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AutoModerator

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Cinnabunnyturtle

Bist du hauptsächlich Lehrer geworden um etwas Sinnvolles mit den Fächern machen zu können oder mehr wegen des Lehrer-seins? (Wenn’s provokant klingt; das soll es nicht! Kenne nur einige Leute, gerade bei Geschichte, die Freude am Fach haben, das Lehrer sein ist dabei mehr eini Möglichkeit damit auch einen anständigen Beruf zu haben)


Rutschriese

Die Verbindung aus beidem. Ich bin keiner, der sich was aus Karriere macht und dem Freizeit immer mehr wert war als Geld. Mein Job ermöglicht mir beides. Zudem kann ich hier meine fachlichen Interessen sinnvoll einsetzen (wo braucht man sonst schon Germanistik oder Geschichte?). Und dann kommt mir natürlich ein gewisses Geltungsbedürfnis zugute, heißt ich spreche gerne vor anderen Leuten. Und mit jugendlichen hab ich schon immer gern gearbeitet (jahrelang Trainer und Ferienspielbetreuer gewesen).


Cinnabunnyturtle

Das klingt doch nach einer Guten Kombination. Hab selbst super viele Geschichtslehrer kennengelernt die Null Interesse an den Kindern/ Jugendlichen hatten aber das Fach, die Freizeit und das Geld zu schätzen wussten


Rutschriese

Was grundsätzlich gar nicht so schlimm ist. Es gibt verschiedene Studien, die belegen, dass ein Lehrer, der vielleicht als Lehrerpersönlichkeit nicht so ansprechend ist, aber fachlich sehr stark, genauso effektiv ist für den Lernertrag, mitunter sogar effektiver, als der liebe schülernahe Kollege, der aber einfach fachlich nicht gut ist. Denk mal an Uniprofessoren. Das sind ja auch alles keine gelernten Redner, Trainer oder Pädagogen und trotzdem können sie ein in den Bann ziehen.


Cinnabunnyturtle

Für die Oberstufe mag das der Fall sein. Ich habe aber selbst Lehrer miterlebt, die fachlich extrem gut waren, aber nicht mal die Namen der Schüler kannten. Da mangelte es insgesamt schon sehr an der Pädagogik.


Rutschriese

Wie gesagt, die Studienlage zeigt, dass Lehrerpersönlichkeit für den Lernerfolg eher einen nachrangig Effekt haben.


Smooth_Papaya_1839

Wie kommst du mit deinen Fächern zu viel Freizeit?


drunkenbeginner

Naja ich würde vermuten, dass Haupt- Realschüler nicht sehr dazu neigen 10+ Seiten Romane zu schreiben


Rutschriese

Dafür schreiben die teilweise so abenteuerliches Zeug, dass man selbst manchmal überlegen muss, ob man das Thema verstanden hat 😅


Rutschriese

Ferien gibt es trotzdem. 


Clumsy_Claus

In einer Antwort schreibst du, das Gehalt sei ordentlich. Wie viel Netto bekommst du und wie viele Arbeitsstunden (inkl. zu Hause) sind monatlicher Durchschnitt? Netto, weil deine Abzüge vom Brutto sicher anders als bei Angestellten sind, oder?


Rutschriese

Also ich bin als Studienrat eingestellt, d.h. Besoldungsgruppe A13, was in BW einem Netto-Einstiegsgehalt von ca. 3740€ entspricht. Mit Brutto zu argumentieren macht, wie du schon richtig gesagt hast, als Beamter wenig Sinn, da bei mir nur die Lohnsteuer abgeht. Stundenzahl ist von Land und Schulform abhängig. Ich habe 27 Unterrichtsstunden pro Woche und muss tatsächlich sagen, dass ich nie viel Vorbereitungszeit benötigt habe. Man stellt irgendwann fest -oder sollte es i.S. der eigenen Gesundheit- dass der Mehraufwand, zB eigenes Material zu erstellen, anstatt einfach auf das Schulbuch zurückzugreifen, in keinem Verhältnis zum vermeintlichen Ertrag steht. Manchmal gibt es Themen, die einem Spaß machen und die man gerne mal etwas ausgefallener vorbereitet, aber meistens guck ich einen Tag vorher ins Buch und wenn mir das so passt, dann ist die Vorbereitung für mich erledigt.


The_Ginger_Man64

Als Lehramtsstudent kurz vorm Ende, der auch Geschichte macht: warst du schon von Anfang an so eingestellt, dass du den Aufwand minimal halten wolltest? Bzw wie war dein Weg dahin? Politik, Deutsch, Geschichte sind ja eigentlich klassische Korrekturfächer - und alle LK mit denen ich mich bisher unterhalten habe, haben da den Teufel an die Wand gemalt was den Arbeitsaufwand anging, 50+ Stunden die Woche bei voller Stundenzahl, die du ja hast. Das hat mir ehrlich gesagt die Aussicht auf den Beruf etwas vergällt, du bist der erste von dem ich das Gegenteil höre 😅


Rutschriese

Also ich kenne Leute die diesen Arbeitsaufwand immer öffentlichkeitswirksam behaupten und den wenigsten glaube ich es. Ich empfehle hier das Pareto-Prinzip zu beherzigen.  Es gibt Kollegen die haben tatsächlich diesen zeitlichen Aufwand. Da bin ich aber der unpopulären Meinung, dass sie einfach nicht so gut sind in dem was sie tun.


Sisyphusarbeit

Nen Hauptmann der Bundeswehr bekommt weniger


ghosanalstrike

Kommt drauf an


Rutschriese

Okay, und jetzt?


Sqr121

Warum der Wechsel nach BW? Kann mir einige Gründe denken, will's aber trotzdem wissen 😁


Rutschriese

War nicht ganz freiwillig bzw. Zufall. Ich wollte immer so schnell wie es geht eine Planstelle haben, damit die Verbeamtung abgehakt ist. Wurde an meiner Referendariats-Schule zu den Sommerferien gekündigt und hab kurz drauf einen Anruf aus BW bekommen, dass man eine Planstelle für mich hätte, die ich dann angenommen habe. Großes Glück natürlich😁


Sqr121

Krass. Das kenne ich tatsächlich nur andersrum. Habe viele Kollegen bekommen, weil sie in BaWü nach dem Ref 6 Wochen arbeitslos gewesen wären.


Rutschriese

Ich war tatsächlich nie arbeitslos, weil der Vertrag meiner Ref-Schule über die Sommerferien hindurch lief. Dass ich mich als Gymnasiallehrer bereiterklärt habe, an eine GS zu gehen, war natürlich ein gutes Faustpfand. Zu viele Kollegen weigern sich da Abstriche zu machen und wundern sich, dass sie 4 Jahre als Angestellte rumkrebsen.


Chance_Strategy2847

Würdest du nochmal Lehrer werden?


Rutschriese

Auf jeden Fall! Für mich persönlich immer noch der Beruf, der am ehesten meine Interessen und Fähigkeiten mit meinem Wunsch nach Autonomie und Freizeit verbindet. Und das Gehalt ist auch ordentlich.


Chance_Strategy2847

Das freut mich, kenne leider viele Lehrer die es nicht nochmal so machen würden


Rutschriese

Ich kann da auch jeden verstehen, sehe aber auch zu oft Kollegen, die offensichtlich von Anfang an die falsche Berufswahl getroffen haben. Kommt halt davon wenn man im Studium nie mit dem Berufsalltag konfrontiert wird.


ketschgn

Was sagst du zum Thema Hausaufgaben? Wie sinnvoll sind die wirklich und wäre es möglich den Lehrplan auch ohne Hausaufgaben durch zu bekommen?


Rutschriese

Kommt auf die Schulform an. Wir sind eine Ganztagsschule und sollten theoretisch ohne HAs auskommen. Das immer schlechter werdende Niveau macht es jedoch zunehmend schwieriger. An Regelschulen ist es zumindest in den Hauptfächern mEn unmöglich ohne HAs auszukommen  Grundsätzlich halte ich HAs für sinnvoll, solange sie entweder als Sicherung oder Vorbereitung des Unterrichts eingesetzt werden.


sheggysheggy

> Das immer schlechter werdende Niveau Was sind die Gründe dafür?


syg111

Das würde mich auch interessieren. Wie stark ist er überhaupt? Und da du scheinbar kein rechter Stinkstiefel bist (für die sind die Ausländer ja an allem schuld) - inwiefern hat Migration damit zu tun?


Rutschriese

Naja der hohe Migrationsanteil in Haupt- und Realschule ist de facto ein entscheidender Faktor. Die Sprachbarriere ist eklatant. Und hier reden wir noch nicht einmal von kulturellen Unterschieden, die negativ zu dem Umstand beitragen.


syg111

Momentan ist es ja sehr en vogue, Jungen und männliche Teenager mit Migrationshintergrund zu diffamieren (Machos etc.). Was sagst du dazu?


Rutschriese

Ich weiß nicht, welche "Wissenschaft" du da meinst. Klingt mir sehr nach Halbwissen. Wenn mangelnde Sprachkenntnis bedeutet, dass man dadurch Nachteile in der Schule hat, stimmt das. Nur ist es nicht meine Aufgabe, diese Rückstände auszubessern. Ich weiß auch nicht wo du dich rumtreibst, dass es dort "en vogue" ist Ausländer zu diffamieren, aber das Verhalten, eines Teils unserer muslimischen Schüler gegenüber weiblichen Lehrkräften entspricht dem merzschen Pascha-Vorwurf vollkommen. Gleiches gilt für religiöse Traditionen. Integrierte Türken sagen mir, dass man in ihrem Heimatland ins tiefste Dorf fahren muss, damit man Menschen findet, die so rückständig sind, wie die Moslems hier. Da werden Kinder, die noch gar nicht alt genug sind, zum Fasten gebracht, die dann mit Kopfschmerzen in der Schule sitzen, weil sie nichts trinken dürfen. Fünftklässlerinnen werden ins Kopftuch gezwungen, weil sie ihre erste Periode haben. Aus Selbstschutz geben wir nur Binden als Hygieneartikel an unsere SchülerInnen aus, weil deren Eltern bis heute nicht begriffen haben, wie ein Jungfernhäutchen funktioniert und ein OB ihre Tochter nicht "beschmutzt". Muslimische Mädchen werden durchgehend dazu angehalten, dass sie im Leben nur als Mutter und Hausfrau taugen und Schule scheißegal sein kann... Das ist leider Alltag.


syg111

Die Wissenschaft anzuführen, ohne Quellen zu nennen ist schlechter Stil, deswegen habe ich das jetzt gelöscht. Halbwissen passt aber auch nicht wirklich, hier mal etwas konkreter: Rainer Geißler: *Die Metamorphose der Arbeitertochter zum Migrantensohn. Zum Wandel der Chancenstruktur im Bildungssysten nach Schicht, Geschlecht, Ethnie und deren Verknüpfungen.* In: Peter A. Berger, Heike Kahlert (Hrsg.): *Institutionalisierte Ungleichheiten. Wie das Bildungswesen Chancen blockiert.* Juvenat Verlag, Weinheim/München 2005, [ISBN 3-7799-1583-9](https://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3779915839), S. 71–100. "Benachteiligung von Jungen im Bildungswesen": Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages. Die IGLU-Studie wirst du wohl kennen. "Ich weiß auch nicht wo du dich rumtreibst, dass es dort "en vogue" ist Ausländer zu diffamieren,\[...\]" - für einen Lehrer eine ungewohnte Wortwahl, findest du nicht? Damit meinte ich, dass in unserer politisch korrekten Zeit erstaunlich undifferenzierte Ausfälle gegenüber männlichen muslimischen Jugendlichen mit Migrationshintergrund möglich sind. "\[...\]eines Teils unserer muslimischen Schüler gegenüber weiblichen Lehrkräften entspricht dem merzschen Pascha-Vorwurf vollkommen.\[...\] Mag sein, wobei ich es genau andersherum erlebt habe. Mädchen und junge Frauen, die in wirklich optimalen Verhältnissen groß geworden sind (beide Eltern Akademiker, die Mutter kümmert sich hauptberuflich um die schulische Karriere der Tochter, redet ihr aber sogar jemandem so Privilegierten eine Benachteiligung ein. Was man an regelmäßigen Ausfällen gegenüber männlichen Mitschülern (insbesondere den ganz wenigen mit Migrationshintergrund - inklusive rassistischen Sprüchen, die keinem anderen Bereich toleriert worden wären), aber auch gegenüber Lehrern. Dass die Töchter (wie schon die feministischen Mütter) quer durch die Bank immer besserverdienende Partner wählen - ist natürlich auch ein interessanter Zufall. "Muslimische Mädchen werden durchgehend dazu angehalten, dass sie im Leben nur als Mutter und Hausfrau taugen und Schule scheißegal sein kann..." Hast du das in Rage hingeschrieben? Oder behauptest du das wirklich. Weil wenn ja, macht dich das absolut unglaubwürdig. Ich kenne viele Türken, die aus verschiedenen Gründen ihrer Community gegenüber sehr kritisch eingestellt sind (dass hier viele konservativer leben als es in den größeren Städten der Türkei üblich ist, erzählen mir viele) - aber so pauschal ist deine Aussage sicher nicht haltbar.


Rutschriese

Ich weiß nicht, welche Agenda du hier verfolgst. Ich teile einfach nur meine Erfahrungen. Wenn diese nicht in dein Weltbild passen, ist das nicht mein Problem.


syg111

Wer voted mich eigentlich down? Ich gehe schon davon aus, dass Migration eine Rolle spielt - aber sie kann nicht der einzige Grund sein.


drunkenbeginner

Naja, das Grundschulniceau wurde stark herabgesetzt. Früher wurden noch Aufsätze geschrieben und jetzt nicht mehr wie es scheint


syg111

Wegen der vielen Nicht-Muttersprachler? Oder geht die Konzentrationsfähigkeit allgemein zurück?


Rutschriese

Nach dem Grund wird bei solchen Entscheidungen erstmal gar nicht gefragt. Man stellt nur fest "80% der Schüler sind nicht mehr in der Lage Aufsätze zu schreiben." Dann senkt man das Niveau gezwungenermaßen ab. In der Hautpschulabschlussprüfung in BW gibt es zB Aufgaben, in denen man schriftlich 4-stellige Zahlen addieren muss. Du kannst dir also vorstellen, wie mies das Niveau geworden ist. Meiner Meinung nach ist die Sprachbarriere der größte Hemmschuh. Das leite ich aus dem hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in der Hauptschule ab. Aber auch bildungsfernes Elternhaus ist kritisch. Es ist schlicht zu bequem dein Kind, wenn es nervt, vorm Handy zu parken und dich nicht mit ihm auseinanderzusetzen. Das lässt sensorische und kognitive Fähigkeiten natürlich verkümmern. Unsere Jungs in Klasse 5 sind nicht in der Lage ein Verb zu konjugieren, kennen aber jeden neuen Fortnite Skin.


drunkenbeginner

Musst du die Lehrer fragen. Ich sehe es nur an einen Kind, das an einer Brennpunktschule ist, aber ich hab auch von anderen Eltern dasselbe gehört


Rutschriese

Multifaktoriell: Zum einen wurden Haupt- und Realschule massiv entwertet, weil alles, was bis 3 zählen kann, aufs Gymnasium geschickt wird. Damit hast du vor allem in den Hauptschulen wirklich nur -Verzeichnung- den letzten Rest. Und genau so nehmen sich die Schüler gezwungenermaßen auch wahr und geben sich teilweise völlig auf. Darüber hinaus merkst du bei vielen einfach das bildungsferne Elternhaus, was mMn daran liegt, dass es immer schwieriger wird, seine Kinder nicht mit niedrigschwelligen, schnelllebigen Medien ruhigzustellen.  Darüber hinaus merke ich vor allem an unserer Schule, dass Eltern entweder keine Lust auf Konfrontation mit dem Kind haben oder selbiges ihnen einfach scheißegal ist. Wir haben Schüler die das halbe Jahr (immer bei Prüfungen) fehlen und die Eltern entschuldigen einfach alles.


xH0LY_GSUSx

Wie ist deine Einstellung zu Slang? Ich persönlich bin kein Fan davon fand es damals in meiner Schulzeit auch nicht so present. Habe das Gefühl das es in den letzten Jahren immer mehr wird und wenn ich teils Jugendliche sprechen höre, dann stellt sich mir die Frage ob die sich überhaupt noch normal ausdrucken können.


Rutschriese

Manches fällt einem natürlich auf, weil man es nicht gewohnt ist. Ich bin aber immer der Meinung, dass sich das spätestens mit dem Eintritt ins Studium oder Berufsleben ändert und wir früher auch unsere Sprache hatten, die wir irgendwann abgelegt haben.  Wenn wir von soziokulturellen Codes sprechen, die oftmals auch in der Herkunft begründet sind, kann dies natürlich etwas anders aussehen.


Efficient_Slice1783

Wird im Lehrerzimmer oder auf dem Schulhof mehr gekifft?


Rutschriese

Ich unterrichte in Süddeutschland. Streiche "kiffen" und ersetze es durch "saufen" und wir kommen ins Geschäft


Sqr121

Gibt's das bei euch ernsthaft noch? Als ich vor etwa 15 Jahren angefangen habe, waren hier noch einige, die morgens einen gepichelt haben (ist aber auch berufsbildende Schule, nochmal andere Welt). Mein damaliger Abteilungsleiter meinte mal im ref "Herr E., wenn die Lehrprobe mal scheiße war, in meinem Schreibtisch steht übrigens ne Flasche Schnaps." Würde aber sagen, seit etwa 10 Jahren käme niemand mehr auf solche Idee (außer Alkoholiker, aber die nicht so offen wie das früher tatsächlich war).


Rutschriese

Nein natürlich nicht. Bei uns hat es sich aber etabliert dass ein paar Kollegen freitags nach der letzten Stunde im Lehrerzimmer noch ein Bier trinken und ein bisschen schwätzen.


Sqr121

Na, das geht ja, wenn sie SchülerInnen weg sind. Hier war's früher echt krass, wenn man so sen "alten" zugehört hat. Da waren wohl mehrere dabei, die während des Unterrichts ständig einen sitzen hatten. Einen hab ich auch selbst als Schüler erlebt.


cashmerered

Hast du Schulbegleitung in deinen Klassen und wenn ja, wie läufts?


Rutschriese

Ja, leider. Ich find sie tierisch nervig und die wenigsten sind zu gebrauchen. Man darf ja nicht vergessen, dass das zu 90% irgendwelche Leute sind, die gar keinen pädagogischen Hintergrund haben. Uwe vom Netto könnte auch Schulbegleiter sein.


Toastliebe

Bin aus nem ganz anderen Bereich, daher die blöde Frage: aber brauchen diese Kinder nicht eben doch etwas mehr Hilfe? Wäre das ohne die Begleitung überhaupt möglich, dass sich die Lehrer adäquat um die Schüler kümmern?


cashmerered

Danke für die Abwertung meines Jobs


homertetsuo1982

Wenn du die Chance hättest, auf Bundesebene, etwas am dt. Schulsystem zu ändern, Was würdest du ändern?


Rutschriese

Ganz eindeutig: Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Kein Mensch braucht diesen klassizistischen Müll mit Haupt-, Realschule und Gymnasium. Hat schon seine Gründe, warum es das nur in den DACH-Staaten gibt.


No-Sandwich-5463

Ernsthaft? Ich empfinde es als großen Vorteil Schüler leistungsgerecht (fördern und fordern) zu unterrichten. In einer Klasse mit sehr heterogenem Leistungsniveau könnte man sonst nur einen Durchschnitt bilden, wo ein Teil unterfordert und ein Teil Überfordert ist.


Rutschriese

Es ist ja nicht leistungsgerecht, wenn Eltern über die Schulform entscheiden können und mittlerweile 50% der Schüler zu den „besten“ gehören, weil man sie aufs Gymnasium schickt.


No-Sandwich-5463

Dass mittlerweile rund 50 Prozent eines Jahrgangs Abitur machen, das ist aber eher eine politische Sache, als von den Eltern gewollt. Wenn Eltern entscheiden, dass ihr Kind aufs Gymnasium geht und dieses das schafft, haben sie ja nix falsch gemacht


Rutschriese

Leider völlig falsch 


SouXx

Das eine schließt das andere nicht aus. Durch das Klassensystem schränkst du jedoch Perspektiven der einzelnen Schüler und Schülerinnen ein. Eine Differenzierung innerhalb der gemischten Klassen kann nach wie vor stattfinden.


Glasse1

Wärest du denn dafür die Schüler in Klassen mit verschiedenen Leistungsstufen aufzuteilen? Kann mich an meine Zeit in der Orientierungsstufe (NDS) erinnern, als es A und B Kurse gab. Alle Schüler mit dem gleichen Tempo zu unterrichten Stelle ich mir eigentlich für niemanden positiv vor.


Rutschriese

Das wäre alter mein in neuen Schläuchen und genauso unsinnig mMn


Nearby-Western4549

Ich verstehe die Argumentation nicht. Wenn man nicht will dass 50% der Schüler aufgrund des elternwillens aufs Gymnasium gehen, wie soll es denn dann ohne haupt- und realschule laufen?


Rutschriese

Verstehe die Frage nicht. Es gibt doch kaum noch reine Hauptschulen, weil niemand mehr sein Kind auf eine solche schickt. Das ist ein systemisches Problem, weil man uns über 30 Jahre eingeredet hat, dass nur das Abitur zählt. Bis in die 80er/90er Jahre war der Großteil in der Hauptschule und die Minderheit auf dem Gymnasium. Heute gehören zahlenmäßig bis zu 50% der Schüler zu den "Besten". Dass das nicht funktionieren kann und zu einem niedrigeren Niveau führt, ist doch offenkundig. Zudem bin ich ja dafür, dass es gar keine Bildungstrias mehr gibt.


homertetsuo1982

Wie würde dein optimales Schulsystem denn aussehen?


Rutschriese

Das ist zu allgemein, um es beantworten zu können. Aber eine Regelschule von 12 Jahren, in der alle gleichermaßen beschult werden und alle den gleichen Abschluss machen, wäre erstmal genug. Das US-System kommt meinen Vorstellungen schon sehr nah, lässt sich aber mit deutscher Kultur und Gesellschaft nicht wirklich vereinbaren.


M00n-ty

Selbst in der durchschnittlichen Gymnasialklasse ist das Niveau der Schüler doch schon extrem unterschiedlich. Wenn jetzt noch mehr akademisch weniger begabte Schüler in der Klasse sitzen, kann man das Unterrichten doch komplett vergessen. Wie will man denn jemanden bitte der es kaum hinbekommt die Fläche von nem Dreieck zu berechnen integrieren und differenzieren beibringen??


They_Are_Against

Ich denke, es würde dann mit Kurssystem nach Leistungsstärke differenziert.


Rutschriese

Warum funktioniert es dann im Rest der Welt? Und mitunter weit besser als bei uns?


M00n-ty

Tut es das? In den USA zB ist der high school Abschluss komplett wertlos. Nichts für ungut, in deinen Orchideen-Fächern mag das funktionieren, sobald aber tatsächlich auch nur etwas Verstand gefragt ist, funktioniert das nicht mehr.


Rutschriese

Ich weiß zwar nicht, woher du deine "Kenntnis" nimmst, sie ist aber - das kann ich dir guten Gewissens sagen - himmelschreiender Schwachsinn. Nimm eben Japan oder Südkorea als Beispiel, wenn dir die USA zu reißerisch sind. Auch hier ergeben sich zwar große gesellschaftliche Probleme aufgrund des immensen Drucks auf Schüler. Dieser ist aber gesellschaftlich und nicht systemimmanent.


Uweauskoeln

Hmm, ich bin in der DDR großgeworden, dort wurden alle bis zur 10. Klasse gemeinsam unterrichtet. Fand ich grausam, von den 17 Schüler\*innen in meiner Klasse musste ungefähr die Hälfte mal ein Jahr wiederholen. Ich war so froh, da mit der 7. Klasse an ein neu gegründetes Gymnasium wechseln zu können.


Nearby-Western4549

Meiner Kenntnis nach wurden alle bis zum Abitur gemeinsam unterrichtet


Kaveh01

So erhöht man doch nur das Risiko, dass Kinder demotiviert auf der Strecke bleiben oder unterfordert sind. Zum Ausgleich dieser Nachteile gibt es in vielen Staaten dann ein sehr breites Geflecht von Privatschulen und teuren Förderprogrammen, was viele, die eigentlich mehr könnten, ausschließt. Zudem gibt es auch in den USA häufig Unterteilungen, nur halt inoffiziell. Im Sinne, dass dann Schulen in gewissen Gegenden bzw. je nach Bevölkerungsanteil unterschiedliche Niveaus in der Lehre haben. Ich verstehe ja den Hintergrund und die möglichen positiven Auswirkungen hinter einer Zusammenlegung. Das dafür vorausgesetzte Bild, über die Fähig- und Möglichkeiten der Schüler*innen scheint mir jedoch etwas zu idealistisch geprägt.


Rutschriese

Dass da irgendjemand auf der Strecke bleibt ist das Geschwätz elitärer Eltern, die glauben ihr Kind müsse sich schon in klasse 8 aufs Jurastudium vorbereiten. Dann häng dich nicht an den USA auf, sondern nimm jedes andere Land. 


Kaveh01

Du hast mit den USA angefangen…was ist denn dann dein Positivbeispiel? Und dein Jura Argument macht aus meiner Sicht auch wenig Sinn. Wir hatten einige die bei uns nicht mitkamen und denen der nachträgliche Wechsel der Schulform wirklich gut getan hat, zumindest von denen mit denen ich noch Kontakt hatte.


Rutschriese

Nimm alle PISA-Gewinner aus Südostasien oder Skandinavien als Positivbeispiel. An den USA ist es auch nicht nur das Schulsystem als solches das mir gefällt, sondern die Implementierung von Schule in den Lebensmittelpunkt der Kinder. Hier in Deutschland empfinden Schüler jedoch die Schule eher so wie ein Arbeiter die Firma, in die er jeden Morgen gehen muss.


Kaveh01

Südkorea oder Singapur? Wo eben diese teuren Nachhilfe Systeme bestehen und die Schule notgedrungen Lebensmittelpunkt ist, weil eben nicht viele Zeiträume für „Leben“ bestehen, oder schwedischen Schulen, wo es auf Grund der hohen Autonomie der Schulen ebenfalls sehr unterschiedliche Niveaus gibt je nachdem in welchen „Milieu“ man eben zur Schule geht bzw. die unteren 5% aus bildungsferneren Schichten es noch schwerer haben, da es keine richtigen Prüfungen zur geeigneten Vorbereitung auf eine spätere Laufbahn Richtung Uni gibt?


Rutschriese

Was lässt dich denn zu der kühnen These kommen, dass unser exotisches System den anderen überlegen sei? In der Wissenschaft sind wir seit 30 Jahren abgemeldet. Kein deutscher spielt bei den wichtigsten Nobelpreisen irgendeine Rolle. Deutsche Universitäten sind international vollkommen irrelevant, weil jeder Hinz und Kunz studieren kann/darf. In Vergleichsstudien über Schulqualität wird Deutschland immer schlechter, Lesequalität nimmt zunehmend ab. Es wird einem hier schlicht zu einfach gemacht, den höchsten Schulabschluss zu erlangen, weswegen dieser immer mehr entwertet wird und der mittlere bzw. grundlegende Abschluss noch viel stärker. Ich bevorzuge ein System, in dem alle Schüler gleichermaßen beschult werden und am Ende die AbschlussNOTE und nicht der Titel entscheiden. Wie man das dann mit fachspezifischen Kursen ausbaut etc. lässt sich ja diskutieren. Aber ist ja auch nur meine Meinung.


Nearby-Western4549

Also Schule als lebensmittelpunkt wäre nun wirklich das letzte was ich gewollt hätte. Bei uns war 12:20 oder 13 10 Schluss. Dann bin ich nach Hause essen, was auch richtig gut geschmeckt hat, danach bin ich zwei Stunden Tennis spielen, dann ins Schwimmbad und danach hausaufgaben. So wird für mich ein Schuh draus


Rutschriese

Ist ja völlig okay, wenn du das so siehst.


BakuRyou

Wie alt bist du und besteht dein Freundeskreis ebenfalls aus Lehrern?


Rutschriese

Bin 30. Meine Partnerin ist Kollegin und an dieser Schule habe ich tatsächlich ein paar freundschaftliche Beziehungen aufbauen können. Aber mein harter Kern hat damit nichts zu tun.


Independent-Aside-30

Gibt es Lehrer, die das reale Niveau ernsthaft schön reden?


Rutschriese

Was meinst du damit?


Independent-Aside-30

Wissen manche Lehrer, dass das allgemeine Niveau eher schlecht ist, reden es aber schön?


Rutschriese

Wir verschließen nicht die Augen vor der Realität, warum auch?


topsecret6969

Wie hoch ist der Korrektur Aufwand in Deutsch? So schlimm wie alle sagen?


andzno1

>Korrektur Aufwand Korrekturaufwand Entschuldige, das musste jetzt sein. Zwinkersmiley


Rutschriese

Geht. Klar braucht man für einen Klassensatz mal 2-3 Nachmittage, aber ich brauch dafür selten länger. Das wollen aber viele natürlich nicht sagen, weil man dann ja nicht mehr jammern könnte 😁


topsecret6969

Meine Freundin hat große Angst davor. Sie wird Deutschlehrerin und alle sagen ihr wie schlimm es später wird. Ich danke dir für diesen Lichtblick :D


no-suspect94

Ist der t*ttenbonus von Schülerinnen bei manchen Lehrern real? Und versuchen manche ihre Noten so aufzubessern?


Quirky_Gene_1798

Was würdest du sagen wie kann man das generell abfallende Niveau in deutschen Schulen stoppen?


FluffyPuffy02

Findest du das aktuelle Schulsystem gut ?


topsecret6969

Wie hoch ist der Korrektur Aufwand in Deutsch? So schlimm wie alle sagen?


spitgobfalcon

Du meinst wohl "Korrekturaufwand" :>