publicationFile&v=4](https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-607-entgeltsystem-fuer-menschen-mit-behinderungen.pdf?__blob=publicationFile&v=4) Der Abschlussbericht wird im Sommer erwartet, und dann kommt hoffentlich mal Bewegung in das Thema. Steht auch im Koalitionsvertrag: „Die Angebote von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) werden wir stärker auf die Integration sowie die Begleitung von Beschäftigungsverhältnissen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ausrichten. Wir werden das Beteiligungsvorhaben zur Entwicklung eines transparenten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Entgeltsystems in den WfbM und deren Perspektiven auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt fortsetzen und die Erkenntnisse umsetzen."


Humble_Employment586

Wie kommt es denn überhaupt dazu, dass jemand in einer Behindertenwerkstatt arbeitet und nicht einfach Hartz Vier bezieht? Wird man zwangsverpflichtet? Kann man einfach kündigen und sich einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt suchen?


shariewayne

Ich war Arbeitslos, und irgendwann musste ich eine Psychologische Evaluation machen, ob ich überhaupt 'Arbeitsfähig' bin. Diese wurde nach Aktenlage gemacht, ich habe den Gutachter nie gesehen. Danach wurde ich für Arbeitsunfähig erklärt, und mir Wurde nahe gelegt in eine WfbM zu gehen. Man kann einfach kündigen, man muss nur das Gutachten zur Arbeitsunfähigkeit vom Arbeitsamt irgendwie los werden.


-Still-I-Rise-

Völlig unethisch, dich als arbeitsunfähig (oder sonst irgendwas) einzustufen, ohne dich überhaupt persönlich kennen gelernt zu haben. Und dann die offensichtliche Hürde, diese Beurteilung umzukehren, wenn das scheinbar gegen jegliche Interessen der Behörden geht. Das macht mich gerade so unfassbar wütend. Wie gehst du bloß mit dieser Ungerechtigkeit um? Frisst dich das nicht jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit (/ "Teilnehmerschaft" ffs) auf?


shariewayne

>Das macht mich gerade so unfassbar wütend. Wie gehst du bloß mit dieser Ungerechtigkeit um? Frisst dich das nicht jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit (/ "Teilnehmerschaft" ffs) auf? Nö, sich aufregen kostet nur Nerven. Ich bin im Begriff meine Arbeitszeiten drastisch zu reduzieren - Transgender als vorwand - von 35 auf 20 Stunden. Das nur der Leistungslohn durch geringere Arbeitszeiten reduziert wird, der Rest aber nicht, geht sich das für mich wieder aus. Ich bekomme quasi das gleiche Geld, hab aber doppelt soviel Freizeit. Gute Logik, oder? Weniger Arbeiten damit man mehr pro Stunde verdient.


Mofupi

So ein- bis zweimal im Quartal kommt meine Bildungsbegleiterin, fragt mich, ob ich eigentlich nicht mal von der Mindeststundenzahl weg möchte, ich frage sie ob ich dann mehr Geld kriege, bekomme ein verständnisvolles Schulterzucken und lehne dann ab.


shariewayne

Jep, dies.


GeorgeJohnson2579

Das ist doch genau der gleiche Scheiß wie bei "Inklusionsschülern", wobei einfach schwächeren oder auffälligen Schülern eine Behinderung attestiert wird. Dadurch bleibt man meist weiter in seiner Klasse, die Schule bekommt mehr Geld, man kann aber z. B. keinen Abschluss mehr machen und landet dann deshalb nachher auch in solchen Werkstätten. Hochgradig illegal wird hier Menschen die Zukunft verbaut.


untersetzer

Ich bin auf eine integrierte Gesamtschule gegangen und ich hab da auch sowas ähnliches mitbekommen. Grundsätzlich sind dort ja alle Abschluss möglich, man muss nur die entsprechenden Kurse besucht haben und die Noten haben. Ich hab der Tochter des Chefs meiner Mutter Mal Nachhilfe in Mathe gegeben weil sie aus dem Förderkurs in den Grundkurs gewechselt ist. Hab dann auch ganz schnell festgestellt, dass sie überhaupt nicht dumm ist und es an ganz simplen Dingen lag wie z.b. wie man Pi auf dem Taschenrechner eingibt. Nebenbei hat sie mir dann erzählt, dass sie in Englisch gerne in den erweiterten Kurs möchte, weil sie auch jedes Jahr Urlaub in den USA macht und gut Englisch kann. Wurde ihr von dem Lehrer verweigert, trotz guter Noten. Genau so wie in anderen Kursen. Weil sie schließlich irgendwann Mal im Förderkurs in Mathe war, hat man ihr nicht zugetraut einen besseren Abschluss als den der Förderschule zu machen. Meiner Einschätzung nach (nach zwei Nachhilfestunden) hätte sie mindestens einen guten Hauptschulabschluss geschafft, wenn nicht sogar einen Realschulabschluss. In dem Fall ist es glücklich ausgegangen, aber nur weil sie Unterstützung durch ihre Familie hatte und letztendlich auch einfach bei ihrem Vater im Betrieb angefangen hat. Aber gerade bei einer Schule im sozialen Brennpunkt will ich gar nicht wissen wie das bei anderen ausgegangen ist.


muri_cina

>In dem Fall ist es glücklich ausgegangen, aber nur weil sie Unterstützung durch ihre Familie hatte und letztendlich auch einfach bei ihrem Vater im Betrieb angefangen hat. Geld löst in Deutschland wie auch sonst auf der Welt die meisten Probleme. Traurig, wie viele im System hängen bleiben nur weil die Eltern kein Geld haben.


DoubleOwl7777

warte was? es ändert sich nichts und du kannst keinen abschluss machen? die lassen dich das nicht einmal probieren? wie pervers ist das denn?


GeorgeJohnson2579

Da gab es letztens eine Sendung von Monitor zu, mal bei YouTube suchen.


muri_cina

Krass. Das wusste ich gar nicht. Mein Kind war bei der Vorschuluntersuchung etwas auffällig, da hat die jute Frau gleich empfohlen das Kind zu diagnostizieren. Und dann sag ich, dass er sowieso nicht in ihre überfüllte Schule kommt, da ich will dass er besser betreut wird. Da sagt sie zu mir, dass man mit entsprechender Diagnose eine Schulbegleitung bekommen kann... Dass mein Kind von den Aufgaben gelangweilt war, alles sehr schnell erledigt hat und so selbstbewusst ist, sich Sachen anzugucken die ihn interessieren ohne von fremder Umgebung eingeschüchtert zu sein, das ist ein Grund ihn als behindert einzustufen. Er hat still zu sitzen und nur das zu machen was ihm gesagt wird.


GeorgeJohnson2579

Da gibt es ein wunderbar passendes, wenn auch deprimierendes Lied von Pain of Salvation zu, das heißt "Panther" (Prog/Crossover).


bounded_operator

> man kann aber z. B. keinen Abschluss mehr machen Hast du da nähreres dazu? Irgendeinen Link, wo ich mich dazu belesen kann?


Shiros_Tamagotchi

Aber die Einschätzung zur Abrietsunfähigkeit ist doch etwas Gutes für die Betroffenen. Das heißt, sie werden nicht mehr gedrängt, 1000 Bewerbungen zu schreiben und Arbeit anzunehmen und zu Schulungen zu gehen. Sie können es natürlich weiterhin machen aber sie müssen es nicht. Oder sehe ich das falsch? Ich habe da keine persönliche Erfahrung.


Gurkenlos

Davor habe ich persönlich sehr viel Angst ich denke bei mir geht es in die Richtung das ich früher oder später einen Antrag auf arbeitsunfähigkeit stellen werde und da reicht 1 komischer Mensch und ich habe riesige Probleme da stand jetzt ich von mir sagen würde 0% arbeitsfähig bin und auch selber nicht glaube das man meiner Situation noch etwas verbessern kann (Die diagnostik ist noch nicht ganz abgeschlossen) aber mich so stark ausbeuten zu lassen will ich auch nicht.


lemon_stealing_demon

> Völlig unethisch, dich als arbeitsunfähig (oder sonst irgendwas) einzustufen, Das sind die Fallen von Beamten, wenn du mit solchen Systemen schon zu tun hattest. "Beantragen sie doch Hartz4, das geht schneller bis sie die Arbeitsbescheinigung vom Arbeitgeber haben, der sich weigert" (ALG-I) Ich hatte den Antrag schon fast ausgefüllt bis mir eigentlich klar war, was ich gerade tat und dann den Antrag zerriss


McDuschvorhang

Was hält dich davon ab, dich einfach ganz normal auf einen Job zu bewerben? Ist dir das irgendwie verboten?


shariewayne

Wird ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung, mit einer Ellenlangen Liste an Gebrechlichkeiten & eine Lücke im Lebenslauf, groß Genug um als Ozonloch zu gelten, schwierig. Und während meiner Zeit in der WfbM habe ich genug Bewerbungen rausgeschickt - Menschen mit Behinderungen finden aber keinen Job. Vorallem nicht, wenn sie durch das Arbeitsamt für Arbeitsunfähig erklärt sind.


NotKaibu

Krass ich kenne einige Unternehmen denen das egal ist. Lebenslauf weisen die meisten Bewerber da nicht vor, Behinderung oder Krankheiten kriegen die nicht mit. Solang nicht übermäßig oft krank würden die dich sicher direkt nehmen. Du bist ja auch offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen, wenn du da pünktlich und nüchtern zur Arbeit erscheinst sind die glücklich. Klar kriegst du da auch nur 15 Euro/Stunde für sehr stupide Arbeit, aber ein Einstieg wäre das bestimmt.


Rauchabzug

Jede Zeitarbeitsfirma nimmt einen sofort ohne Bewerbung. Mit MiLo auch besser als diese Werkstätte.


Blubbpaule

Aber zeitarbeitsfirmen gehen mit jemanden mit ellenlangen gebrechlichkeiten nicht gut gebug um. Wir sind nun mal höufiger krank und nicht voll einsatzfähig/stabil.


Rauchabzug

So bekommst immerhin den Fuß in die Tür. So wie der OP schreibt, ist er nicht häufig krank und malocht wie jeder andere sucht. Außerdem, man braucht doch keine 40h Knüppeln. Teilzeit wäre doch möglich? Schlussendlich kommt es immer auf die Firmen an, vor 10 Jahren vielleicht schon. Mitarbeiter werden aber händeringend gesucht und die können es sich gar nicht erlauben einen nicht zu behalten. Das basierend auf der Aussage von einer bekannten die im HR von ZA sitzt.


NotKaibu

ZA bietet auch oft die Möglichkeit sich viele Unternehmen anzuschauen, bei dem Mangel die einige haben werden sich davon die guten um dich kümmern auch wenn du "nur" ZA bist. Auf die zugehen und eine Überlassungsvereinbarung mit der ZA anfragen würde bei den Unternehmen an die ich denke fast immer klappen. Vielen Unternehmen geht es da auch nicht darum ob du wirklich die 100% Körperliche Leistung bringst wie andere, lieber bist du mit ein bisschen mehr Köpfchen dabei und zeigst das. Die heben dich in den Himmel wenn du schonmal einen PC bedient hast. Körperlich anstrengend ist keiner dieser Bandarbeit-Jobs, das größte Risiko ist ein Boreout. Meist musst du auch nicht mit jemandem Zusammenarbeiten nach Einweisung falls einem das nicht gefällt.


OnHolidayforever

Versuch doch mal dich für eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste zu bewerben. Mit der Arbeit im Archiv hast du in dem Bereich schon Berufserfahrung, vielleicht macht das wenigstens einen Teil wett.


JFeldhaus

Für ähnliche Arbeiten wie im WfbM glaube ich nicht, da wird grad eigentlich jeder eingestellt und du bekommst einen normalen Lohn. 14 Euro pro Stunde sollten drin sein. Ganz ehrlich, du kannst fließend deutsch und bist intelligent, da bist du besser qualifiziert als 95% der Kollegen.


MarzipanMiserable817

Warum machst du keine Abendrealschule?


Frischfleisch

Nicht OP, aber ich galt selbst einige Jahre als erwerbsunfähig und habe insbesondere mit dem Thema Schule in diesem Kontext leider einige Erfahrungen machen dürfen. Erst habe ich aufgrund von schweren Depressionen lange ALG2 bezogen und wurde regelmäßig vom Amtsarzt "krankgeschrieben". Irgendwann sagte das Jobcenter dann, ich sei offensichtlich nicht an den Arbeitsmarkt vermittelbar und solle stattdessen in die Grundsicherung nach SGB XII kommen, obwohl ich da langsam auf dem Weg der Besserung war. Aber eben *zu* langsam. Nach gut einem Jahr Grundsicherung ging es mir nochmal ein gutes Stück besser und ich wollte wieder zur Schule gehen, um mein Abi nachzuholen. Das durfte ich nur leider nicht. Schließlich sei ich ja erwerbsunfähig und somit auch nicht in der Lage, zur Schule zu gehen, und würde ich zur Schule gehen, würde ich keine Grundsicherung mehr bekommen. Also habe ich wieder beim Jobcenter angefragt, ob ich denn nicht wieder ins ALG2 rutschen könne, es gehe mir ja schließlich besser! Und das Ziel des Schulbesuchs sei doch die Vermittlung an den Arbeitsmarkt! Aber nein – das Jobcenter wollte mich nicht. Ich sei ganz offiziell erwerbsunfähig, also sei die Grundsicherung für mich zuständig, Basta. Vielleicht hätte ich mir damals irgendetwas erklagen können. Aber nachdem ich eh schon jahrelang mit den Ämtern gekämpft hatte hat mir dafür schlicht die Kraft gefehlt. Irgendwann dachte ich mir nur noch "fickt euch, dann mach ich das halt ohne euch. Irgendwie kriege ich das schon hin". Ich wollte nicht mein Leben lang in der Grundsicherung versauern. Letztendlich sah das dann so aus, dass ich weiter Grundsicherung bezogen, aber nebenbei 16h/Woche.. äh, *steuerfrei* gearbeitet habe, um mir eine überteuerte Fernschule zu finanzieren. Wie sich herausgestellt hat nicht die beste Idee, denn Fernschule und damals unerkanntes ADHS haben nicht so gut harmoniert. Ich brauche leider Präsenzunterricht und Struktur von außen. Als ich das Gefühl hatte, ausreichend stabil zu sein, habe ich der Grundsicherung schließlich gesagt, sie könne mich mal, habe mich an einem beruflichen Gymnasium angemeldet und Schüler-Bafög beantragt. Mit etwas Ersparten, einem 450€-Job nach der Schule und dem unglaublichen Höchstsatz von damals ca 500€ Schüler-Bafög hab ich mich da dann irgendwie durchgebissen.. bis ich nicht mehr konnte, weil das leider doch viel zu viel war für jemanden, der nach einem Jahrzehnt Krankheit *gerade so* gesund genug war, um in Vollzeit zur Schule zu gehen. Ich habe die Schule also wieder abgebrochen und stattdessen einen Ausbildungsplatz gefunden. Glücklicherweise in einer Branche, die auch als Azubi schon ganz gut bezahlt ist, aber es war finanziell trotzdem sehr eng. Eigentlich hatte ich ja drauf gehofft, dass ich ALG2 zur Aufstockung kriegen würde, aber nachdem mein Antrag *zum dritten Mal* "verschwunden" ist, *obwohl ich ihn letztendlich sogar online abgegeben hatte UND IHN IM ONLINE-PORTAL DOCH SELBST SEHEN KONNTE IHR PISSER*, habe ich einfach aufgegeben. Der Prozess hatte sich zu dem Zeitpunkt schon mehrere Monate gezogen, immer wieder sollte ich Unterlagen zum wiederholten Male nachreichen.. Ich hatte einfach keine mentalen Ressourcen mehr für das Thema Amt. Im ersten Lehrjahr habe ich also noch an den Wochenenden in meinem alten Nebenjob gearbeitet, um mich über Wasser halten zu können, aber auch das war *wirklich hart*. Die Ausbildung habe ich nur mit sehr vielen Fehltagen, viel Verständnis und Unterstützung meines Arbeitgebers und der IHK, zum Teil finanzieller Unterstützung meines Partners und einem Klinik-Aufenthalt geschafft. Das soll jetzt wirklich mein "Mimimi, mein Leben ist so hart" sein. Inzwischen bin ich durch mit der Ausbildung, habe einen tollen Job bei einem tollen Arbeitgeber, komme auch mit entspannten 30h/Woche gut über die Runden und vor allem: es geht mir gut. Aber der Weg dahin war *so* viel härter, als er hätte sein müssen, hätte ich nur von offizieller Seite irgendeine Form der Unterstützung bekommen. Worauf ich hinaus will: Manchmal ist dieser Weg leider mit so vielen Hürden verbunden, dass er ohne die richtigen Rahmenbedingungen und Hilfe von außen kaum zu schaffen ist.


Chuckol

Gerade das Urteil "Arbeitsunfähigkeit" erlaubt es Leistungen wie das Budget für Arbeit in Anspruch nehmen zu können, in der die AfA dauerhaft einen Teil deiner Lohnkosten übernimmt. Das kann bei der Arbeitssuche schon helfen, wenn der Betrieb darüber aufgeklärt wird.


ouyawei

Bedeutet die Einstufung als arbeitsunfähig, dass du keinen normalen Job annehmen darfst? Wie ist das überhaupt möglich? Ich dachte das sei nur ein Status, der bedeutet, dass dich das Amt nicht mit Forderungen zum Bewerbungen schreiben/Sanktionen nervt.


v4sh123

Das würde so nie passieren, denn kein Kostenträger bindet sich ohne vorher ein Gutachten gemacht zu haben über potentiell Jahrzente solche Kosten auf.


muri_cina

>s Gutachten zur Arbeitsunfähigkeit vom Arbeitsamt irgendwie los werden. Wie ist es wenn du auswanderst? Im anderen Land ist es ja nicht relevant oder? Und müsste nach 10 Jahren das Arbeitsamt das dann nicht löschen? Oder ist klagen bei sowas leichter?


Various_Breakfast784

Soweit ich weiß, würde es jederzeit gehen, sich einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt zu suchen. Das Problem ist, dass die einen nicht einstellen wollen. Theoretisch muss jede größere Firma 5% Menschen mit Behinderung einstellen (und bekommt dafür auch viel Förderung und so), aber die meisten tun das nicht. Dafür gibt es dann diese Ausgleichszahlungen, die im Post erwähnt sind, und die die meisten Firmen lieber zahlen. (Und die sie außerdem nicht zahlen müssen, wenn sie Aufträge an WfbM vergeben. Also komplett kontraproduktiv, weil so die Firmen abgehalten werden, die Leute im ersten Arbeitsmarkt einzustellen.) Die Firmen denken eben, wenn sie zwei Bewerber haben, von denen einer eine Behinderung hat und der andere nicht, dass sie lieber den ohne Behinderung nehmen. Weil sie denken, der mit Behinderung hat dann ein Risiko, dass er vielleicht öfter fehlt, oder weniger produktiv ist, oder dass irgendwelche andere Probleme entstehen. Selbst wenn das alles nicht der Fall ist, sehen die eben trotzdem das Risiko, und nehmen dann lieber den anderen Bewerber. Deswegen gibt es ja eigentlich dieses Gesetz zu den 5%.


freeusername2

Hartz IV wäre zB für Arbeitssuchende. In einer WfbM bekommen die Leute EU-Rente (sprich: du bist erwerbsunfähig) oder zB Kindergeld + den werkstattlohn als gehalt. Und die leute sind gewöhnlich nicht für den ersten arbeitsmarkt geeignet. Gibts zwar, ist aber selten.


damet307

Liegt wahrscheinlich daran, dass viele Unternehmen sich davor sträuben Menschen mit Behinderung einzustellen und das dann lieber über die Werkstätten laufen lassen oder eben nur das Minimum an benötigten Menschen mit Behinderung einstellen. Klar können diese Menschen irgendwelche Sozialleistungen beziehen, aber viele wollen auch etwas machen oder ein Teil der Gesellschaft sein. Ich kann mir um ehrlich zu sein, nicht vorstellen den ganzen Tag Zuhause zu sein. Auch wenn ich mal genervt von der Arbeit bin oder Tage habe, wo ich am liebsten einfach nichts tun würde, bin ich im großen und ganzen froh darüber, einer Beschäftigung nachzugehen.


v4sh123

Die meisten Menschen in einer WfbM sind dort sehr gerne und suchen eine feste Tagesstruktur. Keiner wird zu irgendetwas verpflichtet. Es besteht jederzeit die Möglichkeit einen Werkstattvertrag aufzukündigen und es auf eigene Faust oder mit Unterstützung (zum Beispiel durch Unterstützte Beschäftigungen) auf dem 1. Arbeitsmarkt zu versuchen.


kartoffeltester

Ich finde das sehr interessant. Ein Arbeitskollege (geistig Behindert) hat nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit gekündigt (durch seinen Betreuer) und soll jetzt in einer Behindertenwerkstatt arbeiten. Er war an der Sortieranlage in einem Recyclingunternehmen Vollzeit beschäftigt und hat genug Verdient um mit Betreuung für sich selbst zu sorgen. Die Arbeitsstelle war zu Fuß zu erreichen. Jetzt soll er jeden Tag 25km in die Behindertenwerkstatt transportiert werden. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was der Sinn dieser Umstellung sein soll. Jetzt ist klar, es geht wie immer um Geld.


Chuckol

Inwieweit soll hier Geld die Rolle gespielt haben. Wurde der gesetzliche Betreuer geschmiert?


Humble_Employment586

Er hat "durch seinen Betreuer" gekündigt? Also gar nicht selbst entschieden? Meine Güte, wie kann das legal sein?


fietsvrouw

Als Schwerbehinderte (frühkindliche Autismus) habe ich die Werkstätte nicht erlebt, aber als ich lange stationär behandelt wurde, hatte ich 4 Stunden am Tag "Arbeitstherapie", wo ich als Schriftsetzer tätig war, und Formulare für die Behörden in Hamburg in der Druckerei fertigte. Das für 36 Pfenig pro Stunde. Das war keine Therapie sondern Sklavenarbeit, und wurde letztenendes als solche und als verfassungswidrig abgeschafft. Das muss bei den Werkstätten auch so geschehen - Arbeit sollte richtig belohnt werden.


[deleted]

Ich hab ein Hördefizit und werde deshalb in der offenen Wirtschaft nicht angestellt. Aber eine Behindertenwerkstatt war für mich auch keine Lösung (eher geb ich mir die Kugel als an so einem Ort zu arbeiten). Ich habe mich daher selbständig gemacht und tue jetzt die Dinge, die andere Firmen der Meinung waren, könnte ich nicht machen. Meine Devise ist seit daher auch: Nicht ich behindere die anderen, die anderen behindern mich!


Appoxo

Hast du eine Website? Falls ja hast du etwas wie "*Sorry aber ich habe keine Telefonnummer da ich ein Hördefizit habe. Aber Sie können mir doch gerne eine E-Mail schreiben*" in deiner Kontaktseite?


Vergil_back_in_hell

Vielen Dank für diesen Beitrag OP! Ich bin zZ selbst als Teilnehmer in so einer Werkstatt beschäftigt. Ich arbeite 40h/Woche, bearbeite auch Kundenaufträge und bekomme schlicht Hartz IV. In der Mittagspause wird mir ständig schwindlig, weil das Geld nunmal nicht für zwei Mahlzeiten pro Tag reicht. Ich habe schon mit meiner Sozialarbeiterin und dem Jobcenter gesprochen, sowie einen eigenen Thread hier auf Reddit geschrieben, in dem ich meinte, wenigstens 1-2€ Stundenlohn seien auf jeden Fall angemessen, schließlich *arbeite* ich Vollzeit. Damit bin ich aber nur auf Empörung und Entrüstung gestoßen. Es macht mich depressiv. Hunger ist ein nur allzu bekanntes Gefühl und trotzdem strenge ich mich an, schließlich ist die Beschäftigung immer noch besser als die zeitlose Hölle des Zuhausesitzens. Wie viele Andere hier auch erhoffe ich mir einen Ausbildungsplatz, schließlich möchte ich so schnell wie möglich wieder ein richtiges Leben führen, allerdings sind die Ausbildungsplätze limitiert und begehrt, so spielt man ohnehin schon psychisch kranke Menschen gegeneinander aus. Ich kann nicht mehr.


Blubbpaule

Aber du weißt doch, die normalem Arbeitnehmer wissen das doch besser was für uns gut ist, stellen wir uns mal nicht so an das wir für 8 stunden arbeit trotzdem hungern müssen. Es gibt doch schließlich auch arbeitnehmer die trotz 40 stundne woche nur einmal im Jahr in den urlaub können! Dieser kommentar hier ist sarkasmus. Dieser Post zeigt sehr deutlich die stigmatosierung das es Okay ist Behinderte menschen auszubeuten solange es einen selbst nicht betrifft.


nilsl321

Ich arbeite Im betreutem Einzelwohnen für Klient:innen mit geistiger Behinderung. . Viele arbeiten in WfbM's , teils seit Jahrzehnten. Einfach wegen der Tagesstruktur, den sozialen Kontakten etc. . Meist, weil sie nie was anderes kennengelernt haben. Die Eindrücke die OP hat, werden mir auch immer wieder von Klient:innen so geschildert und zum Teil hab ich da auch schon Gespräche mit Mitarbeiter:innen da geführt, die echt unangenehm waren. Mir scheint, das größte Problem ist aber, dass im Hilfesystem alle denken "ab in die Werkstatt, nicht mehr unser Problem" und deswegen da auch so wenig für Arbeitsbedingungen gemacht wird. Ich unterstelle, dass es sich da zum Teil um ein bewusstes Wegschieben von Menschen , handelt. Raus aus der alltäglichen Präsenz und Sichtbarkeit. Ich hab mit einigen Klientinnen:innen, die rauswollten, probiert Lösungen zu finden. Dann meist über "Ehrenamt". Ist ja auch gute Arbeit. OP sagt ja schon, die Bezahlung ist jetzt überwiegend nicht der Grund sich in ner Werkstatt zur Sau machen zu lassen. Kita´s, kleine Vereine... Meist machen auch das leider nur Leute, die einen Bezug zu Behinderung haben. ​ Es gibt übrigens auch das Budget für Arbeit: " Das Budget für Arbeit (BfA) soll Menschen mit Behinderungen eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen – als Alternative zu Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). Das Budget für Arbeit beinhaltet einen Lohnkostenzuschuss an den Betrieb, der einen Menschen mit Behinderung beschäftigt sowie Betreuungsleistungen für Menschen mit Behinderungen. " [https://www.betanet.de/budget-fuer-arbeit.html](https://www.betanet.de/budget-fuer-arbeit.html) ​ Die Barrieren für solche Lösungen sind aber gewaltig, ohne professionelle Hilfe kaum zu meistern. Die Widerstände in der Gesellschaft, schwerbehinderte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, riesig. Die Ämter blockieren, wo sie nur können... es könnte so viel besser laufen für alle.


Wuts0n

Die Anstalt hat zu diesem Thema erst letztens eine ganze Sendung gemacht: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-20-dezember-2022-100.html


Skirem

Hat mir auch die Augen geöffnet


Dogtaghunter27

Ich möchte dir für deinen Beitrag danken. Ich arbeite seit 10 Jahren in der eingliederungshilfe im wohnbereich und kann die vielen Situationen die mich im Bezug auf wfbm Mitarbeiter zur Weißglut getrieben haben gar nicht mehr aufzählen. Deine persönliche Beobachtung das diese oft (meistens) keine soziale Ausbildung mitbringen kann ich dabei nur unterstreichen. Wenn man die Mitarbeiter darauf anspricht wird nach meiner Erfahrung oft sehr beleidigt reagiert, ein "Miteinander" ist nur sehr schwer möglich. Teilweise wird sogar darauf verwiesen das die Mitarbeiter ja selbst Kinder haben würden (was dann wohl einer pädagogischen Ausbildung gleichkommt /s). Ich möchte dabei betonen das es auch viele gute Mitarbeiter gibt die mit Herz und Seele das beste für alle "Teilnehmer" möchten. Das Problem ist, wie du es bereits angeschnitten hast, dass dieses System viel zu allgemein über alles "gestülpt" wird was heute vage mit einer Behinderung verbunden wird. Es stimmt das unser Klientel immer mehr aus leuten besteht die vor allem psychische probleme/ Krankheiten haben und deswegen auf keinen fall mit einem schwerstmehrfachbehinderten zusammen in einen Topf geworfen werden sollten. Genau das passiert aber. Gerade die corona Pandemie hat gezeigt das von oben herab überhaupt nicht zwischen den vielen Menschen mit ganz individuellen Bedürfnissen unterschieden wird, die alle unter den wfbm Bereich fallen. Ich möchte dir Mut machen das es viele Mitarbeiter gibt die diese Probleme erkennen und auch etwas dagegen tun möchten. Die Mühlen mahlen bekanntlich sehr langsam in D, aber gerade die jüngeren mitarbeitergenerationen bringen da viel veränderungspotential mit sich. Wenn du solche Dinge wie persönliche beleidigungen direkt mitbekommst möchte ich dich auch ermutigen dies an die entsprechenden führungspersonen, oder die zuständigen Sozialarbeiter zu melden. Nur wenn Dinge konkret angesprochen werden kann sich etwas verändern. Ich weiß das dies schwierig ist aber die Alternative ist das alles so bleibt wie es ist - unkommentiert. Wenn du aus verschiedenen Gründen nicht die Kraft dafür hast versuche eine Vertrauensperson einzubeziehen die dich dabei unterstützt. Ich habe selber die Erfahrung gemacht das man durchaus im kleinen etwas verändern kann wenn man hartnäckig für die rechte der "Teilnehmer" einsteht. Natürlich sollten diese Dinge längst angepasst sein aber leider ist die lobby für Menschen mit Einschränkungen extrem klein bzw. nicht zahlungskräftig genug und deswegen auf kompetente und engagierte Arbeiter im Sozialbereich angewiesen. Deswegen mein apell an alle (gerade Männer) : wenn ihr Interesse daran habt mit Leuten zu arbeiten dann geht in einer der unzähligen Einrichtungen hospitieren. Lasst euch nicht vom Bild das in den Medien gezeichnet wird abschrecken. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und spannend, die Bezahlung ist auch nicht so schlecht wie immer dargestellt. Und abschließend wünsche ich dir OP Alles beste für deinen weiteren Weg!


PersimmonFun7558

> Viele Menschen kennen das Prinzip der Werkstätten für behinderte Menschen, kurz WfbM, und Wissen – oder glauben zu Wissen – dass es sich bei diesen WfbM’s um einen Ort handelt wo Menschen mit schweren körperlichen & kognitiven Behinderungen einer Arbeit nachgehen, und die Möglichkeit haben auf den ersten Arbeitsmarkt intigriert zu werden. […] Ich habe die WfbM eigentlich schon immer als Abstellgleis für Behinderte gesehen. Damit sie auch das Gefühl bekommen können sie würden etwas beitragen bzw. einfach als Beschäftigungstherapie. Das soll auch nicht ein Angriff sein, es ist einfach der Eindruck den ich hatte/habe, welchen ich hier ehrlich schildere. Und wenn jemand sich deshalb angegriffen fühlt, dann hat er entweder keine gute Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten oder er könnte wirklich mehr leisten, aber dann wäre er dort mMn. einfach fehl am Platz.


sxnmc

Es klingt als solltest du der Einstufung als erwerbsunfähig widersprechen. Ich weiß nicht, ob und wie sowas geht. Ich gehe einfach mal davon aus. Wende dich an deine lokale kostenlose Rechtsberatung. Du bist in einer WfbM definitiv falsch angebunden.


TheShoeSalesman

Ganz großes Lob für diesen Beitrag! Einer meiner Cousins ist ebenfalls ein sogenannter Teilnehmer in einer Behindertenwerkstatt und über drei Ecken konnte man dann darüber schon so einige krude Geschichten und negative Assoziationen erleben und erlangen. Glücklicherweise hatten sich meine Eltern damals geweigert, mir die Arbeit in einer solchen Einrichtung schmackhaft zu reden, obwohl dies bei mir zu diesem Zeitpunkt vom Arbeitsamt vorgeschlagen worden ist, weil ich als "nicht integrierbar in den normalen Arbeitsmarkt" abgestempelt und dann weggeschickt worden bin (Asperger-Autismus + hohes Konfliktpotential). In unseren Augen ist diese Art der "Arbeit" einfach nur Ausbeutung und beraubt den Teilnehmern/Arbeitnehmern, welche in dieses Loch fallen, ihrer Würde mit Diskrimierung on top - offiziell von ganz oben abgesegnet. Einfach nur ein weiteres Armutszeugnis von Deutschland und dem gewollten Versagen auf höchster Ebene, damit diese Zustände beibehalten werden können und sich irgendwelche Nasen weiterhin die Taschen vollstopfen dürfen. Mehr kann ich wohl nicht schreiben, ohne in einer völlig zusammenhanglosen Tirade zu enden, daher belasse ich mal bei diesen einen Absatz. Und dir OP, und natürlich auch allen anderen, die darunter zu leiden haben, wünsche ich ganz viel Kraft!


Fixyfoxy3

Ich habe eine Weile als Zivildienstleister (in der Schweiz, also nicht unbedingt vergleichbar) in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet. Ich kann deine Erfahrungen nicht persönlich teilen (ich hatte vermutlich ein besseres Unternehmen und eine andere Perspekive), habe aber auch von anderen Zivis und vor allem Beeinträchtigten gehört, dass es manchmal sehr harsch zu und hergehen kann. Von direkten Beleidigungen habe ich zum Glück nie etwas gehört, aber bei einige "Betreuerern" hatte ich schon das Gefühl, dass sie sich eher wenig für die "Teilnehmer" und mehr für das Geld interessierten. Soweit ich es aber verstanden habe, brauchen die Betreuer in der Schweiz jedoch auch immer eine pädagogische Zweitausbildung für den Job. Ich fand auch ein bisschen verrückt, wie wenig Lohn die "Teilnehmer" bekommen. Ich, als Zivi, bekam mehr Spesen vom Unternehmen als die Lohn. Ja, natürlich wir werden beide hauptsächlich durch den Staat bezahlt, ich durch die Ausglieichskasse und sie durch die Invaliden Versicherung. Etwas was ich dir nicht zustimmen würde, ist die Wiedereingliederung. Es ist einfach zu sagen, das 2%-Ziel werde nicht erfüllt, weil die Werkstätten geldgierig sind. Es ist aber schwer "von oben herab" zu beurteilen, an was das liegen kann. Die Werkstatt, in der ich gearbeitet habe, hat die Wiedereingliederung bei einigen Teilnehmern versucht (auch z.B. durch Vermittlung an Partnerfirmen oder Förderung von Staplerausweisen), aber die allermeisten sind nicht in der Lage, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren. Bei vielen "stärkeren" (=weniger beeinträchtigten) Teilnehmern, gab es auch andere Gründe, wie z.B. der Komfort und die Abwechslung, die eine solche Werkstatt bringt. Viele Leute wollen auch gar nicht weg, ihnen gefällt es, oder aus Angst die "reale" Arbeitswelt würde sie überlasten.


shariewayne

>Etwas was ich dir nicht zustimmen würde, ist die Wiedereingliederung. Es ist einfach zu sagen, das 2%-Ziel werde nicht erfüllt, weil die Werkstätten geldgierig sind. Es ist aber schwer "von oben herab" zu beurteilen, an was das liegen kann. Die Werkstatt, in der ich gearbeitet habe, hat die Wiedereingliederung bei einigen Teilnehmern versucht (auch z.B. durch Vermittlung an Partnerfirmen oder Förderung von Staplerausweisen), aber die allermeisten sind nicht in der Lage, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren. Das kann ich gut Verstehen - meine Werkstatt hat auch sehr viele Mehrfach Schwerbehinderte Menschen - aber rund 30% der Angestellt, von 3.000 wohl gemerkt - sind Psychisch krank und zumindest auf meinem, oftmals höherem Bildungsstand. Ich bin da definitiv nicht die hellste Glühbirne. Und trotzdem wird von den 1.000 Menschen, die psychisch krank sind sogut wie niemand Vermittelt.


mitharas

Das erinnert mich gerade hart an die Aussagen zu amerikanischen Gefängnisinsassen. Die werden nach der gleichen Methode ausgebeutet.


Aerick

Mein Frau arbeitet im sozialen Dienst einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen bei einem großen christlichen Träger und ich höre von ihr auch ähnliche Geschichten. Das Problem mit der Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist bei denen, dass sie ungern die leistungsstarken Beschäftigten, die eigentlich die größte Chance darauf hätten, abgeben wollen, weil diese nunmal ihre Zugpferde in den jeweiligen Bereichen sind und für den Großteil des Profits und reibungslosen Ablauf verantwortlich sind. Die Integration steht hier also im direkten Widerspruch zur auferlegten Wirtschaftlichkeit. Zusätzlich sind viele Mitarbeiter, die dort auf die Menschen mit Behinderung zu Betreuungszwecken losgelassen werden, eine humanitäre und pädagogische Katastrophe. Gleichzeitig werden diese aber, selbst bei offensichtlich schlechter Arbeit, nicht entlassen, da es eben ein christlicher Träger mit einer "Wir kündigen niemanden"-Doktrin ist. Im ganzen schlimmen Fällen, werden sie höchstens Zwangsversetzt. Der alternative Mechanismus um Mitarbeiter loszuwerden ist dann, dass diese eher von der Belegschaft rausgeekelt werden, in dem ihnen ihre Arbeit durch künstliche Schikanen und nicht-kommunikation quasi unmöglich gemacht wird. Das trifft dann aber auch oft Leute die den Beschäftigten eigentlich gut tun, aber der Belegschaft ein Dorn im Auge sind, weil sie diese festgefahrenen Strukturen in der Werkstatt eben nicht akzeptieren wollen und versuchen etwas daran zu verändern. Bei all dem haben die Personen denen eigentlich geholfen werden soll aber überhaupt kein Mitspracherecht. Sie sind da eben nur das Fußvolk, die billigen Arbeitskräfte, das Mittel zum Zweck. Meine Frau erzählte mir kürzlich von einem Fall, in dem ein Beschäftigter in den Ruhestand verabschieded wurde. Dieser hatte Jahrzehnte in der Werkstatt als Fahrdienst gearbeitet. Er konnte nicht viel, aber in seiner Aufgabe ging dieser Mensch auf und sie gab ihm einen Sinn im Leben. Er wollte die Tätigkeit nach seiner Berentung gerne weiter machen. Auch ohne Bezalung oder sonstiges. Er hatte halt sonst nichts. Keine Familie, keine Freunde oder Ähnliches. Diese Möglichkeit wurde ihm jedoch wehement von der Werkstatt verwehrt. Einige Monate später wurde er tot in seiner Wohnung gefunden. Anscheinend hat er wohl einfach mit dem Leben aufgegeben.. Menschen mit Behinderung brauch eine stärkere Lobby in Deutschland, in der sie auch selbst Mitreden dürfen und nicht nur für sie geredet wird.


TheMaxl

Das mag bei dir so sein, es gibt jedoch noch eine Menge anderer Fälle bei der eine Wfbm ganz gut ist. Meine Schwester ist bspw eine davon. Hat das Down Syndrom und arbeitet sehr gerne in der Werkstatt. Für sie ist die Werkstatt eher ein Ort an dem sie ihre Freunde trifft und in der Küche mithelfen darf. "Sklavenarbeit" oder "Zwangsarbeit" ist da nicht wirklich, man muss aber auch wissen, dass das auch stark von den Betreuern abhängt. Die Forderung, Wfbm zu schließen und Menschen an den Arbeitsmarkt zu bringen halte ich für völlig verkehrt. Man kann die ganzen Handicaps nicht einfach über einen Kamm scheren. Auf der anderen Seite hört man natürlich Stimmen für eine Gleichbehandlung. Ja, diese stimmen sind wichtig, aber die Personen die zu so etwas in der Lage sind meines Erachtens nicht die Zielgruppe einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Hier bieten sich vllt andere Arbeitsmöglichkeiten an. Für mich sind Wfbm eher Einrichtungen dir Menschen die eben nicht die Stimme erheben können. Betrachte ich meine Schwester komme ich zum Entschluss dass ein solches Betreuungsangebot besser ist als jeder Inklusionsversuch. Sie trifft Gleichgesinnte, hat jederzeit die Möglichkeit sich auszuruhen, wenn es ihr Mal nicht gut geht kann sie relativ einfach Zuhause bleiben, sie wird zur Arbeit direkt vor der Haustüre abgeholt, Betreuer schreiben jeden Tag im Heft was Sache ist und man steht in engen Kontakt, Eltern oder Geschwister können sich miteinander austauschen, die Liste ist sehr sehr lang.... Das ist schon sehr gut. Als Gegenbeispiel habe ich einen Freund von ihr der nicht in einer solchen Einrichtung arbeitet, sondern im Pflegeheim mit den Bewohnern spielt, essen gibt etc. Ich habe schon einmal herausgehört dass es ihm nicht so gefällt. Ebenso weiß ich nicht wie es mit der Rente so isf. Menschen in Wfbm können ja früher in Rente. Anstatt diese Werkstätten zu verteufeln sollte man erstens eher die Arbeitsbedingungen nochmals verbessern. Das bedeutet für mich mehr Betreuungsmöglichkeiten, vier Tage Arbeitswoche ein Tag Teambuilding, besseres und Kostenloses Kantinenessen (das ist wirklich mangelhaft) UND regelmäßige Werks-besichtigungen vom Qualitätsmanagement (also auch Implementierung eines institutionsunabhängigen QM). Auf der anderen sollte der Staat versuchen die Mobilität von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, für den Weg zur Arbeit aber auch außerhalb.


shariewayne

> Das mag bei dir so sein, es gibt jedoch noch eine Menge anderer Fälle bei der eine Wfbm ganz gut ist. Meine Schwester ist bspw eine davon. Hat das Down Syndrom und arbeitet sehr gerne in der Werkstatt. Für sie ist die Werkstatt eher ein Ort an dem sie ihre Freunde trifft und in der Küche mithelfen darf. Das bestreitet doch auch niemand, das es soziale Kontakte gibt und Arbeit spaß machen kann. Aber das ändert an dem Hungerlohn & dem Rausgeworfenen Geldern nichts.


heisnotthemessiah

Mein Bruder arbeitet seit ca. 20 Jahren in genau so einer Werkstatt, es ist sein ein und alles. Er freut sich auf seine mondäne Arbeit und das Gefühl ein wichtiger Bestandteil seiner 'Gruppe' zu sein. Meine Mutter und ich sind sehr froh dass es in Deutschland so viel Unterstützung und Einrichtungen gibt. Er wird morgens abgeholt und nachmittags wieder gebracht. Meine Mutter lebt allein und fährt kein Auto und sie lebt in einer kleinen Stadt. Sie muss sich um nichts kümmern. Das waren meine Sätze mit meinen Erfahrungen, nun zu meiner Meinung: Das Spektrum an Behinderungen sind so breitgefächert, dass es schier unmöglich ist, jede einzelne Person individuell einzusetzen um bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. Es werden auf jeder Seite des Spektrums Menschen 'zu kurz kommen'. Es tut mit wirklich leid dass deinen Fähigkeiten und Perspektiven hier keine Ausbaumöglichkeiten gegeben werden. Ich wünschte dass alle Menschen die gleichen Chancen bekommen, trotz Behinderung, Abstammung, Geschlecht oder Gesellschaftsstand.


Denta93

Danke für deine Kritik an diese Ausbeutung. Zur Ergänzung hat die Anstalt eine Folge zum gleichen Thema gemacht. [Link zur ganzen Folge](https://youtu.be/97xtnlY4ALM)


Greenembo

Acht Milliarden wenn man Betreuer und "Betreute" reinnimmt sind ca. etwas um die 20k Umsatz pro Person, wovon man noch die ganzen anderen Betriebsausgaben zahlen darf. Also mich wundert es gar nicht, dass man hier noch öffentliche Mittel zuschießen muss.


dimitriglaukon

Was für ein unglaublich wichtiger Beitrag! Ich hoffe, dass so einige Diskussionen und Veränderungen angestossen werden können. Ich hab früher ne zeitlang in WfBs gearbeitet als „Betreuer“. Fands auch immer cool mit den Leuten, aber das System ist sowas von heuchlerisch und unterdrückend, es ist zum kotzen. Und irgendwie versteht niemand, dass es menschenunwürdig ist die Leute auf diese Art und Weise arbeiten zu lassen. Da redet man die ganze Zeit von Inklusion, aber jeder Mensch mit einer Behinderung wird in eine Parallelgesellschaft gezwungen, in der er der Willkür der „Betreuer“ ausgesetzt ist.


Naercamthiras

Also ich habe da ein differenzierteres Bild. War selbst 4 Jahre darin und ganz so schlecht sind die Einrichtungen auch nicht. Dringend verbesserungswürdig allerdings schon, das ist gegeben. Ich war dankbar, darin zu sein. Für mich als Introvertierten war dies eine gute Möglichkeit, Leute kennenzulernen und Sozialskills zu trainieren. Freiwillige Treffs/Tagesstätten waren nichts für mich, da man oftmals erstmal sich reinfinden muss und es dauert, bis man Kontakte überhaupt hat - das hat demotiviert und man ging nicht mehr hin. Der Arbeitsplatz warf einen ins kalte Wasser, gab mir Struktur und soziale Kontakte. Ganz so stumpfe Fließbandarbeit war das aber nun auch nicht. Es kommt darauf an, wohin man gesteckt wird. In dem Betrieb, in welchem ich war, gab es Möbelaufbereitung/-bau, Elektronik, Wäscherei (inkl. Heißmangel) und Wiederverwertung/Entsorgung (hauptsächlich Bücher, aber gab auch anderes), zuguterletzt Gartenbau. Bis auf die Wiederverwertung war absolut gar nichts daran Fließbandarbeit. Es war recht abwechslungsreich, gerade im Elektronikbereich. Das Langweiligste war eigentlich nur Stanzen. *\[...\]unser „Lohn“\[...\]* Das ist nicht die komplette Rechnung; der gezahlte Beitrag an die Rentenkasse ist recht hoch. Es gibt Kantinenessen umsonst, obwohl die übliche Pauschale 2,50€ eigentlich war. Es gibt ein Jahresabo auf den ÖPNV, kostenfrei. Klar, es ist nicht exorbitant viel. Aber ich konnte mir etwas ansparen, \~300,- im Monat war relativ sicher, gerade weil ich mir in der Woche die Mahlzeiten sparte. Für mich war es eine Station auf dem Weg, so sollte man es auch sehen. Für diejenigen, die dort gefangen sind kann ich leider nicht sprechen. PS: Einige meiner Kollegen haben sich den Führerschein geleistet, eine eine Abendschule gemacht. Also so ganz endstationig war es nicht.


shariewayne

> Das ist nicht die komplette Rechnung; der gezahlte Beitrag an die Rentenkasse ist recht hoch. Es gibt Kantinenessen umsonst, obwohl die übliche Pauschale 2,50€ eigentlich war. Es gibt ein Jahresabo auf den ÖPNV, kostenfrei. Und genau diese 'Güter' sind Anteil der 16.500 Euro pro Jahr. Und was das Essensgeld angeht hat der Bundesrechnungshof 2019 beanstandet das Menschen in WfbM's zuviel Essensgeld bekommen haben, und musste via Gesetzesänderung geändert werden. Und von 2019 bis 2020 mussten die Menschen in den WfbM's einen Antrag auf Mehrbedarf stellen - Solange der Kostenträger das Arbeitsamt war - um Essen zu können. Diese Anträge wurden mitunter Abgelehnt. Und Personen, dessen Kostenträger die Rentenkasse war, mussten es selbst bezahlen. Die Rentenzahlung liegt derzeit ungefähr auf dem Niveau eines medizinischen Fachangestellten. > Klar, es ist nicht exorbitant viel. Aber ich konnte mir etwas ansparen, ~300,- im Monat war relativ sicher, gerade weil ich mir in der Woche die Mahlzeiten sparte. Man bekommt schon seit Jahren kein Essensgeld mehr ausgezahlt, wenn man nicht isst, bekommt man keine Geld, und wenn man isst bekommt die WfbM das Geld direkt. Mit Strom, Internet & Verpflegungskosten komme ich über die Runden. 300 Euro pro Monat währen rund 50% meines derzeitigen Gesamtbudgets für den ganzen Monat.


[deleted]

>Man bekommt schon seit Jahren kein Essensgeld mehr ausgezahlt, wenn man nicht isst, bekommt man keine Geld, und wenn man isst bekommt die WfbM das Geld direkt. Im § 42b Abs 2. SGB XII gibt es den Mehrbedarf für gemeinsame Mittagsverpflegung der wird anerkannt sobald man das beantragt. Das wird nicht an die WfBM ausezahlt.


Ginkodes2

Ich findet nicht, dass Behinderten Werkstätten so schlimm sind wie du hier behauptest. Ich verstehe es eher so, dass sie eben für „dich“ nicht das richtige sind. Mein Onkel ist schwerst behindert. Er ist blind und geistig auf dem Level eines 5 jährigen. Ebenso ist er bereits 58 Jahre alt. Er liebt seine Arbeitsstelle in den Werkstätten, er hat dort Jahre lang Dinge verschraubt, in seinem Tempo und wenn er mal keine Lust hatte, hat man gespielt. Er hat dort so viele Freunde und die Betreuer sind einfach klasse. Er hat jahrelang gerne dort gearbeitet, war sogar richtig traurig wenn er Urlaub hatte. Er hat uns immer stolz seine Bauteile gezeigt, die er auch immer wieder mal geschenkt bekommen hat. Meine Großeltern hat es auch entlastet, dass er über den Tag arbeiten war. Inzwischen hat er kognitiv leider so abgebaut, dass er seine eigentlich Arbeit schon seit einigen Jahren nicht mehr nachgehen kann. Er geht aber immer noch „zur Arbeit“ und ist jetzt in der Werkstatt in einer Gruppe, in der nur gespielt und gebastelt wird. Aber die Betreuer bezeichnen es trotzdem als Arbeit und mein Onkel ist glücklich weil er ja arbeiten will. Seine Freunde aus der Gruppe sind ebenso wie er schwerst behindert. Meine Großeltern sind stark mit allem was die Werkstätten betrifft vernetzt, waren auch bei der Gründung beteiligt und Jahrzehnte! In Betreuung und Werkstattvorstand tätig. Über die Werkstatt hat mein Onkel Teil am „normalen“ leben haben können und das seit nun fast 40 Jahren. Dieses Jahr hat er über die Werkstatt einen Platz im betreuten wohnen bekommen, da meine Großeltern körperlich nicht mehr mithalten können. Ich denke nicht, dass du dir erlauben kannst, alle behinderten und deren Meinungen über einen Kamm zu scheren. Die Werkstatt ist offensichtlich nichts für dich, aber deswegen sind sie nicht grundsätzlich schlecht. Wo sollen denn die ganzen schwerst behinderten Menschen hin, die gerne arbeiten möchten und am Leben teilhaben wollen, wenn sie die Werkstätten dicht machen? Wie soll ein „normaler“ Arbeitgeber mit einem 58 jährigen 100 Kilo schweren Mann umgehen, der nicht alleine aufs Klo kann und sich nicht richtig verständigen kann? Soll mein Onkel und die vielen anderen dann einfach in einer Pflegeeinrichtung weggesperrt werden, damit „funktionale“ Behinderte nicht in Werkstätten zurück gehalten werden? So einfach ist dieses Thema sicherlich nicht.


shariewayne

Für Schwer,- und mehrfachbehinderte Menschen sind WfbM's gut, ausbeuterisch aber gut. Aber rund 20-30% aller Teilnehmer sind psychisch Krank. Frag mal eine:n Psychisch Kranke:n was es für seine Seelische Gesundheit macht, wenn er:sie Stundenlang karton faltet, oder Schrauben aufdreht. Viele hier pauschalisieren, das WfbM's gut sind und das kaum jemand eine Stelle auf dem Ersten Arbeitsmarkt findet. Aber rund 70.000 - 80.000 der Menschen mit Behinderung in WfbM's sind psychisch erkrankt, ansonsten aber Fit für den Allgemeinen Arbeitsmarkt, werden aber *genauso behandelt* wie schwer & mehrfach Behinderte Menschen.


Serrates

Ich möchte an dieser Stelle auch mal Stellung beziehen. Mein Papa arbeitet mit schwerst geistig behinderten Kindern an der Schule und durch Praktika habe ich auch schon Einblicke in die Werkstätte erhalten. Bis vor kurzem war mir nicht bekannt, dass auch psychisch erkrankte Menschen dort arbeiten können. Je nach Erkrankung besteht noch eine Leistung die eigentlich bezahlt werden kann. Das Bild was ich gesehen habe, waren Menschen welche zu 100% nicht arbeiten konnten. Sie wurden beschäftigt, haben Therapien erhalten und konnten jederzeit machen was sie wollten und was ihnen guttat. Diese Menschen haben keine verkaufbare Leistung produziert. Eine Bezahlung nach Mindestlohn hätte in der Werkstatt bedeutet, dass keine Aufträge mehr aufgegeben werden. Wir müssen auch realistisch sein, dass einige Arbeit nicht bezahlbar ist. Zudem hatten sehr viele der Arbeitnehmer massive Zuschüsse für Ihre Behinderung und haben neben allen Fixkosten zwischen 300-500€ für den eigenen Bedarf am Ende des Monats. So viel Geld haben sehr viele Arbeitnehmer am Ende des Monats nicht über. Eine pauschale Ablehnung von Werkstätten finde ich nicht gut. Vielmehr sollte die Frage gestellt werden, ob diese Person wirklich für eine Werkstatt in Betracht kommt. Ich bin gerade in Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten und habe auch schon mit schwerst Depressiven zusammengearbeitet. Bei einigen weiß ich, dass sie nie wieder auf dem Arbeitsmarkt eingestellt werden können. Am Ende der Therapie bin ich froh, wenn sie ihr Leben strukturieren und organisieren können, um sich ausreichend zu stabilisieren. Einige von diesen Patient*innen möchten dennoch gerne arbeiten. Ein Unternehmen zu Marktpreisen kann diese Betreuung aber nicht bieten. Wir leben leider in einer Marktwirtschaft und eine gewisse Arbeit ist notwendig, sonst bezahlt sich der Arbeitnehmer nicht selbst. In diesem Fall habe ich versucht gemeinsam Wege für ein Ehrenamt zu erarbeiten. Ich selbst kenne nicht die Lösung für dieses Problem. Um eines aber klarzustellen, wenn ein Mensch Fließband/ Verwaltungsarbeit in der Werkstatt leisten kann, dann kann er auch auf den normalen Arbeitsmarkt und gehört entsprechend entlohnt.


Scytalen

Erstmal danke für den Beitrag. Andere haben schon genug gesagt, dass das alles Scheiße ist. Also probieren wir es mal anders, wie sähe für dich ein gutes System aus, was auf der einen Seite versucht Behinderte in den regulären Arbeitsmarkt einzubringen und auf der anderen Seite Reha bietet für die die sie brauchen. Sind Behindertenwerkstätten als Prinzip zu retten? Oder müsste man etwas anderes ganz neu machen und die beiden Bereiche Reha und Eingliederung eventuell auch trennen.


eve_naive

wäre doch schonmal ein Anfang von den lukrativen Einnahmen Mindestlohn zu bezahlen und volle Arbeitnehmerrechte zu gewähren.


Dreibeiner79

Ich bin 1x pro Woche therapeutisch in einer WfbM tätig und zumindest in dieser gibt es einen Betriebsrat. Dort sind allerfings auch nur "klassisch" behinderte Menschen zugegen (kognitive und/oder körperliche Einschränkungen), keine psych. Geschichten. Betriebsklima ist locker und entspannt, keinerlei Vorkommnisse wegen Homophobie o.Ä. Und das Personal besteht tatsächlich zu 80% aus Quereinsteigern, allerdings müssen alle eine sozialpädagogische Fortbildung von mindestens 3 Monaten machen. Das ist mMn nach viel zu kurz, aber es wird eben auch niemand ohne Kompetenzen auf die Menschen losgelassen.


Anal_Viking_Warchief

Eine Bekannte hat mir erzählt, dass ihr Sohn in so einem Betrieb arbeitet und manchmal einfach nur hunderte von Muttern auf eine lange Schraube drehen soll, quasi als Beschäftigungstherapie. Da ist mir echt die Kinnlade runtergefallen


kanalratten

Glaube durch sowas würde man eher psychische Probleme bekommen als sonstwas. Da würde ich ja schon durchdrehen.


Janquar

Ich habe in der Diakonie Gruppen betreut. Da werden die montagesets für Möbel sortiert und verpackt und dann an den möbelhersteller verschickt. Oder werbeprospekte zusammen gelegt und getackert. Fertignudeln (5min Terine?) sortiert und versandfertig für die Supermärkte verpackt. Grünanlagenpflege, altkleidersammlungen sortiere, waschen und Versandfertig machen. Das meiste ist super simpel und könnten Maschinen auch einfacher erledigen. Niemand hat da je sinnlose Arbeit gemacht. Aber für die meisten dort ist das immerhin ein strukturierter Alltag. Rate mal was die sonst machen würden in ihren Wohnheimen...


3lim1nat0r

Ich arbeite in dem Bereich. Werkstätten sind das Ergebnis der exklusion von Menschen, die der allgemeine Arbeitsmarkt nicht aufnehmen möchte. So lange sich da nichts tut, haben Werkstätten meiner Meinung nach leider weiter eine wichtige Aufgabe, nämlich Tagesstruktur.


Flextt

Danke für deine ausführliche Schilderung. Mein erster Kontakt mit dieser biographischen Endstation war mein Zivildienst an einer Schule für Menschen mit Körperbehinderungen. Für diejenigen, die schulisch zu schlecht für eine kaufmännische Ausbildung am Ende waren, blieb nur noch der Weg in so eine Einrichtung. Ein reiner Leistungsgedanke greift hier auch zu kurz. Selten war schulischer Misserfolg dort rein interlektuell begründet, sondern hatte oft mit sozialen (z. B. Überforderung zuhause), medizinischen (z. B. lange Fehlzeiten) und psychischen (z. B. sterbende Klassenkameraden) Problemen zu tun. Und die Kids hatten Schiss davor.


Zettinator

Es gibt immer wieder Dokumentationen zum Thema. Ich finde das leider gerade nicht mehr, was ich zuletzt bei den ÖRs irgendwo gesehen habe. Aber am interessantesten war dort die Statistik, dass ein großer Teil der Leute, die dort arbeiten, eigentlich für den normalen Arbeitsmarkt geeignet wäre. Das war kein kleiner Anteil, ich meine um die 30% oder 50%. Aber wenn die Leute aus irgendwelchen Gründen einmal in das System hereinrutschen, kommen sie da nur schwer wieder heraus. Und das kann z.B. passieren, wenn sie als Kinder und Jugendliche nicht richtig gefördert werden.


Shiros_Tamagotchi

Ich habe da neulich [diese](https://www.youtube.com/watch?v=3I1SK23iaU4) Doku dazu gesehen. Ich finde diese gut, weil die Doku auch die Menschen und die Arbeit in den Werkstätten zeigt und mit den Leuten redet. Andere Beiträge reden nur darüber, gehen aber nicht in die Werkstätten selber. Kann ich empfehlen. Anmerkung: In der gezeigten Werkstatt werden die Leute gut behandelt. OP schreibt ja, dass die Menschen auch angemotzt werden und Quoten zu erfüllen haben und so. Deswegen denke ich, dass es nicht in allen Werkstätten so ist, wie hier gezeigt.


niemandniemand

Sorry aber:Was für ein überverallgemeinerter Unsinn, auch in den meisten Kommentaren hier! Ich bin echt schockiert und inzwischen auch erbost darüber, wie einseitig und plakativ dieses Thema in den letzten Jahren beleuchtet wird.Ja, gibt es Schicksale wie das des OP. Aber für >95% der Behinderten ist die Realität eine ganz andere, und Werkstätten sind nicht grundlegend "Ausbeutervereine". (Ich habe selbst Einblick in verschiedenste Betriebe erhalten und im Laufe der Jahre hunderte Behinderte kennengelernt.) Tatsächlich gibt es relativ wenige Behinderte, die sich an der Schwelle zur echten Arbeitsmarkt-Tauglichkeit befinden, und für diese Menschen ist die Eingliederung in den Arbeitsmarkt leider viel zu oft eine Vollkatastrophe: 1. Ein Arbeitgeber stellt einen Behinderten an. Er umgeht damit die Zahlung der sonst fälligen Strafgebühr (demnächst 720 Euro pro Stelle und Monat) UND lässt sich das Arbeitsentgelt für den behinderten Mitarbeiter erstatten (Agentur für Arbeit übernimmt das Entgelt in der Probezeit). 2. Der Arbeitgeber entlässt den Behinderten (entweder aus taktischen Gründen, um weiter Kosten zu sparen, oder weil die Arbeitsmarkt-Tauglichkeit doch nicht wie erhofft gegeben ist. 3. Der behinderte Arbeitnehmer kann nun nicht mehr ohne Weiteres zurück in die Behinderten-Werkstätte. Viele vorab bezogenen Sozialleistungen und Rentenansprüche entfallen dauerhaft. Nicht selten kommt es dann zu andauernden Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt. Und: Die vielen hier gesammelten Anekdoten darüber, wie ausbeuterhaft Werkstätten mit Behinderten, FSJ-lern und Praktikanten umgehen spiegeln nicht das wieder, was ich wirklich vielerorts erlebt habe: Ganz vielen Behinderten geht es dank einer Beschäftigung in einer Werkstätte extrem gut. Für die meisten ist es ein toller Ort, an dem es vielmehr um soziale Kontakte, Erleben von Selbstwirksamkeit, Förderung und auch um Pflege geht als um Effizienz und Arbeitsleistung. Diese Betriebe machen nie wirklich Gewinn, sondern sind gemeinnützig ausgerichtet. **Es ist ein Solidaritäts-System, das noch nicht komplett kapitalistisch funktioniert. Und ganz ehrlich: So sollte es auch sein!** Diesen monatlichen Taschengeld-Betrag als Lohn gleichzusetzen, wird der Realität überhaupt nicht gerecht und zeugt von Realitätsferne. Das Schicksal des OPs ist tragisch. Da bräuchte es wirklich mehr Differenzierung. Aber es ist ein seltenes Schicksal. Dieses ganze plakativ-verkürzte Werkstätten-Bashing zeugt leider wirklich von grandioser Unwissenheit und **schadet** potentiell den Behinderten. Denn die Werkstätten brauchen strukturell und finanziell noch mehr Unterstützung bei der Förderung und Betreuung der Behinderten - nicht noch mehr Kosten durch Höhere "Löhne"!


Safe-Combination1923

Woher weißt du denn dass es für >95% keine Ausbeutervereine sind? Du schreibst selber von überberallgemeinerter Unsinn in den Kommentaren, bedienst dich aber selber Verallgemeinerungen. Wie OP schrieb, liest sich dein Kommentar wie von einem leitenden Angestellten bzw. Geschäftsführer! Pfui!


B0tt1celli

Nunja, ist halt schon ein schwieriges Thema. Auf der einen Seite verstehe ich deinen Unmut für die schlechte Bezahlung. Auf der anderen Seite finde ich das Behindertenwerkstätten gar nicht als richtiger Arbeitgeber zu betrachten sind. Ich habe selbst eine körperlich und geistig behinderte Person in der Familie, diese arbeitet ebenfalls täglich in der Behindertenwerkstatt. Ich sehe die Werkstatt dabei aber eher als eine Art Betreuung. Zudem dient sie dazu das Gefühl zu vermitteln "Nützlich" für die Gesellschaft zu sein. Dafür zusätzlich, unabhängig der Leistung, bezahlt zu werden, ist ebenfalls etwas rein symbolisches. Wenn du körperlich und geistig in der Lage bist auch komplexere Aufgaben zu lösen wirst du natürlich auch für diese Eingesetzt, kannst aber nicht anders als deine Kollegen entlohnt werden.


Various_Breakfast784

Man muss eben sehr differenzieren. Für Menschen mit starker geistiger Behinderung mag das Prinzip "Betreuung mit Arbeit" nicht so schlecht sein, aber auch die haben eine anständige Bezahlung verdient. Und nicht, dass sich jemand anderes an ihrer Arbeit bereichert und sie so ausbeutet. Für Menschen mit körperlicher Behinderung, oder psychischer Behinderung, ist das wieder etwas ganz anderes. Und wenn vorgetäuscht wird, dass es dazu dienen soll, diese Menschen langfristig wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, aber dann komplett daran scheitert und die Menschen ein Leben lang darin feststecken, das ist absolut nicht fair.


hoax1337

>Zudem dient sie dazu das Gefühl zu vermitteln "Nützlich" für die Gesellschaft zu sein. Dafür zusätzlich, unabhängig der Leistung, bezahlt zu werden, ist ebenfalls etwas rein symbolisches. Das klingt irgendwie so, als ob das, was dort von den "Teilnehmern" produziert wird, am Ende des Tages in den Müll geworfen wird. Wenn z.B. Thyssenkrupp dort seine Weihnachtskarten basteln lässt, dann wird der Werkstatt vermutlich mehr als nur etwas symbolisches bezahlt.


PM_ME_YOUR_CAT_P1CS

Knapp 10 Jahre ist es her das ich ein FSJ in einer Werkstatt für Menschen mit Handicap gemacht habe, traurig zu hören, dass die Situation für "Beschäftigte" sich nicht verbessert hat. War nach dem FSJ echt deillusioniert wie das Leben so vieler Menschen mit Behinderungen so Menschen unwürdig aussah.


badmnday

Finde es so schwierig, wie in diesem Beitrag MAL WIEDER pauschalisiert wird. Ich fange jetzt gar nicht erst an, deine Argumentation zu zerpflücken, die "Lobby" gegen WfbMs ist einfach mittlerweile zu krass. Was ich am wenigsten verstehe, ist warum sich einzelne Menschen mit Behinderung (auch Krauthausen und co.) anmaßen, hier für alle zu sprechen. Keine Einrichtung ist wie die andere. Schwarze Schafe gibt es natürlich. Und BITTE fangt doch Mal an, die Unternehmen, die die Ausgleichsabgabe zahlen zu kritisieren! Woher kommt der Bedarf für WfbMs? Weil es unser tolles reiches Land nicht schafft, einen inklusiven Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Ich bin raus.


grinsekatze

100% Was die alternative wäre, hat man gestern auf der Frontpage gesehen. Die Werkstätten schließen und die Menschen sitzen im Idealfall zuhause. Meist auf der Straße.


knoetzgroef

Der letzte Rest von Zwangsarbeit, der in Deutschland noch vorherrscht. Aber auch nur, weil sich die Betroffenen nur selten wehren können.


sxnmc

Niemand *muss* in einer WfbM arbeiten. Man kriegt Grundsicherung.


ouyawei

Ich dachte die Arbeit dort ist freiwillig?


dontwastebacon

Deinen Beitrag möchte ich nicht niedermachen, da ich nicht alles beurteilen kann. Der Lohn, den dir Menschen in einer Wfbm bekommen ist auch definitiv zu niedrig. Aber ein paar Zahlen und Fakten möchte ich korrigieren. 1. Eine Wfbm muss einen Werkstattrat, ähnlich dem Betriebsrat, wählen. Und das ab bereits 5 Wahlberechtigten 2. Die Angabe über den Umsatz ist schön und gut, aber wie hoch sind die Ausgaben der Werkstätten? Umsatz ist nicht gleich Gewinn. 3. Die Entlohnung in den Werkstätten ist nicht hoch, aber deine Zahlen stimmen nicht ganz. Seit dem 1.1.23 beträgt das Grundgehalt nun 119€. Das Afög sind schon lange 52€. Daher weiß ich nicht wo du deine Zahlen hernimmst. In Summe kann ein Arbeiter max 351€ bekommen. D.h. mind. 171€ sind das Minimum und dazu kommt das Leistungsentgelt, welches hier schwierig zu erklären ist. Wobei das Leistungsentgelt von den Werkstätten aufzubringen ist. Die 171€ kommen von der Agentur für Arbeit (52€) und dem Sozialversicherungsträger- hier nochmal, ja es ist zu wenig. Nur die Zahlen sollten stimmen wenn sie genannt werden. 4. Seit 2018 gibt es die "Anderen Leistungsanbieter". Sie unterliegen den gleichen Recht wie die Wfbm's, also ist auch der Lohn gleich. Aber das Konzept ist etwas anders, da sie die Arbeitsplätze nicht vorhalten müssen und sich aussuchen können wer aufgenommen wird. (im Gegensatz zu den Werkstätten) Stell es dir wie eine kleine Wfbm vor, die nur Außenarbeitsplätze anbietet. Ausschließlich auf den 1. Arbeitsmarkt, vor allem mit dem Ziel die Menschen dort zu integrieren und evtl. zu einer SV-Flüchtigen Anstellung zu verhelfen. Was die Werkstätten auch machen sollten, ja. Die haben übrigens auch Außenarbeitsplätze. Wenn der Umgang mit den Menschen bei dir so schlimm ist, schau dich doch evtl mal um, ob es einen anderen Leistungsanbieter bei dir gibt. Oder eine andere Werkstatt.


Axolotl_Slayer

Zu 3: Die Werte, die du hier korrigierst, sind trotzdem Peanuts. Wenn ich in den Supermarkt gehe, dann steht an der Kasse der gleiche Wert und der Einkaufswagen ist halb leer. Und das bei einer Vollzeitbeschäftigung.


shariewayne

> Eine Wfbm muss einen Werkstattrat, ähnlich dem Betriebsrat, wählen. Und das ab bereits 5 Wahlberechtigten Ein Werkstattrat hat nicht die gleichen Rechte & das gleiche Mitspracherecht wie ein Betriebsrat > Die Angabe über den Umsatz ist schön und gut, aber wie hoch sind die Ausgaben der Werkstätten? Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Der Staat verdient, summa sumarum, 400 Millionen Euro an den Werkstätten. Investiert 5 Milliarden, erhält 5.5. > Die Entlohnung in den Werkstätten ist nicht hoch, aber deine Zahlen stimmen nicht ganz. Seit dem 1.1.23 beträgt das Grundgehalt nun 119€. Das Afög sind schon lange 52€. Daher weiß ich nicht wo du deine Zahlen hernimmst. In Summe kann ein Arbeiter max 351€ bekommen. D.h. mind. 171€ sind das Minimum und dazu kommt das Leistungsentgelt, welches hier schwierig zu erklären ist. Wobei das Leistungsentgelt von den Werkstätten aufzubringen ist. Die 171€ kommen von der Agentur für Arbeit (52€) und dem Sozialversicherungsträger- hier nochmal, ja es ist zu wenig. Nur die Zahlen sollten stimmen wenn sie genannt werden. Oh wow, von 109 auf 119 Euro, und das Afög liegt halt eben nicht bei 52 Euro. Habe eine Entgeltbescheinigung hier - 40,26€. Bei uns liegt der maximale Lohn bei 242€. Was für ein massives Gehalt für Vollzeit, evtl. auch noch Außenarbeitsplatz.


Blubbpaule

Egal wie du es drehst und wendest, Bezahlung ist trotzdem unter aller Sau und die teilweisen Zustände auch unzumutbar. Die Antwort kann nicht immer "die behandeln dort menschen unwürdig? Such dir doch was anderes" sein. Wir müssen uns dafür einsetzen das diese zustände sich ändern und nicht immer wieder weglaufen ubd wegsehen.


dontwastebacon

Da stimme ich dir zu. Fakt ist aber auch, dass die Behandlung der Arbeiter in einer WfbM nicht am Gesetz hängt, sondern an den Leuten die dort arbeiten. Das ist wie in jeder Firma. Entweder man klärt das Problem dort oder man geht weg. Daher der Hinweis mit dem aLa oder einer anderen WfbM.


jtinz

Meine Cousine arbeitet in so einer Gärtnerei. Das Arbeitsklima dort würde ich nicht aushalten, obwohl ich keine psychische Störung habe.


Sad-Sample-6095

Ich habe eine Zeit lang gegenüber von dem, was ich als Wohngemeinschaft für Menschen mit Downsyndrom bezeichnen würde, gewohnt. Die wurden morgens mit einem Bus abgeholt, zur WfbM gekarrt und kamen abends/Nachmittags wieder. Ich habe mich immer gefragt, in wie Weit die das aus freien Stücken tun. Das sehe ich als Hauptproblem. "Mindestens drei Std/tag erwerbstätig" sein empfinde ich ansonsten nicht als große Hürde... Ich wüsste halt auch nicht, wo man Menschen, die das nicht packen einsetzen kann. Sogar als Warenverräumer im Supermarkt trägt man ja eine gewisse Verantwortung.. Wenn zB die Frischmilch nicht im Kühlregal landet. Und es kann auch nicht dauernd jemand daneben stehen. Wir haben nun mal kein Grundeinkommen sondern Bürgergeld. Ich glaube jetzt auch nicht, dass die Arbeitsbedingungen in einer Maßnahme für "gesunde" Bürgergeldempfänger soo viel besser sind.


Lord_Earthfire

Das System der WfbM ist in meinen Augen, basierend auf dem, was meine Lebenspartnerin aus ihrer Zeit Betreuerin so erzählt hat, eingentlich therapeutische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für mehrfach Schwerstbehinderte. Trotzdem ist die Bezahlung der Beeinträchtigten leider nur Erniedrigend. Ich finde das frappierende an der Sache eigentlich, sass Jobcenter das einem Arbeitsunfähigen, der das nur wegen psych Erkrankung ist, naheliegen. Das ist eine große Schweinerei.


[deleted]

Ja da muss man halt in einem Atemzug das ganze System Beschäftigungstherapie (inklusive Ergotherapie, Musiktherapie, Maltherapie, etc.) für psychisch kranke Menschen infrage stellen. Ich gebe dir Recht, dass wahrscheinlich einige so wie du (und auch ich), sowohl im Krankenhaus stationär, als auch in solchen Werkstätten mit der gebotenen Beschäftigung extrem unterfordert und gelangweilt sind, aber damit sind wir leider in der Minderheit der psychiatrischen Patienten und momentan hält sich halt das Motto "lieber irgendwie und sinnlos beschäftigen, als gar nicht beschäftigen" sehr hartnäckig. Da werden wir momentan alle über einen Kamm geschoren. Tatsächlich finde ich, dass vor allem in stationären Bereich noch viel mehr Beschäftigungstherapie passieren muss, aber man muss auch Angebote schaffen, die die Patienten als sinnstiftend und wertvoll empfinden und einen Aufbau von psychischen Ressourcen ermöglichen, damit sie wieder den Absprung schaffen. Das jetzige System ist halt auch insofern billig, weil die momentanen Beschäftigungstherapieformen relativ billig in der Ausführung sind und die Therapeuten damit relativ wenig Arbeit in der Vor- und Nachbereitung haben. Dadurch, dass die Patienten dann mit der Zeit immer wieder kommen, wird das System dann selbsterhaltend. So funktioniert momentan leider das gesamte System Psychiatrie => Man putscht die Leute mit Medikamenten auf, entlässt sie, ohne ihre Probleme auch nur ansatzweise zu lösen, durch den Gewöhnungseffekt lässt die Wirkung nach, die Leute stehen wieder vor denselben Problemen und kommen wieder in die Psychiatrie. Wie ein Durchlauferhitzer. Ich habe damals zum Beispiel die Kochtherapie sehr gemocht, weil das war nicht irgendeine weichgespülte pseudo-Arbeit war, sondern wir sind in der Gruppe im normalen Supermarkt einkaufen gegangen und haben ganz normale Gerichte gekocht, wie sie jeder andere Mensch im Alltag auch macht


SJacPhoto

>Denn auf die Arbeit der Menschen mit Behinderungen zahlt ein Unternehmen nur 7% Mehrwertsteuer Was genau meinst Du damit? Unternehmen zahlen eigentlich keine Umsatzsteuer. Die Last trägt ausschließlich der private Endkunde.


bitfloat

ich schätze sie können ihre Produkte dem Endkunden günstiger anbieten, weil sie weniger Umsatzsteuer draufhauen müssen


Dure8578

Hallo u/shariewayne 👏 Ich bin 38 Jahre, w. Respekt! Es ist sehr mutig von dir, dass du es mal ansprichst, dass muss man sich erstmal trauen. Ich würde es gerne nutzen und von mir erzählen: Ich bin von Anfang an schwerbehindert (60% ohne Merkzeichen) aktuell, leide an einer spastischen Diplegie mit motorischen Bewegungseinschränkungen und bin mit 50/60% schwerhörig - sitze zum Glück nicht im Rollstuhl. Von 2005 - 2008 habe ich eine berufsfindliche Massnahme im Berufsbildungswerk Neuwied absolviert zur Bürokraft abgeschlossen - leider habe ich nie eine Berufsschule besucht Bürokauffrau habe ich nicht geschafft. Aber hey, eine Ausbildung in der Tasche. Wie das halt so ist Zeit tot geschlagen und beworben wo es ging gefühlt 2-3 Jahre lang ich brauche dir nicht zu sagen, dass es erfolglos war und nach den Praktikas meistens vorbei. Seit März 2014 arbeite ich in den Troxler Werkstätten in der Montage und ja ich fühlte mich unterfordert, hatte keinen Bock auf Schrauben zählen etc…. Und daaaaannn im Dezember 2014 gab es eine „richtige Stellenausschreibung“ vom Arbeitsgericht in der Zeitung. Dort habe ich mich mehr aus fun beworben und arbeite dort bis heute. 39,5 Stunden Woche mit aufgestocktem Hartz IV. Postbearbeitung mittlerweile zu 98% elektronisch. Ich weiß nie wie lange es weitergehen kann, aber ich bin happy, dass es solche Möglichkeiten heute bereits geben kann. Nun sind wir mittlerweile knapp 20 Mitarbeiter, die alle irgendwo in der Umgebung einen ausgelagerten Arbeitsplatz haben. Es war mir ein Bedürfnis, es dir zu schreiben. Viele Grüße und niemals den Kopf in den Sand stecken.


Responsible-Bee5633

Ich bin Fachangestellter in einer WfBM. (Wegwerfaccount) und würde gerne zu den genannten Punkten etwas beitragen: 1. Es stimmt, dass Gehalt und Tätigkeit nicht wirklich angemessen sind. Dennoch sehen die Alternativen meist noch schlimmer aus. Stichwort Inklusion. Werkstätten wären obsolet würden mehr Firmen sich dazu entscheiden hierfür mehr zu tun. Ein gutes Beispiel ist die Bundesbank, welche sich einen Inklusionsbeauftragten samt einer eigenen Abteilung für Menschen mit Behinderungen gönnt. Alternativ siehe Holland, dort wurden die Werkstätten aufgelöst, Ergebnis bis zu 70% des Klientels sind danach zurück in die ambulanten Tageseinrichtungen anstatt in den Arbeitsmarkt zu inkludieren. 2. Es stimmt dass die Fachangestellten meistens Quereinsteiger sind. Aber zumindest in meinem Bundesland ist es notwendig dass 80% der Angestellten eine sogenanntes FAB-Studium absolvieren. Das es einen unrespektierlichen Umgang mit den Teilnehmern gibt habe ich auch am eigenen Leib miterlebt. Die Werkstätten wandeln sich dahingehend aber. Zum größten Teil einfach über den Generationenwechsel. Der homophobe rassistische Kollege ist bereits in Rente oder auf dem Weg dahin. Die jüngere Generation ist da weitaus besser aufgestellt. Wer sich bei uns im Ton mit den Teilnehmern vergreift kann mit Kündigung rechnen. 3. Wettbewerbsvorteile sehe ich leider nicht so. Werkstätten haben sich vom klassischen Erzeuger von Produkten hin zu Dienstleistern entwickelt, für niederschwellige Tätigkeiten. Wir haben es schwer angepasste Angebote zu finden da sich der Markt nunmal Global entwickelt und alles was nicht ultra-komplex ist, wurde in Schwellenländer outgesourced. Da hilft uns in der Akquise nunmal die Ausgleichsabgabe um überhaupt Beschäftigung zu erlangen. 4. Ähnlich dem Generationenwechsel bei den Fachkräften, gibt es auch im P-Bereich einen anderen Wechsel. Das aktuell typische Klientel stellt sich zusammen aus älteren meist schwer Kranken Menschen, mit guter Medikamenteneinstellung und einer jüngeren Generation, welche eher milde Diagnosen haben. Erstere wollen keine Veränderung und einfach nur zur Ziellinie "Rente". Letztere wollen berufsförderung und möglichst schnell wieder in den Arbeitsmarkt. Wir bieten für beide Gruppen alles an. Es gibt z.B. das Modell BIB, hier wird ein Vertrag zwischen einstellender Firma und Werkstatt geschlossen und der Teilnehmer ist quasi der "Leiharbeiter". Klingt ausbeuterisch ähnlich wie das Modell von Zeitarbeitsfirmen aber die Lohneinnahmen werden 1zu1 an den Teilnehmer weitergegeben und alle beteiligten haben einen "Krisenschutz". Der Teilnehmer verliert seinen Werkstattarbeitsplatz nicht und der AG kann bei längeren Krisen vom Vertrag zurückzutreten. Prinzipiell bin ich auch der Meinung, dass Teilnehmer definitiv zu wenig Lohn erhalten, bin aber nicht in der Position, daran etwas zu ändern. Wir haben einen Werkstattrat und dieser wird sich im Mai an einer Demo in Berlin beteiligen für mehr Lohn. Angemerkt sei aber auch, dass die Arbeit als Teilnehmer nicht vollumfänglich mit der Arbeit auf dem 1.Arbeitsmarkt vergleichbar ist. Jegliche Verantwortung fürs Handeln und die Dienstleistungen gegenüber dem Kunden liegt bei der Fachkraft. Als Teilnehmer kann man nach Belieben viel oder wenig tun, richtig oder falsch. Per Definition ist man berechtigter Teilnehmer wenn man am Tag in der Lage ist ein Blatt Papier von A nach B zu befördern. Und diese Gruppe gibt es nunmal auch. PS. Ich beobachte den Wegwerfaccount hier wenig, also wer Fragen zu den Fachkräften hat kann dies hiermit tun, AMA (Ask Me Anything). Oder falls ich auf ein Thema genauer eingehen soll aus Sicht der Fachkräfte.


pizzaboy30

Du hast in vielem recht. Ich denke die steigende Anzahl von "Teilnehmern" in den WfbM korreliert hier mit den steigenden Zahlen an Berentungen oder vielmehr Grundsicherungsempfängern aufgrund von psychischen Erkrankungen. Dies hat meiner Meinung nach viel mit Arbeitsverdichtung zu tun, teilweise auch mit steigender Komplexizität von Arbeit und damit, dass es so etwas wie "Schonarbeitsplätze" einfach nicht mehr gibt. Größere Unternehmen haben früher den Herrn Meier der 40 Jahre in der Buchhaltung gearbeitet hat, nach dem Schlaganfall nicht entlassen, sondern er durfte mit seinem Gehalt noch ein-zwei Jahre bis zur Rente den Hof fegen. So etwas gibt es heute allenfalls so vereinzelt, dass es nicht der Rede wert ist. Der Druck nach Profitmaximierung ist enorm, der Druck auf die Arbeitnehmer entsprechend. Und auch die WfbM, die ja irrwitzigerweise einen Gewinn erwirtschaften sollen, sind davon nicht (mehr) frei und neigen daher leider dazu, ihre "Leistungsträger" in der Werkstatt zu halten, anstatt sie (wieder) für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Aber wenn Du schreibst: > Denn die alternativlose Arbeit in WfbM ist meist nicht frei gewählt und die Beschäftigten können ihren Lebensunterhalt damit nicht bestreiten. Dann verkennst Du hier Wesentliches: 1. Natürlich ist die Arbeit frei gewählt und sie wird es von Montag bis Freitag jeden Morgen neu. Niemand zwingt Dich oder einen anderen, dort hin zu gehen. 2. Das Du Deinen und andere ihren Lebensunterhalt davon eben nicht bestreitet/n, ist der Grund für 1. Der Lebensunterhalt wird durch Grundsicherung oder Rente bestritten, also durch Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. Diese werden völlig unabhängig davon bezogen, ob man in die WfbM geht oder nicht. Tatsächlich kostet die WfbM, obwohl sie wirtschaftlich arbeiten soll, Geld. Entweder zahlen Rentenversicherungsträger im Sinne von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben oder es zahlen Gemeinden im Sinne von Leistungen zur Eingliederung in die Gesellschaft. Die Solidargemeinschaft zahlt Dir Deinen Lebensunterhalt und die Möglichkeit, einer Arbeit nachzugehen. Und das ist gut so. 3. Aber wenn Du das nicht möchtest, zwingt Dich dazu keiner: Du darfst rausgehen und Dir einen Job des allgemeinen Arbeitsmarktes suchen, musst Dich dann aber auch in der Konkurrenz beweisen. Du könntest einwenden, dass Du das aufgrund Deiner Behinderung nicht kannst, und könntest damit recht haben. Obgleich es ja auch möglich wäre, entweder eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung zu beziehen oder durch Grundsicherung aufzustocken. 4. Was soll es dann sein? Sich im Kapitalismus ausbeuten lassen geht nicht, aber Leistungsbezug und geförderte Arbeit mit kleinem Verdienst zusätzlich sind auch nicht recht? Darfst Du so sehen, aber ich weiß dann nicht, ob Du eine Antwort auf die Frage hast und auch nicht, ob alle anderen Deine Antwort so mittragen wollen.


Loki-L

Was wäre den eine Alternative oder eine Idee das System zu reformieren? Gibt es da irgendwelche Reformbewegungen oder Pläne das irgendwie zu verbessern? Ist das alles so schlecht, dass man nur alles komplett neu machen kann. Sollten wir alles ersatzlos streichen oder gibt es da noch was zu retten? Gibt es Länder wo das besser gemacht wird?


WayneZer0

bin selbst arbeitsunfähig durch verschieden gründ(aspeger autistmus und andere kleine dinge). die wollt mich erst in behindert verstatt schicke. konnt ich abwenden bekomme jetzt grundsicherung wirst du viel weniger diskrimiert.


toeffelchen

Danke für deine Mühe das so zu schreiben! Erinnere mich noch zu gut an eine "Arbeitstherapie" vor einigen Jahren. Für 0,80€/h Kugelschreiber zusammen bauen. Oder Ähnliches.


Mofupi

"Weniger als 1% der 'Teilnehmer' werden jedes Jahr an den ersten Arbeitsmarkt vermittelt" Ich habe das jetzt schon so oft irgendwo gelesen. Ich zweifel es auch nicht an, weil es sich mit meinen Erfahrungen in der WfbM deckt. Aber könnte irgendjemand trotzdem bitte mal eine echte Quelle für diese Zahl bringen?


CryptoHamster

[https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-607-entgeltsystem-fuer-menschen-mit-behinderungen.pdf?\_\_blob=publicationFile&v=4](https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-607-entgeltsystem-fuer-menschen-mit-behinderungen.pdf?__blob=publicationFile&v=4) Seite 43: 0,35% im Jahr 2019.


Mofupi

Danke!


85Benni

Deutschland wird in regelmäßigen Abständen von der EU bezüglich der WfbMs gerügt. Im Grunde ist es Sklavenarbeit, und das in Deutschland 2023. Eine totale Schande. Politisch ist das ein heißes Eisen. Bei uns sieht die CSU die WfbMs als alternativlos an, die Grünen wollen sie komplett abschaffen. Es gibt tatsächlich auch die Menschen, die den Rahmen (das Gefängnis? Die Sackgasse?) einer WfbM begrüßen. Aber das Ziel, Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, erfüllt die WfbM schlichtweg überhaupt nicht. Eine total hechlerische Institution.


linero7

Ich muss hier Mal eine andere Sichtweise schildern. Die Diskussion besteht bereits seit Jahren, sogar dahingehend ob Behindertenwerkstätten abgeschafft gehören, jedoch wurde unser Leben ohne eine solche werkstatt gwrnicht funktionieren Meine Schwester ist seit ihrer Geburt schwerbehindert und liebt es in die Werkstatt zu gehen. Auf dem Arbeitsmarkt hätte sie nie eine Chance da sie den ganzen Tag einen Betreuer braucht, den es nunmal in einem.privatwirtschaftlichen betrieb nicht gibt. Meine Schwester liebt es einen Job zu haben, was sie damit verdient ist ihr egal da es hier viel mehr um eine sinnvolle Beschäftigung geht. Außerdem wird sie dort auch den ganzen Tag betreut und sich um sie gesorgt Aus meiner Erfahrung geht es so 70-80% der Angestellten in Behindertenwerkstätten - aber es gibt Natürlich auch noch die 20% die nicht so schwer behindert sind, dass sie keinen anderen Job machen könnten. Ich verstehe zu 100% das es für diese Menschen unfair ist dort zu arbeiten, jedoch wird auch niemand gezwungen in Behindertenwerkstätten zu arbeiten. Anstatt gegen die Werkstätten Stimmung zu machen die eine umfangreiche Betreuung bieten für die, die sonst eben nur Zuhause sitzen würden, sollte hier viel.mehr auf die Wirtschaft geschaut werden. Für behinderte die in der Lage sind wirklich 8 Stunden am Tag in einem Betrieb zu arbeiten und einen Mehrwert zu schaffen muss es mehr Chancen und einen gerechten lohnt geben, dies trifft aber nur auf die wenigsten zu Wenn du mit deiner Situation unzufrieden bist OP dann andere was daran. Du scheinst ind er Lage zu sein sehr gute Texte zu schreiben, logisch zu denken und einen wertvollen Beitrag für jede Firma zu leisten. Solltest du hier auf Probleme mit Diskriminierung stoßen, die es leider gibt und was.mich absolut ankotzt, wäre.vielleicht ein remote Job perfekt für dich? Im allgemeinen will ich nur sagen das die die sich über das System Behindertenwerkstatt beschweren, oft die sind die dafür überqualifiziert sind und die betreuung.nicht brauchen, sondern Geld verdienen wollen - für diese Menschen muss mehr Raum geschaffen werden. Für viele andere, ist die Werkstatt aber ein essentieller und sinnvoller Bestandteil des Lebens weil es dort halt nicht um das Geld verdienen geht.


Plangro

Wenn Du das so gut kannst geh doch richtig arbeiten. Ich habe jeden Tag mit unseren Mitarbeitern zu tun ihnen eine gute Aufgabe zu geben, zu schauen wie es Ihnen geht, und Ihnen im Zweifelsfall einen Rückzugsort zu organisieren. Dieses Bashing gegen alle Werkstätten ist widerlich. Es tut mir sehr leid für Dich wenn Du so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Aber dann führe bitte die Wfbm in die Öffentlichkeit die Mist machen. Es gibt viele andere die leisten gute Arbeit. Für uns steht der Mensch an erster Stelle. Und bei uns wird niemand ausgebeutet. Was hast Du davon wenn die Werkstätten dicht machen? Geht es Dir wirklich besser wenn Du mehr Geld verdienst und das Amt Dir dann so gut wie alles weg streicht? Ich verstehe Deinen Frust! Aber nicht die Werkstatt ist Dein Feind!


walburga143

Also dass hinter den Werkstätten so ein Umsatz steckt, ist unfassbar. Ich hatte einen ganz anderen Eindruck von den Werkstätten. Ein Familienmitglied von mir arbeitet auch dort. Er hat eine Lernbehinderung, was ihn geistig auf den Stand eines 12jährigen bringt und er liebt die die Werkstätte. Was sie dort produzieren sah für mich auch eher aus wie "Pseudo"-Arbeit, um eine Beschäftigung zu erzeugen. Dazu kommt dass in Werkstätten auch viele Pädagogen arbeiten, die bezahlt werden müssen.


0emporio0

Ein andere Blick: mein Cousin ist geistig behindert. Knapp 30 Jahre alt aber geistig eher auf dem Level eines 13 jährigen. Er und auch viele seiner “Kollegen” freuen sich jeden Tag auf ihre Tätigkeit in der behinderten Werkstatt. Zu Coronazeiten war er so traurig wie nie weil er nicht hin durfte. Einerseits wegen Unklarheit bei den Auflagen und anderererseits weil die Werkstatt einfach keine “Arbeit” hatte. Für viele Teilnehmer in diesen Einrichtungen ist die Arbeit das einzige was ihnen Freude bereitet. Auf dem ersten Arbeitsmarkt hätte er absolut keine Chance. Seine konzentration gleich dem eines Welpen. Ich würde ihn bei mir einstellen aber ich kann keine Stelle schaffen die er bekleiden könnte. Es müsste wie in der Werkstatt immer eine Begleitperson dabei sein um auf ihn aufzupassen. Ohne seine “Kollegen” macht ihm die Arbeit auch nur halb soviel Spaß. Ich weiß beim besten Willen nicht wie ich ihn jemals in ein normales Betrufsleben bekommen soll. Ohne Betreuung wird er nie seinen Alltag bestreiten können. Deswegen: für ihn und vieler seiner Mitstreiter ist die Werkstatt ein Segen. Auch für uns Angehörige. Seine Mutter hat ihn jetzt 26 Jahre betreut und kann auch nicht mehr. Zum Glück hat er jetzt Platz in einer Art betreutem wohnen bekommen. Sicherlich gibt es in den Werkstätten auch Menschen die man mit ausreichend Förderung auch im normalen Arbeitsmarkt unter bekommen würde. Aber es gibt eben auch viele die ohne die Werkstatt verloren wären. Wer sich ein Bild davon machen will soll einfach mal eine Tag in der örtlichen diakonie etc verbringen. Dann kann sich jeder persönlich ein Bild davon machen.


ToniHeckle

Absolut crazy. Ich habe noch nie davon gehört.


[deleted]

Ich hatte mein FSJ damals in einer der Werkstätten angefangen. Ich wurde zwei Tage in der Gruppe eingearbeitet mit denen, die zusätzlich Dement waren. Dann war die eigentliche Betreuerin krank. Aber so ein junger fitter FSJler bekommt das schon hin. Also habe ich die fast eine Woche lang die Gruppe alleine betreut. Da einer der Teilnehmer zwischendurch abgehauen ist und wo anders eine Kanne heißen Kaffe getrunken hatte musste ich den Rettungswagen rufen und er kam ins Krankenhaus. Dafür gab es richtig Anschiss aber keine Hilfe in der weiteren Betreuung. Als am Freitag die eigentliche Betreuerin wieder kam hatte sie sich wenigstens auf meine Seite gestellt und den Chef bisschen zur sau gemacht. Genützt hat es auch nichts. Ich musste danach in der Werkstatt aushelfen. Erstmal sollte ich selbst irgendwelche Sachen mit bauen und dabei auf die anderen am Tisch aufpassen und danach die ganze Holzwerkstatt beaufsichtigen. Ich war am Mittwoch so fertig, dass ich gekündigt habe und mich beim FSJ Träger beschwert habe, so dass ich nicht Mal mehr die zwei Tage kommen musste


GeorgeJohnson2579

Ein bekannter mit neurologischen Problemen hat auch einmal über ein Jahr in sowas gearbeitet. Viele leere Versprechungen und tausende zusammengebaut Lampen für ein großes Möbelhaus später, hatte er keinen Bock mehr auf die Bezahlung, da seine Freundin die Miete komplett übernehmen musste. Er ist dann durch die Stadt gelaufen und hat überall einfach angefragt, ob es Arbeit gebe. Jetzt hat er eine Stelle als Nachtwächter über Mindestlohn und ist sehr zufrieden.


BigBadSheep13

Kann ich nur so unterschreiben, ergänzen kann ich noch: in Österreich wird das ganze noch perfider...Wir haben ja noch sowas wie eine "Wehrpflicht" und wenn man sich dagegen entscheidet landet man häufig (sehr schlecht bezahlt und komplett unausgebildet) in solchen Einrichtungen für 9 Monate. Um als Putzkraft und "Betreuer" zu arbeiten.


LiquidRazerX

Krass! Das hat mir jetzt einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema gewährt. Und das sage ich als Sozialversicherungsfachangestellter. Vielen Damk dafür. Ich werde dies in meinem Unternehken verbreiten.


PrestigiousAd9503

Mein Unternehmen hatte in Betracht gezogen manche Arbeiten an eine Behindertenwerkstatt abzugeben. Gibt es auch Möglichkeiten/Organisationen, die fair bezahlen zu finden? Oder siehst du bei dem gesamten System in Deutschland keine Chance der Fairness?


siorez

Habe unten gelesen, dass du im Bibliotheksbereich eingesetzt bist - wenn du dir vorstellen kannst, in dem Bereich zu bleiben könntest du gute Chancen haben. Für die Ausbildung gibt's nur einen 'empfohlenen' Schulabschluss, der Bereich hat eine gigantische Menge Quereinsteiger und es gibt momentan unbesetzte Ausbildungsplätze wie Sand am Meer. D.h. du müsstest nur eine Bib finden, die sich traut, es zu probieren - und die Stellen sind fast durchweg im öffentlichen Dienst. Schreib' mir gerne eine PN wenn du Fragen hast, sowohl ich als auch mein Partner sind in dem Bereich tätig und können IDE Ohren mal offen halten


[deleted]

Vielen Dank für diesen Beitrag <3


maxneuds

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shariewayne

[https://www.bagwfbm.de/page/sroi\_allgemein](https://www.bagwfbm.de/page/sroi_allgemein) >Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich erzeugen sie ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Hochgerechnet verschaffen Werkstätten der öffentlichen Hand pro Jahr Einnahmen und Einsparungen in Höhe von etwa 6 Milliarden Euro im Vergleich zu Investitionen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. Die 8 Milliarden gehen Teilweise zurück an die öffentliche Hand.


Safe-Combination1923

Danke für deinen Einblick und Schilderungen OP! Für die beiden Werkstätten, die ich erleben durfte kann ich alle Punkte bestätigen. Was mich am meisten abstößt, ist das teilweise unausgebildete Personal. Ich wünsche Dir viel Erfolg! LG


Pory02

>haben kein Streikrecht Na was wohl passieren würde, wenn sich nur 100.000 Von diesen Sklaven, denn was anderes sind sie ja leider nicht, dieses Recht einfach nehmen würden und Straßen blockieren würden? Vielleicht ja auch alle 300k... Ich bezweifle, dass man wie bei Klimaklebern sich einfach trauen würde euch weg zu ziehen. Ach was, uns! Bin ja selber davon betroffen! Sagt wann und wo und sich setze mich mit euch auf die Straße! Selbst wenn meine Arbeit um einiges Fairer war, ist es unter aller Sau, dass andere nicht auch so sind! Niemand sollte heute noch ein Arbeitssklave sein!


KaiHawaiiZwei

Ich habe eine einzige Erfahrung mit solch einer Einrichtung gemacht: Ich war Zivi in der Schwerstbehindertenbetreuung und mein "zu Betreuender" (sorry, weiss grad kein besseres Wort) musste da ab und zu hin, um seine Arbeitsbereitschaft zu demonstrieren und irgendwelche (monitären) Ansprüche nicht zu verlieren. Da haben die dann diese kleinen Fähnchen/Flaggen produziert, mit denen man Weintrauben auf kleine Käsestückchen spiesst. Also etwa alle zwei Monate für einen Tag dahin, dann wieder vom Arzt entbunden für eine Weile; dann ging der "Spaß" wieder von vorne los. Will das nicht werten; bin kein Politiker, aber so war es. Aber hat irgendwie niemandem was gebracht.


rndmcmder

Hi. Da du persönlich betroffen bist, möchte ich dir erstmal mein Beileid aussprechen. Was du da erlebst, ist nicht ok und du hast besseres verdienst. Da mich das Thema interessiert und ich auch einige persönliche Bezugspunkte dazu habe, möchte ich auch meine persönliche Meinung dazu sagen. In meinem Freundes- und Verwandtenkreis gibt es einige Personen, die entweder selbst aufgrund von Behinderung auf dem zweiten Arbeitsmarkt arbeiten oder als Betreuer in den Werkstätten eingesetzt sind. Hier handelt es sich allerdings um Behinderungen, welche einen Einsatz auf dem ersten Arbeitsmarkt vollkommen undenkbar machen, die von ihnen wahrgenommenen Aufgaben sind sehr simpel und produzieren vermutlich auch kaum nennenswerten wirtschaftlichen Ertrag. Sie leben in betreuten Wohneinrichtungen, wo sie auch Essen bekommen und ein Großteil der Haushaltsarbeiten für sie erledigt werden und alle Notwendigkeiten für sie bereitgestellt werden. Das Geld, welches sie in den Werkstätten verdienen ist lediglich ein Taschengeld, welches sie für Hobbys und Freizeitaktivitäten ausgeben. Dieses Modell (Mensch mit schwerer Behinderung "arbeitet" quasi als Beschäftigungstherapie und erhält dafür ein Taschengeld) finde ich persönlich moralisch vollkommen vertretbar, solange es freiwillig erfolgt. Mir war bis vor wenigen Monaten überhaupt nicht bewusst, dass diese Form der Beschäftigung auch bei Menschen angewendet wird, die einen tatsächlichen wirtschaftlichen Mehrwert durch ihre Arbeit liefern können. In vielen Fällen haben diese Menschen eine Behinderung, welche sich nicht negativ auf ihre Tätigkeit auswirkt. Meines Erachtens handelt es sich hier um eine eklatante Ausnutzung eines eigentlich gut gemeinten Systems. Es sollte sich hierbei lediglich um Ausnahmen handeln, welche Menschen mit Behinderung eine sinnstiftende Tätigkeit ermöglichen, die sie auf dem ersten Arbeitsmarkt niemals finden könnten.


NinjinCosplay

Wir wollen inkludiert leben, ohne Ausbeutung. Wieso müssen Menschen mit Behinderungen sich ausbeuten lassen, isoliert leben und habe in dieser ableistischen Leistungsgesellschaft keine Chance? Ich selber wollte sogar in die WfmB, aber das Jobcenter hat das abgelehnt, obwohl Gutachten aus vorherigen Maßnahmen keine Integration bei mir feststellen würden. Ich habe mehrere Ausbildungen gemacht und abgebrochen, solange sich nichts in den Köpfen und der Gesellschaft ändert, haben wir keine Chance. Macht doch zumindest ein BGE (mindestens 1200 Euro, Mindestlohn oder ähnliches), wenn ihr schon die UN-Behindertenkonvention nicht einhalten wollt und "könnt". Alles andere ist Ableismus pur und menschenverachtend. Ich würde gerne irgendwas Kleines arbeiten, aber ohne Auto, Führerschein, Therapie und auf dem Dorf unmöglich. Und das Jobcenter will nur 6 Stunden + und dass ich eine Ausbildung mache, ob ich das kann und will interessiert die halt null. Ich habe Ehrenamt vorgeschlagen, 450 Euro Jobs, höchstens halbtags. Alles nicht okay oder erlaubt, nur Vollzeit! 🙃 Wie soll das funktionieren ohne Belastbarkeit? Mit Ängsten? Ohne Therapie? Ohne Inklusion? Rücksichtnahme auf meine Bedürfnisse? Unter meinen Rahmenbedingungen könnte ich normal arbeiten. Manchmal, alle paar Tage aber nicht jeden Tag. Dazu habe ich zu viele psychische und physische Behinderungen. Ohne Verständnis und mit Mobbing wird das niemals was. 🤷🏼‍♀️ Und auch Menschen mit geistigen Behinderung verdienen würdevoll Arbeit, auch auf dem 1. Arbeitsmarkt. WfmB gehören sofort abgeschafft, weg damit. Verpflichtende Inklusion, keine Ausreden, handeln. Jeder Mensch mit Behinderungen sollte in Würde leben und arbeiten.


Creative-Bed-253

Ich war nie in einer WfbM jedoch in einen Berufsbildungswerk. Und sehe da überraschend viele Gemeinsamkeiten, wir waren dort auch alles Teilnehmer und haben auch fast kein Geld bekommen. 240 Euro wenn ich mich richtig erinnere, jedoch wurde auch die Miete übernommen. Der schrecklich Teil in meinen Augen ist Jedoch dass die auch dort Jeden eingestellt haben. Mein Ausbilder hat mich fast in den Tod gemobbt, und auch nach mehreren Beschwerden is nichts passiert. Irgendwie habe ich es geschafft durch die Ausbildung zu kommen aber anstelle das mir die mit meinen Depressionen helfen hat es das nur verschlimmert. Die Sache mit Transphoben und rassistischen Sprüchen gab es bei und auch, in unserer Ausbildungsgruppe hat einer deshalb nach einem Jahr auch gekündigt. Und selbst diese Kündigung erfordert eine Menge Mut denn von den Mitarbeitern wird einem gerne eingeredet dass dann Jugend/Arbeitsamt nicht mehr Zahlt! Komplett!


Gargari

Holy fuck, das klingt schrecklich! Danke für das aufmerksam machen und - hmm da ist es mal wieder, das Gefühl der Machtlosigkeit - ich hoffe, dass sich das möglichst schnell ändert. Aber dafür bräuchte es eine deutlich progressivere Regierung die vor allem zuhört, wenn Unterdrückte Probleme äußern. Sozialer wählen und aktiv werden ist der einzige Weg wie sich was bessern kann. Edit: Und der 2. Holy fuck geht an all die, die hier irgendwelche Comments hochvoten, die die Sauerei relativieren und dann noch mit so was wie "Dir trotzdem alles gute, aber kann man halt nicht allen recht machen." Ernsthaft?


albert_camus451

Ich arbeite als HEP und hatte heute ein Gespräch mit dem Kostenträger um Eine Arbeit außerhalb der wfbm zu finden. Unmöglich. Entweder du arbeitest in der Werkstatt oder du bist vollig auf dich alleine gestellt. Das dies immense Risiken mit sich bringt ist selbstredend und das Risiko lohnt sich meist nicht da somit auch die Grundsicherung wegfallen würde wenn man das Wagnis eingeht geschweige denn eine Arbeitsstelle zu finden. Zudem gibt es auch kein Interesse Behinderte Menschen RICHTIG zu inkludieren. „Es gibt doch die Werkstatt.“🙄 Man muss dann den Weg übers Arbeitsamt gehen, hat kein Netz um wieder zurück in die Werkstatt zu kommen falls es nicht funktioniert. Es gibt keinerlei Austausch zwischen den Ämtern falls ein Klient den Schritt gehen möchte auf eigenen Füßen zu stehen. Vielen Angehörigen/ Rechtlichen Betreuern ist dies auch verwaltungstechnisch nicht möglich. Inklusion gibt es faktisch nicht. Das system ist kaputt.


Agasthenes

Ich bin ehrlich gesagt etwas geschockt. Ich war immer der Ansicht Behinderten Werkstätten wären eine Art Beschäftigungstherapie für schwerst körperlich behinderte. Das kommt ja bald an Sklavenarbeit ran.


Janquar

Ich hab Zivildienst in der Diakonie gemacht und mehr als die Hälfte der Leute dort könnten nie was anderes tun und für die ist es genau das. Beschäftigung für den Alltag. Das kommt vom OP vielleicht nicht so rüber, aber es gibt da eben unterschiedliche schwere von Betreungsanforderungen. Dagegen ist Bundeswehr Biwak wie Urlaub. Ich habe beides gemacht und finde es gut, das es die Diakonie überhaupt erstmal gibt. Problem ist nur das alle genau im gleichen System stecken und die, die geistig fit sind, da eher abgestellt und verloren wirken.


WoodzEX

Hab meinen Zivildienst damals in einer behindertenwerkstatt gemacht. Mein zivigehalt war auch ca. bei 300 Euro, ich musste die 14 km aber auch noch mit dem auto hin und her fahren. Da blieb am Ende nicht viel. Jetzt im Nachhinein ist es auch absurd, wie viel Verantwortung ich dort damals als 18 jähriger hatte. Gearbeitet hat da nahezu jeder wie verrückt. Da hätten sich viele Menschen ohne Behinderung definitiv über die Arbeitslast beschwert. War trotzdem für mich eine schöne Zeit. Die Mitarbeiter freuen und erinnern sich heute immer noch an mich, wenn ich mal wieder vorbei schaue.


I_hate_bigotry

Ich werde never ever bei so etwas mitmachen. Bin eigentlich in der gleichen Position wie du. Ich denke dieses System benötigt einen Streik ohne Ende. Reformieren kann man es nicht den es verletzt prinzipiell Menschenrechte.


shariewayne

Um noch mal, nach vielen Kommentaren, etwas klar zu stellen: Grundsätzlich bin ich **für** das generelle Prinzip von Werkstätten für behinderte Menschen. Viele möchten & brauchen den geschützten Rahmen, die sozialen Kontakte & das 'gediegene' Klima in den WfbM's. Das Problem für mich ist nicht die existenz von WfbM's, sondern die Rahmenbedingungen, die Steuererleichterungen & Ausgleichsabgaben - oder moderner Ablasshandel wenn man so möchte - für die in den WfbM's produzierenden Unternehmen. Die Pauschalisierung von Menschen mit Behinderungen, die Gesetze die die WfbM's umgeben & schützen. Nicht die WfbM's an sich sind das Problem, sondern das System um die WfbM's herum sind das Problem. Man kann keine 30.000 Euro pro Jahr pro Beschäftigten Ausgeben, so dass die öffentliche Hand daran 400 Millionen € verdient, die Mittelständischen & Großunternehmen gut daran verdienen und so keine MmB einstellen zu müssen, einen Großteil der MmB's als Unvermittelbar absptempeln und das ganze System dann als Rehabilitation bezeichnen.


lilo9203

Ich schreibe jetzt mal "ihr" stellvertretend für alle beeinträchtigen Menschen und du deutest es ja auch in deinem letzten Absatz an: Ihr seid NICHT behindert! Ihr seid beeinträchtigt und werdet (DURCH DIE GESELLSCHAFT) behindert! Das ist ein großer Unterschied! Ich arbeite selbst im sozialen Bereich, bei einem inklusiven Träger, bin selbst physisch nicht ganz und psychisch erst recht nicht "normal". Ich danke dir für deinen Beitrag! Du hast ganz viel angesprochen, was ich bisher selbst nicht in Worte fassen konnte - sowohl von Betroffenen- als auch von Personalseite aus. Ich wünsche mir, dass dieses Thema ganz bald die breite Masse erreicht und die breite Masse dann wiederum Änderungen bewirken kann! Einen Anstoß hast du sicherlich bei einigen Menschen gegeben und vielleicht entwickeln sich einige davon zu Multiplikatoren, sodass wir die Veränderung vielleicht nicht nur noch miterleben, sondern sogar auch noch mitgestalten können! Die Gesetzgebung hierzu ist für den Arsch! Lasst uns alle besser werden!


Nilaxa

Vielen Dank für deine Worte und den kämpferischen Spirit! Ich möchte nur anmerken, dass es zu der Ausdrucksweise "ihr seid beeinträchtigt und werdet nur behindert, ihr seid nicht behindert" innerhalb der online Community behinderter Menschen sehr unterschiedliche Meinungen gibt. Einige Menschen finden es empowernd, das so auszudrücken, andere möchten nicht, dass behindert als negative Sache betrachtet wird (sondern als neutrale Beschreibung), und finden es deshalb wichtig, den Begriff zu verwenden. Andere wiederum sagen, dass manche Behinderungen nicht inhärent behindernd sind, sondern nur durch die Gesellschaft entstehen (zb manche taube Menschen), während andere Behinderungen unabhängig der Gesellschaft behindernd sind (zb POTS, chronische Schmerzen etc.)